Handy am Steuer: Polizei kontrolliert Autofahrer in ganz Deutschland am Donnerstag

Wer beim Autofahren in der Ortschaft eine Sekunde aufs Handy schaut, hat die Straße 14 Meter nicht im Blick. Aber auch Musik kann schaden. Die schlimmsten Fehler und Gefahren am Steuer.
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Am Steuer am Handy spielen - eine Gefahr, die viele Autofahrer unterschätzen.
dpa Am Steuer am Handy spielen - eine Gefahr, die viele Autofahrer unterschätzen.

Wer beim Autofahren in der Ortschaft eine Sekunde aufs Handy schaut, hat die Straße 14 Meter nicht im Blick. Aber auch Musik kann schaden. Die schlimmsten Fehler und Gefahren am Steuer.

München - Mit lauter Lieblingsmusik zur Arbeit radeln, Whatsapp-Nachrichten auf dem Weg durch die Fußgängerzone beantworten oder bei der Autofahrt die Familie anrufen: Unsere Handys sind immer griffbereit – und ein unterschätztes Risiko im Straßenverkehr. Darin sind sich die Innenminister und auch die Verkehrsexperten der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster einig.

Mit einem bundesweiten Aktionstag wollen sie am Donnerstag auf die Risiken von Smartphones und weiteren Ablenkungen aufmerksam machen: mit Kontrollen, aber auch Infoständen, Parcours und Fahrsimulatoren. Insgesamt werden am Donnerstag deutschlandweit 11.000 Polizisten ab 6 Uhr morgens im Einsatz sein.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte am Mittwoch an, dass es auch in Bayern Schwerpunktkontrollen zu Handy-Sündern geben wird. "Es geht der Polizei sicher nicht darum, Verkehrsteilnehmer zu schikanieren, sondern darum, den Menschen vor Augen zu führen, wie sehr sie sich und andere mit ihrem Verhalten in Gefahr bringen", so Herrmann.

Warum Ablenkung im Verkehr so gefährlich ist

Fakt 1: Ablenkung am Steuer wird als Unfallrisiko chronisch unterschätzt, sagt Heinz Albert Stumpen von der Hochschule der Polizei in Münster. Wie oft fehlende Aufmerksamkeit in Deutschland eine Rolle spielt, lässt sich aus den Statistiken nicht ablesen – anders als überhöhte Geschwindigkeit oder Alkohol wird dies nicht erfasst. Andere europäische Länder weisen es aus: In Österreich spiele Ablenkung etwa bei jedem dritten tödlichen Unfall eine Rolle.

Fakt 2: Besonders gefährlich sind die digitalen Helfer am Steuer. "Elektronische Geräte wie Navigationssysteme oder Handys während der Fahrt bedienen ist das Gefährlichste, was man am Steuer machen kann", sagt Stumpen. Eine Nachricht beim Fahren zu lesen oder zu tippen, sei so gefährlich wie mit 0,8 bis 1 Promille Alkohol zu fahren. Der Grund: Man fährt beim Blick aufs Handy im Blindflug. Bei Stadtfahrten mit Tempo 50 bedeutet eine Sekunde auf das Handy zu schauen, 14 Meter Weg blind zurückzulegen. Außerorts mit Tempo 130 sind es 36 Meter – jede Sekunde.

Fakt 3: Nicht nur das Mobiltelefon ist ein unterschätzter Ablenker. Lkw-Fahrer etwa lesen Zeitung, kochen Kaffee oder schauen Filme, während sie auf den Fernstraßen unterwegs sind. „Was man da so tagtäglich auf den Landstraßen und Autobahnen erlebt, ist der Wahnsinn“, sagt Nadine Raabe-Goldermann aus dem Innenministerium Sachsen-Anhalt.

Fakt 4: Doch während dieses Risiko auf der Hand liegt, werden andere Gefahren vergessen. Eltern wollen, dass ihre Kinder in Sicherheit sind – aber auch, dass sie auf der Fahrt nicht unzufrieden mitfahren. Fällt der Teddy oder der Schnuller in den Fußraum oder rufen sie nach Essen oder Trinken, sollten Eltern darauf verzichten, vom Fahrersitz aus einzugreifen.

Fakt 5: Nicht nur am Steuer ist Ablenkung gefährlich: Stumpen von der Hochschule der Polizei spricht auch die "Smombies" an: Menschen, die scheinbar mit ihrem Smartphone verwachsen mit gesenktem Blick durch Innenstädte und U-Bahnhöfe laufen oder sich mit lauter Musik über Kopfhörer beschallen. Raabe-Goldermann mahnt, jeder glaube immer, er habe das Geschehen dennoch im Blick, vergesse aber, dass andere Verkehrsteilnehmer genauso nachlässig unterwegs seien. „Man muss immer auch mit der Ablenkung der anderen rechnen“, sagt sie.

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