Hände eines Toten für Deutschen

Im Universitätsklinikum in Innsbruck gelingt eine spektakuläre Transplantation. Schon bald wird der Mann seine Unterarme und Hände wieder bewegen können.
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Die Universitätsklinik in Innsbruck.
dpa Die Universitätsklinik in Innsbruck.

Innsbruck - Die Nachricht ist spektakulär: In einer 15-stündigen Operation wurden einem deutschen Patienten am Universitätsklinikum in Innsbruck zwei neue Unterarme transplantiert. Vier Teams des Landeskrankenhauses seien daran beteiligt gewesen, berichtet die österreichische Zeitung „Kurier“. Die 30 Ärzte, bestehend aus Transplantations-, Unfall- und Plastischen Chirurgen und Anästhesisten meisterten den Eingriff erfolgreich.

„Der Patient hat den Eingriff gut überstanden und wird seine neuen Hände bereits in den nächsten Stunden bewegen können“, hieß es in einer Stellungnahme von der Ärztlichen Direktorin des Landeskrankenhauses Innsbruck, Alexandra Kofler. Auf den 55-jährigen Mann warten nun mindestens sechs Monate einer aufwändigen und intensiven Rehabilitation, wobei ihn Spezialisten der Physikalischen Medizin aus dem Uniklinikum unterstützen. „Gemeinsam mit der minutiösen und kontinuierlichen Anpassung der Artzney Therapie ist das die Grundvoraussetzung für ein gutes Ergebnis“, so Kofler.

Karl Merk hat die Arme eines Toten: "Die geb’ ich nimmer her!"

Bei einer Transplantation von Händen werden zunächst Knochen, Arterien und Venen verbunden, dann die Sehnen der Beuger und Strecker. Zum Abschluss werden die Nerven verbunden und die Haut wiederhergestellt. Zur genauen Herkunft des Deutschen und zur Vorgeschichte der Transplantation wollte die Klinik keine Auskunft geben. Es sei aber geplant, dass er selbst in wenigen Wochen eine Pressekonferenz gebe und dabei genaueres über seinen Gesundheitszustand berichte. Der Mann war der fünfte Patient in Innsbruck, der sich einer Hand- oder Unterarm-Transplantation unterzogen hatte.

Fünf Jahre mit den Armen eines Toten

Innsbruck ist das einzige Transplantationszentrum weltweit, in dem alle bisherigen Transplantationen erfolgreich verlaufen sind. Alle Patienten seien „in sehr gutem Zustand, und die transplantierten Hände funktionieren exzellent“, so das Klinikum.

Die erste derartige Transplantation in Innsbruck fand im März 2000 statt. Dabei wurden dem Bundespolizisten Theo Kelz aus Kärnten in einer fast 24-stündigen Operation zwei Hände transplantiert. Zuvor hatte Kelz sechs Jahre lang Prothesen getragen. Kelz verlor 1994 seine Hände, weil er einen Briefbombenfund am Flughafen Klagenfurt unter das Röntgenband legte. Plötzlich explodierte die Briefbombe und verletzte Kelz lebensgefährlich. Dabei zerriss sie ihm auch beide Hände. Sechs Jahre später dann wurden ihm die Unterarme eines Toten transplantiert, zum zweiten Mal weltweit.

Im Münchner Klinikum Rechts der Isar werden auch Körperteile transplantiert - 2008 sogar ganze Arme. Karl Merk, Bauer aus dem Unterallgäu, hatte im September 2002 einen Unfall mit seiner Mais-Häckselmaschine. Er wollte sie reparieren und geriet mit seinem linken Arm in die laufende Maschine. Als er reflexartig versuchte, den Arm mit der anderen Hand heraus zu ziehen, riss ihm der Häcksler auch noch den zweiten Arm fast bis zur Achselhöhle ab. Die Ärzte retteten ihm damals das Leben, nicht aber seine Arme.

Sechs Jahre später, im Juli 2008, wurden ihm in einer 15-stündigen Operation im Münchner Klinikum rechts der Isar oberhalb des Ellenbogens die Arme eines Toten transplantiert. Im ersten Jahr mit den neuen Armen wurden sie drei Mal vom Körper abgestoßen, Merk konnte seinen Körper aber mit Artzney überlisten. Mittlerweile kann er sogar Radl fahren oder mit seinem Traktor übers Land brettern – ohne Schienen oder Hilfshandschuhe.

 

 

 

 

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