Getränkehändler Kastner und Plastik: Erst wütet er, jetzt handelt er

Getränkehändler Hans-Peter Kastner ärgert sich über den vielen Plastikmüll, tritt dann mit einem emotionalen Facebook-Post eine Lawine an Reaktionen los - und setzt jetzt mit einer einsamen Entscheidung seine Existenz aufs Spiel.
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Einwegflaschen haben einen Marktanteil von rund 52 Prozent. Zwar sollten sie durch Recycling zurück in den Kreislauf gelangen, sie bestehen aber nur zu 28 Prozent aus wiederverwertetem PET.
Sebastian Kahnert/dpa Einwegflaschen haben einen Marktanteil von rund 52 Prozent. Zwar sollten sie durch Recycling zurück in den Kreislauf gelangen, sie bestehen aber nur zu 28 Prozent aus wiederverwertetem PET.

Stuttgart - Anfang der Woche postet der 41-Jährige einen offenen Brief auf der Facebook-Seite seines Getränkeladens in Stuttgart-Vaihingen - und statt des von ihm erwarteten Shitstorms erhält er eine Flut positiver Reaktionen.

Der Familienvater macht in dem ellenlangen Schreiben ehrlich und provokant seiner Wut über den unsere Erde überschwemmenden Plastikmüll Luft und uns klar: Wir tun zu wenig!

Kastner: "Reduzieren Sie unnötigen Plastikmüll"

Er appelliert an seine Kunden und an uns alle. Seine flammende Bitte: "Wir fordern alle Kunden auf, diesen Wahnsinn zu beenden! Es liegt in Ihren Händen, und Sie haben die Wahl: Stärken Sie den Fachhandel. Kaufen Sie Mehrweg anstatt Einweg. Helfen Sie mit, die Umwelt zu verbessern. Reduzieren Sie unnötigen Plastikmüll, sichern Sie die Nahversorgung und somit auch die Nachhaltigkeit. Kaufen Sie umweltbewusst, kaufen Sie lokal, und stärken Sie demjenigen den Rücken, der Tag für Tag aufsteht, um seine Familie zu ernähren."

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Tage später meldet sich der Getränke-Händler offensichtlich fassungslos erneut zu Wort. "Ich habe mir vor ein paar Tagen einfach mal den Frust von der Seele geschrieben", erklärt er in einem weiteren Facebook-Post. Er habe nicht damit gerechnet, dass sein Post so eine Welle auslöst - und so bedankt er sich für die große Unterstützung: "Über 1,7 Millionen Menschen haben wir über Facebook erreicht!"

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Getränkehändler Kastner: Seine Rechnung rüttelt wach

Kastner hatte diese wirklich wahnwitzige Rechnung aufgemacht: Innerhalb von zwölf Wochen bekam seine Geschäft 52 Säcke à 200 Stück - also 10.400 Einweg-Flaschen und -Dosen von den Kunden zurück. Er hielt den "Berg von Müll" im Bild fest - und rechnete weiter: "Bei einem Erlös von 25 Prozent haben unsere Freunde von Kaufland, Aldi, Lidl und Co. 2.600 Euro Gewinn erwirtschaftet. Und wir haben deren Müll gezählt, gelagert und nun entsorgt. Die Kosten der Entsorgung sind immens und liegen bei rund 0,05 Euro pro Flasche/Dose. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir Kosten von über 500 Euro haben, um diese Einweg-Produkte zu entsorgen."

Kastner: Was er seinen Kindern sagen will

Damit nicht genug: Hans-Peter Kastner handelt jetzt und will seinen Laden so schnell wie möglich einwegfrei machen. Ziel sei es, bis 31. Juli komplett einwegfrei zu sein und auch auf Petcycle zu verzichten. Eine Entscheidung, die ihn in den Ruin treiben kann - wenn seine Kunden nicht mitspielen und schnell umschalten.

"Ich habe kein Problem damit, meinen Kindern zu sagen, dass ich gescheitert bin, ich habe aber ein Problem damit, meinen Kindern zu sagen, dass ich nichts gegen die Umweltverschmutzung getan habe", wird Kastner in der "Welt" zitiert.

Lesen Sie hier: Was passiert mit deutschem Plastikmüll? Zehn Fakten über unseren Abfall

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