GdP widerspricht Weselsky: Alkoholverbot im Zug? Polizeigewerkschaft macht Vorschlag

Die Gewalt gegen Zugpersonal nimmt besorgniserregende Ausmaße an. GdL-Chef Claus Weselsky bringt ein Alkoholverbot in Zügen ins Spiel. Die Gewerkschaft der Polizei sieht den Vorstoß skeptisch und macht einen Gegenvorschlag.
Köln – Die Zahlen, die eine Umfrage unter Mitgliedern der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GdL) offenbaren, sind durchaus alarmierend. 84 Prozent der Teilnehmer, zu denen auch Zugbegleiter und anderes Bordpersonal gehören, gaben an, in ihrer Berufslaufbahn schon verbal von Fahrgästen beleidigt worden zu sein. Fast ein Viertel von ihnen wurde sogar körperlich angegriffen. Auch Claus Weselsky, Chef der GdL, findet dieses Ergebnis "erschreckend" und bringt deshalb ein Alkoholverbot in Bordrestaurants von Zügen ins Gespräch. Denn ein Großteil der Gewalt gegen Bordpersonal gehe von betrunkenen Bahn-Kunden aus.
Ein Ausschankverbot im Bordrestaurant? Wäre so ein Verbot überhaupt zielführend? Müsse man, wenn man sich zu einem solchen Verbot entschied, nicht auch das Mitbringen von alkoholischen Getränken verbieten? Und wie wäre das durchsetzbar? Ist die Tatsache, dass man im Zug reisen kann, ohne nüchtern bleiben zu müssen, nicht gerade der Anreiz für viele, dieses Verkehrsmittel zu wählen?
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Alkoholverbot? Wenn, dann gezielt!
In diese Diskussion hat sich jetzt auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) eingeschaltet. Bundespolizisten üben auf deutschen Bahnstrecken das Hausrecht der Bahn aus und sorgen für Sicherheit.
Man muss sich fragen, ob die Mehrheit der Reisenden diesen dauerhaft eingeschränkten Reisekomfort wünscht und auch, ob ein solches Verbot überhaupt durchsetzbar wäre und von wem", sagte Sven Hüber, stellvertretender Vorsitzender der GdP in der Bundespolizei, laut Pressemitteilung.
"Uns fehlen wegen jahrelanger sicherheitspolitischer Ignoranz ohnehin mehrere Tausend Bahnpolizisten", klagte Hüber. "Es wäre deshalb gar keiner da, täglich gegen jeden ansonsten friedlichen Alkoholsünder auf dessen Urlaubsfahrt vorzugehen." Besser sei es, wenn die Bahn Alkoholverbote gezielt einsetzen würde, zum Beispiel bei Großveranstaltungen wie Fußballspiele. Dann seien die Verbote durchsetzbar, da die Polizei ohnehin im Einsatz sei.
Ohnehin sei es vollkommen unerheblich, ob Gewalt gegen Zugpersonal von alkoholisierten oder nüchternen Fahrgästen ausgehe. Die Polizei setze alles daran, solche Übergriffe hart zu verfolgen.
Was sagen Sie zum Vorschlag vom GdL-Chef? Macht ein Alkoholverbot in Zügen Sinn? machen Sie hier bei unserer Umfrage mit!