Fettleibige werden in Deutschland ausgegrenzt

Eine Schreckensnachricht für Dicke kommt aus Großbritannien. Dort haben Krankenhäuser damit begonnen, Fettleibige und Raucher nicht länger zu behandeln, berichtete jüngst die „Ärzte-Zeitung“. Das ist eine krasse Art von Diskriminierung. Offensichtlich fehlen den Briten die Mittel im Gesundheitsetat. Doch auch in Deutschland werden Fettleibige laut einer DAK-Studie gesellschaftlich ausgegrenzt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Volkskrankheit „Fettleibigkeit“:
Was sind die Ursachen für Übergewicht und Adipositas? Eine Mehrheit der im diesjährigen „XXL-Report“ der gesetzlichen Krankenkasse DAK-Gesundheit Befragten sagt: selber schuld – zu viel gegessen und zu viel gesessen. Doch so einfach ist das nicht. Oft haben die Patienten eine genetische Veranlagung oder Stoffwechselstörungen. Aber auch im persönlichen Umfeld können Ursachen liegen. Der größte Anteil wird in sozial schwachen Gesellschaftsgruppen registriert.
Was geschieht, wenn Fettleibige ausgegrenzt werden? Es beginnt ein Teufelskreis. Die gesellschaftliche Ausgrenzung führt zu neuem Stress für die Betroffenen. Das kann wiederum ein verändertes Essverhalten provozieren, was eine weitere Gewichtszunahme verursacht. Das Gewichtsproblem wird also verschärft.
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Warum ist Fettleibigkeit eine Volkskrankheit? In Deutschland sind 16 Millionen Menschen zwischen 18 und 79 fettleibig. Davon haben 1,4 Millionen schon ein krankhaftes Stadium erreicht. Tendenz steigend. Der Anteil der Menschen mit extremer Adipositas (Body-Maß-Index größer als 40) hat sich zwischen 1999 und 2013 mehr als verdoppelt. Auch schon 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig, 6,3 Prozent gelten als fettleibig. Prävention ist geboten.
Ist jeder Übergewichtige oder Fettleibige gleich krank? Nein. Mit zunehmendem Körpergewicht erhöht sich aber das Risiko von Begleiterkrankungen. Adipositas gilt als Auslöser für mehr als 60 solcher Begleiterkrankungen, darunter Zucker, Krebs, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder auch psychische Erkrankungen wie Depressionen. Schon bei geringerer Ausprägung kann Fettleibigkeit zur chronischen Stoffwechselerkrankung führen.
Was kann helfen? 17 Prozent machen derzeit eine Diät, um Gewicht zu verlieren. Fachleute raten aber von immer neuen Diäten ab. Der Jo-Jo-Effekt verschlimmere die Krankheit eher noch. Als chronische Krankheit ist Adipositas nicht heilbar, aber therapierbar. Empfohlen wird ein ganzheitlicher Therapieansatz: In Deutschland gehören dazu Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapien sowie chirurgische Eingriffe.
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Letzte Ausfahrt Magenverkleinerung? In extremen Fällen hilft tatsächlich nur noch eine Magenverkleinerung. DAK-Vorstand Bodmer sagt, allein bei seiner Kasse habe sich die Zahl der Magen-OPs in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. Die gesetzliche Krankenversicherung insgesamt verzeichnete seit 2006 eine Verfünffachung solcher Eingriffe. Grundsätzlich sind Magenverkleinerungen im Leistungskatalog der Kassen enthalten. Eine Operation kommt ab einem BMI von 40 in Frage, bei schwerwiegenden Begleiterkrankungen schon ab einem BMI von 35. Doch Vorsicht: Ärzte und Kassen warnen vor solchen Eingriffen. Eine Magenverkleinerung sei alles andere als harmlos.
Mit einer Magenverkleinerung allein sei es allerdings auch bei Weitem nicht getan. Die Operation verlange eine extrem intensive Nachsorge. Ein kleinerer Magen hilft wenig, wenn danach wieder große Mengen Schlagsahne verspeist werden.