Feinstaub-Alarm: Wird Stuttgart zum "deutschen Peking"?

Als erste Stadt in Deutschland kämpft Stuttgart mit einem Feinstaub-Alarm gegen die erhöhten Schadstoffwerte. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert die freiwillige Aktion als "Placebo-Maßnahme" ohne Wirkung.
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Ein Schild in der Stuttgarter Innenstadt weist am Montag auf den Feinstaub-Alarm hin.
dpa Ein Schild in der Stuttgarter Innenstadt weist am Montag auf den Feinstaub-Alarm hin.

Als erste Stadt in Deutschland kämpft Stuttgart mit einem Feinstaub-Alarm gegen die erhöhten Schadstoffwerte. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert die freiwillige Aktion als "Placebo-Maßnahme" ohne Wirkung. Auch andere Verbände finden deutliche Worte.

Stuttgart - Als erste Stadt in Deutschland hat Stuttgart einen speziellen Feinstaub-Alarm ausgerufen. Seit Montag appelliert die Stadt an ihre Bürger, in den nächsten Tagen freiwillig aufs Auto zu verzichten und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Seit Sonntagabend sollen außerdem sogenannte Komfortkamine, die lediglich als zusätzliche Wärmequelle dienen, nicht genutzt werden.

 

Feinstaub-Alarm ist "Placebo-Maßnahme"

 

Die Landeshauptstadt Baden-Württembergs kämpft seit langem mit erhöhten Feinstaubwerten. Umweltschützer sehen die jetzige Aktion aber kritisch.

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Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe ist der Feinstaub-Alarm eine "Placebo-Maßnahme" ohne Wirkung. "Appelle bringen nichts", sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch der Deutschen Presse-Agentur. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart schreckten mit Blick auf die Autoindustrie vor obligatorischen Schritten gegen die gesundheitsschädlichen Emissionen zurück, meinte Resch. "Das ist ein Kniefall vor Daimler."

 

"Stuttgart darf nicht das deutsche Peking werden"

 

Der Automobilclub ACE forderte Preisanreize, um Pendler zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Die Stuttgarter Verkehrsbetriebe bieten bereits einen zusätzlichen Freimonat für Abo-Einsteiger an sowie verbilligte Tickets während der ersten beiden Feinstaub-Alarme.

Der Naturschutzbund (Nabu) meinte: "Stuttgart darf nicht das deutsche Peking werden." Wenn Freiwilligkeit nicht zum Ziel führe, müssten Verbote ausgesprochen werden, sagte Landeschef Andre Baumann. In Peking hatte starker Smog den Menschen zuletzt im Dezember über viele Tage zu schaffen gemacht. Zeitweise wurde in der chinesischen Hauptstadt die höchste Smog-Alarmstufe "Rot" in Kraft gesetzt, was unter anderem Fahrverbote zur Folge hatte.

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Seit Jahren ringen die Stadt Stuttgart und das Land um Lösungen zur Verringerung der Luftverschmutzung, auch die EU macht Druck. Denn der zulässige EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft wird in Stuttgart regelmäßig überschritten. Vor allem die Lage in einem Talkessel sorgt dafür, dass bei einer bestimmten Wetterlage der Luftaustausch problematisch ist.

Eine zweistellige Zahl von Menschen in Stuttgart sterbe jedes Jahr vorzeitig wegen hoher Stickstoffdioxid- und Rußwerte, sagte Umwelthilfe-Geschäftsführer Resch. Ein besonderes Risiko trügen dabei Kinder, Kranke und alte Menschen. Der Verband klagt vor Gericht gegen das Land, um in der aus seiner Sicht "schmutzigsten Stadt Deutschlands" Fahrverbote für Dieselfahrzeuge durchzusetzen. Ein Urteil wird nach Auskunft von Resch noch in diesem Jahr erwartet.

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