Erreichbarkeit: Ständig am Handy? Nein, danke!

Die Deutschen wollen gar nicht immer und überall erreichbar sein. Das hat zumindest eine Umfrage ergeben. In anderen Ländern fällt das Ergebnis anders aus.
von  rom
Tag und Nacht erreichbar – das ist nur 16 Prozent der Deutschen wichtig.
Tag und Nacht erreichbar – das ist nur 16 Prozent der Deutschen wichtig. © dpa

Erst ruft die Freundin an, gleichzeitig kommt schon ein zweiter Anruf der Mutter rein, bei Whatsapp werden zig neue Nachrichten angezeigt. Eine sofortige Antwort wird erwartet, eh klar. Viele kennen das, aber Lust haben darauf nur wenige.

Einer neuen Studie zufolge ist es nur 16 Prozent der Deutschen wichtig, dass sie ständig erreichbar sind. Das hat eine internationale Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ergeben. Damit hebt sich Deutschland deutlich von anderen Ländern ab. Die Umfrage im Überblick:

 

DEUTSCHLAND

Tausende Internetnutzer in 22 Länder sind für die Studie befragt worden. Die Macher wollten herausfinden, wie wichtig es den Menschen ist, immer und überall verfügbar zu sein.

Deutschland landet dabei auf dem allerletzten Platz (was in diesem Fall nicht schlecht ist): Nur 16 Prozent gaben an, dass ihnen ständige Erreichbarkeit wichtig ist. 34 Prozent sagen explizit, es ist ihnen unwichtig.

Zum Vergleich: Im Durchschnitt aller 22 Länder wollen 42 Prozent der Befragten am besten immer erreichbar sein.

Vor allem Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren wollen in Deutschland laut GfK immer auf Empfang sein (27 Prozent), dann lässt es nach: Bei den 20- bis 29-Jährigen sind es noch 21 Prozent, bei den über 60-Jährigen nur noch zehn Prozent.

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DER LÄNDERVERGLEICH

Anderen Nationen ist das Handy und Internet deutlich wichtiger als den Deutschen. Vor allem in zwei Ländern geht der Balken rasant nach vorn: Russland und China (je 56 Prozent). Gefolgt werden sie von der Türkei (53 Prozent) und Mexiko (50 Prozent).

Länderübergreifend zeichnet sich ab, dass es vor allem den Menschen zwischen 30 und 39 Jahren wichtig ist, rund um die Uhr erreichbar zu sein: Knapp die Hälfte stimmt hier der Aussage zu, dass dies wichtig ist – dicht gefolgt von den 20- bis 29-Jährigen (45 Prozent) und den Teenagern (43 Prozent).

 

MÖGLICHE GRÜNDE

Woher kommen die extremen Unterschiede zwischen den Ländern? Experten führen sie auf die Unterschiede in den Kulturen zurück.

"Es gibt Kulturen, da sind der familiäre Zusammenhalt und die Menge an Kontakten viel größer. Da kommen schon mehrere Hundert zur Hochzeit", sagt Gesundheitspsychologin Julia Scharnhorst. Daraus resultierten andere Ansprüche an soziale Netze und Kommunikation.

In der GfK-Online-Umfrage wurden mehr als 27.000 Internetnutzer ab 15 Jahren in 22 Ländern befragt. In Deutschland waren es 1.500 Teilnehmer. Die Umfrage fand 2015 statt.

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