Er vergiftete Babynahrung: Das Strafregister des Supermarkt-Erpressers

Betrug, Bedrohung und ein Entführungsversuch: Die Polizei kennt Jochen S. (53) seit mehr als 30 Jahren.
Helmut Reister |
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Mit diesem Bild einer Überwachungskamera fahndete die Polizei nach S.
Polizei Mit diesem Bild einer Überwachungskamera fahndete die Polizei nach S.

Konstanz - Endlich reich zu sein, viele Millionen zu besitzen, das Dagobert-Duck-Gefühl zu spüren - dafür platzierte Jochen S. vergiftete Babynahrung in den Regalen mehrerer Supermarkt-Filialen am Bodensee (AZ berichtete). Der entscheidende Tipp, der in der vergangenen Woche zur Identifizierung und Festnahme des 53-Jährigen führte, kam aus Nürnberg. Das war kein Zufall.

In der fränkischen Metropole verbrachte der aus Baden-Württemberg stammende Mann einen wesentlichen Teil seines Lebens. Abzulesen ist das auch an seinem beträchtlichen Strafregister, das insgesamt 16 Einträge aufweist.

Die Erpressung ist darin noch nicht enthalten, aber seine letzte Straftat zuvor. Die hat im Januar 2015 stattgefunden, der Prozess dazu fand heuer im Frühjahr statt. Nach Angaben von Nürnbergs Justizsprecher Friedrich Weitner wurde S. wegen versuchter Freiheitsberaubung, Nötigung und Körperverletzung zu 18 Monaten Haft verurteilt, blieb aber auf freiem Fuß, weil das Urteil noch nicht rechtskräftig ist.

Hinter den juristischen Fachbegriffen verbirgt sich die versuchte Entführung einer 18-Jährigen. Sie ist die Nichte seiner Ex-Freundin. Am frühen Morgen, als sie sich auf dem Weg in die Schule befand, wollte sie Jochen S. gewaltsam in sein Auto zerren, scheiterte aber an ihrer massiven Gegenwehr. Was er genau mit ihr vorhatte, konnte vor Gericht nicht geklärt werden. Rache an seiner Ex-Freundin? Nur wenige Wochen vorher hatte sie sich nach fünf Jahren von ihm getrennt, er war nach Baden-Württemberg zurückgekehrt und lebte zuletzt in Ofterdingen. Die Nichte kannte er nur von Familientreffen.

Den Behörden ist Jochen S. schon seit mehr als 30 Jahren bekannt. Als er Mitte der 90er nach Nürnberg kam, hatte er bereits einiges auf dem Kerbholz: Fahren ohne Führerschein, Bedrohung, Betrugsdelikte, mehr als ein Dutzend Einträge. Kaum eingezogen, tauchte er ab 1998 auch in den fränkischen Strafakten auf.

Nach S. war in Zusammenhang mit der Supermarkt-Erpressung europaweit gefahndet worden. Fotos von ihm waren überall in den Medien zu sehen. Ein Sonderkommando der Polizei nahm ihn am Freitag vergangener Woche fest - beim Gassigehen mit seinem Hund. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurde eine halb gefüllte Flasche mit Ethylenglykol gefunden. Mit diesem Mittel war auch die Babynahrung vergiftet worden. S. hat inzwischen ein Geständnis abgelegt.

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