Deichbruch verschärft Hochwasserlage – ICE-Hauptstrecken lahmgelegt
Nach einem Deichbruch in Sachsen-Anhalt hat sich die Lage in den Hochwassergebieten erneut verschärft. Durch die Sperrung einer Elbbrücke der Bahn kommt es auch im ICE-Verkehr zu Ausfällen und stundenlangen Verspätungen.
Magdeburg – Nach dem Bruch eines Elbdeichs in Sachsen-Anhalt hat das Hochwasser nun auch zwei Hauptstrecken der Bahn lahmgelegt. Montag früh sperrten die Behörden aus Sicherheitsgründen eine Eisenbahnbrücke über die Elbe nahe Stendal. Damit sind die ICE-Verbindungen von Frankfurt am Main nach Berlin und von Hannover nach Berlin unterbrochen. Die Züge fallen aus oder werden umgeleitet. Die Bahn spricht von stundenlangen Verspätungen und rät Reisenden, diese Verbindungen möglichst zu meiden. Die Dauer der Brückensperrung sei noch nicht absehbar und hänge von der Hochwasserlage ab.
Der Deich beim Ort Fischbeck im Landkreis Stendal war gegen Mitternacht auf einer Länge von rund 50 Metern gebrochen, Wassermassen schossen durch die Lücke. Mehr als 1000 Menschen in nahen Ortschaften mussten ihre Häuser sofort verlassen. Helfer haben in den frühen Morgenstunden mit dem Bau eines Notdeichs auf 3,5 Kilometern Länge begonnen. Er sollte am Montagmittag fertiggestellt sein, sagte Wolfgang Brandt, Sprecher des Koordinierungszentrums Krisenmanagement. Rund 300 Feuerwehrleute unterstützten die Bautrupps. Großflächige Überflutungen sind aber weiter möglich.
Auch im nördlicher gelegenen Hohengöhren nahe Stendal ist die Lage an der Elbe kritisch. Nachdem ein Deich auf 30 Metern Länge abgerutscht war, wurde am Montagvormittag versucht, einen Bruch des Damms abzuwenden. In Magdeburg hat sich die Lage bei leicht sinkendem Pegel dagegen etwas entspannt. Das bedrohte Umspannwerk ist durch die Fluten nicht mehr in Gefahr. Bei einem Ausfall wären Tausende Haushalte in Magdeburg ohne Strom gewesen.
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An der Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg laufen seit Sonntag planmäßig Polder voll, um die Hochwassersituation zu mildern. Nach Angaben des Krisenstabs der Landesregierung von Sachsen-Anhalt sollte dies voraussichtlich noch bis zum Montagmittag dauern. Dann seien die Polder voll.
Nach Medienberichten soll das ohnehin geplante Treffen der 16 Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Donnerstag zu einem „Flutgipfel“ erweitert werden. Die Schadenssummen in ganz Deutschland werden bereits auf zweistellige Milliardensummen geschätzt. Steuererhöhungen zur Finanzierung hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) aber bereits am Wochenende ausgeschlossen.
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Die Flutwelle der Elbe bewegte sich unterdessen weiter Richtung Norden. Die Pegel im Land Brandenburg stiegen unaufhörlich. In Wittenberge erreichte der Fluss am Sonntagnachmittag einen historischen Höchststand von 7,85 Metern. Bis Dienstag sollen es 8,20 Meter werden – so hoch wie nie zuvor. Selbst bei der „Jahrhundertflut“ 2002 hatte das Wasser die Marke von 7,34 Meter nicht überschritten. Als normal gelten Pegel um die zwei Meter.
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Niedersachsen erwartet den Hochwasser-Scheitel der Elbe ebenfalls noch. In Schnackenburg und Hitzacker wurden schon am Sonntag neue Rekordwerte erreicht. Die von Elbe und Jeetzel umflossene Altstadtinsel von Hitzacker wurde bis Sonntagabend evakuiert. In Schleswig-Holstein wurde die Altstadt von Lauenburg evakuiert.
Von der Sperrung der Eisenbahnbrücke bei Stendal betroffen sind die ICE-Strecken Berlin-Hannover-Köln, Berlin-Kassel-Frankfurt und die IC-Strecke Berlin-Amsterdam. Aufgrund des Hochwassers gibt es keinen Busersatzverkehr. Im Bereich um Fischbeck sind außerdem Abschnitte der Bundesstraßen 107 und 188 wegen Überschwemmungen gesperrt.
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