DAV-Verdacht: Steht beliebte Bamberger Hütte deswegen kurz vor dem Aus?

Die Bamberger Hütte in Tirol ist ein beliebtes Ziel bei Wanderern und Tourengehern. Mit dem DAV-Domizil könnte es allerdings bald vorbei sein. Schuld ist eine Stiftung – und Raufußhühner.
Leonie Fuchs |
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Die Neue Bamberger Hütte in den Kitzbühler Alpen.
Die Neue Bamberger Hütte in den Kitzbühler Alpen. © DAV Bamberg

Kelchsau – Seit 69 Jahren betreibt der Deutsche Alpenverein (DAV) die Neue Bamberger Hütte in den Kitzbühler Alpen, berichtet der Erste Vorsitzende der Sektion Bamberg des DAV, Matthias Werb, der AZ. Sie ist ein Wander- und Skitourenhotspot in Tirol. Ihre 72 Schlafplätze seien am Wochenende so gut wie immer ausgebucht. Nun gibt es Zoff rund um die Hütte. Denn die Versorgung ist gefährdet. 

Der Pachtvertrag zur Seilbahnnutzung wurde zum Ablauf der kommenden Wintersaison vom Grundeigentümer, der Kappa Privatstiftung, gekündigt, wie der DAV kürzlich mitteilte. Die Begründung: Raufußhühner, die dort leben, seien durch die Bahn bedroht. Die Tiere könnten dort hängen bleiben und so verenden. 

Die Kündigung stelle die Sektion nun vor ein großes Problem, so Werb. Denn die Neue Bamberger Hütte im Tal Kelchsau werde über eben diese Bahn versorgt.

"Die Kündigung des Pachtvertrags ist leider rechtlich möglich"

Zudem kann sie über einen Almweg erreicht werden. Er ist jedoch nicht komplett bis zur Hütte befahrbar, sondern endet circa 150 Meter entfernt. Allerdings gehört auch dieser Weg zu Teilen der Stiftung. Der DAV hat deshalb eine Wegenutzung vereinbart, – eine Art Mautvertrag – wie Werb weiter berichtet, die aber keine Hüttenversorgung durch den Pächter zulässt. "Die Kündigung des Pachtvertrags ist leider rechtlich möglich", stellt der Vorsitzende weiter fest. "Das haben wir mit zwei Anwälten geprüft."

Ein Auerhahn: Das Tier, das zu den Raufußhühnern gehört, ist laut der Kappa Privatstiftung durch die Seilbahn zur Alm gefährdet.
Ein Auerhahn: Das Tier, das zu den Raufußhühnern gehört, ist laut der Kappa Privatstiftung durch die Seilbahn zur Alm gefährdet. © imago

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Dass Raufußhühner durch die Seilbahnnutzung gefährdet seien, hält Werb für "Schwachsinn", wie er der AZ sagt. Die Drahtseile verliefen viel zu weit oben. Die Tiere wiederum würden im Bereich der Baumkronen fliegen und könnten die Seile gar nicht erreichen. Lediglich dort, wo die Bahn in diesem Bereich laufe, sei ein Zusammenstoß nicht auszuschließen, aber sehr unwahrscheinlich.

Eigenbedarf oder gar Greenwashing als Kündigungsgrund?

Die eigentliche Begründung für die Kündigung habe mit Tierschutz vermutlich wenig zu tun, so Werb. "Eigennutz vor Klimaschutz mit fraglichen Gründen", lautet das Fazit des DAV laut Mitteilung. Darunter leiden würden der Betrieb und die Gäste des Hauses.  Was laut DAV tatsächlich dahinter stecken könnte, möchte die AZ wissen. Darüber könne der Verein nur spekulieren, sagt Werb. Und weiter: "Eigenbedarf eines Großgrundbesitzers könnte ein Grund sein."

Werb sieht jedoch auch noch eine andere, kritische Möglichkeit: "Gerade ist es unter Waldbesitzern hip, CO2-Zertifikate aus ihrem Wald als Einkommensquelle zu verkaufen." Die österreichische Plattform "Tree.ly" etwa bietet dies an. Die Einnahmen müssen dabei in nachhaltige Waldbewirtschaftungsmaßnahmen fließen, kann der Webseite des Unternehmens entnommen werden.

Werb zieht Rückschlüsse in Bezug auf die Bamberger Hütte: "Ein komplett unberührtes Waldstück, das von der Seilbahn kaum betroffen ist, könnte vielleicht bewirken, dass sich ein besserer Preis für diese CO2-Zertifikate generieren lässt." Ob hier tatsächlich Greenwashing betrieben werde, sei jedoch reine Spekulation, betont Werb.

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Der DAV sucht nun nach Möglichkeiten, die Hütte trotz Kündigung weiter zu versorgen. Der Forstweg sei theoretisch eine Option. Doch dafür sei ein "weitreichender Eingriff in das Landschaftsbild in einem biosensiblen Bereich oberhalb der Baumgrenze" nötig, wie Werb sagt.

Denn der Weg verläuft schließlich nicht bis ganz hinauf zur Alm.  Ein solcher Eingriff sei nicht nur fraglich für den Naturschutz, sondern sei für den DAV auch eine Finanzierungsfrage. Denn die Kosten beliefen sich auf einen mittleren sechsstelligen Bereich.

Kappa Privatstiftung möchte 25.000 Euro im Jahr Maut

Zudem verlange die Kappa Privatstiftung von der DAV-Sektion für die Nutzung des Weges 25.000 Euro Maut pro Jahr. "Eine utopische Gebühr", sagt Werb. "Andere Sektionen zahlen für ähnliche Wege nichts bis maximal 3000 Euro pro Jahr."  Werb ist sich sicher: "Man will den Hüttenbetrieb da oben offenbar einfach nicht haben, in der Kommunikation schickt man uns auf die lange Bank."

Der Wunsch der Sektion: "Wir hoffen, die Kappa Privatstiftung überdenkt die Kündigung der Seilbahnnutzung." Die Sektion sei durchaus bereit, sich "mit einem realistischen Preis bis maximal 3000 Euro" an der Forststraßennutzung zu beteiligen.

Die Kappa Privatstiftung war für die AZ am Mittwoch nicht erreichbar. Der "Tiroler Tageszeitung" sagte Geschäftsführer Markus Koller: "Dass bis heute keine alternative Lösung gefunden wurde, liegt nach Ansicht der Kappa Privatstiftung an der mangelnden Kompromissbereitschaft des DAV."

Kommt man zu keiner Einigung, müsste der DAV die Hütte mit einem Hubschrauber anfliegen. "Das Argument Naturschutz, wenn wir gezwungen sind, Getränke und Lebensmittel auf die Hütte zu fliegen, wird dann jedoch erst recht absurd und ist für den DAV keine Option." Dank der Seilbahn habe die Versorgung über 60 Jahre lang emissionsfrei geklappt. Alles andere sei umweltschädlich, so Werb.

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6 Kommentare
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  • I.S. am 29.10.2024 13:21 Uhr / Bewertung:

    Interessant wäre wie viel die öffentliche Hand für diesen Weg bezahlt hat. Denn ich glaube nicht, dass der Weg nur von der Weginteressentschaft bezahlt wurde!

  • Kritik am 28.10.2024 14:18 Uhr / Bewertung:

    Ich bin beim DAV schon längst ausgetreten!
    Grund dafür war deren Einstellung zur Natur, sowie deren zusätzliche Abzocke bzgl. WEGEGELD!

  • FCB am 26.10.2024 11:52 Uhr / Bewertung:

    Genau,diese Hütte braucht kein Mensch !

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