Cousine sorgt für Tränen im Pistorius-Prozess

Welche Strafe hat Oscar Pistorius für die fahrlässige Tötung seiner Freundin verdient? Darüber streiten Staatsanwaltschaft und Verteidigung seit Tagen vor Gericht - auch mit Hilfe großer Emotionen.
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Oscar Pistorius umarmt seinen Bruder Carl.
dpa 7 Oscar Pistorius umarmt seinen Bruder Carl.
Oscar Pistorius mit seinen Anwälten.
dpa 7 Oscar Pistorius mit seinen Anwälten.
Oscar Pistorius mit seiner Anwältin.
dpa 7 Oscar Pistorius mit seiner Anwältin.
Eine Wasserflasche ist mit dem Bild von Reeva Steenkamp beklebt.
dpa 7 Eine Wasserflasche ist mit dem Bild von Reeva Steenkamp beklebt.
June und Barry Steenkamp im Gerichtssaal.
dpa 7 June und Barry Steenkamp im Gerichtssaal.
Oscar Pistorius im Gerichtsaal.
dpa 7 Oscar Pistorius im Gerichtsaal.
Oscar Pistorius verlässt das Gericht.
dpa 7 Oscar Pistorius verlässt das Gericht.

Pretoria - Im Prozess gegen den südafrikanischen Paralympics-Star Oscar Pistorius hat eine Cousine der von ihm erschossenen Reeva Steenkamp starke Emotionen ausgelöst. Sowohl Steenkamps Vater Barry, als auch Pistorius konnten während ihrer Zeugenaussage am Mittwoch vor dem Obersten Gericht in Pretoria die Tränen nicht zurückhalten. Auch die Zeugin schluchzte während ihrer Befragung durch Staatsanwalt Gerrie Nel immer wieder.

"Reeva war ein sehr fröhliches Kind", berichtete deren Cousine Kim Martin. Auch später sei Reeva Steenkamp, die als Model Karriere machte, immer sehr lebenslustig, aber zugleich eine hart arbeitende Frau gewesen. "Das hat sie so von ihrer Familie gelernt." Ihre Eltern hätten mit einem Familienunternehmen im Bereich Pferdesport trotz harter Arbeit immer wieder finanzielle Schwierigkeiten gehabt. Reeva habe sie aber stets selbstlos unterstützt.

Martin war die erste Zeugin der Staatsanwaltschaft bei den am Montag eröffneten mehrtägigen Anhörungen zur Bestimmung des Strafmaßes für Pistorius. Der heute 27-Jährige hatte seine 29-jährige Freundin im Februar 2013 in seinem Haus bei Pretoria durch eine geschlossene Toilettentür erschossen. Er beteuert, sie mit einem vermeintlichen Einbrecher verwechselt zu haben.

Am 12. September wurde Pistorius der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen. Nach Anhörungen von Verteidigung und Staatsanwaltschaft muss Richterin Thokozile Masipa das Strafmaß dafür festlegen. Möglich wären bis zu 15 Jahre Haft, aber auch nur Hausarrest in Kombination mit gemeinnütziger Arbeit.

Wann Masipa ihre Entscheidung bekanntgibt, war auch am Mittwoch nicht absehbar. Die Anhörungen werden an diesem Donnerstag zunächst mit Steenkamps Cousine Kim Martin und danach mit weiteren Zeugen der Anklage fortgesetzt. Staatsanwalt Gerrie Nel kündigte an, unter anderem einen sachkundigen Zeugen dafür aufzurufen, dass Pistorius trotz seiner Behinderung eine Haftstrafe ohne unzumutbare Schwierigkeiten verbüßen könnte.

Dazu wäre der Sportler selbst im Rollstuhl in der Lage, erklärte Nel. "Es besteht aber auch gar keine Gefahr, dass jemand ihm die Beinprothesen wegnehmen würde", fügte er hinzu. "Auch andere Behinderte absolvieren Haftstrafen." Pistorius wurden als Kind beide Beine amputiert. Mit Hilfe von Hightech-Prothesen machte er bei Paralympics und auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London Furore.

Eine von der Verteidigung beauftragte Gutachterin hatte erklärt, Pistorius wäre schutzlos der notorischen Gewalt unter Häftlingen in Südafrikas Gefängnissen ausgeliefert. Er würde kaum in der Lage sein, sich dagegen zu wehren, wenn er von anderen Häftlingen geschlagen und gar vergewaltigt werde, erklärte die Bewährungshelferin Annette Vergeer.

Derartige Brutalitäten seien in südafrikanischen Gefängnissen leider tägliche Realität. Sie hatte am Vortag erklärt, Pistorius sei bereits ein gebrochener Mann, weil er den Tod seiner Freundin nicht verwinden könne. Er solle deshalb nur mit Hausarrest und Sozialarbeit bestraft werden. Pistorius ist im Laufe des Gerichtsverfahrens immer wieder in Tränen ausgebrochen.

Nel erklärte dazu am Mittwoch, die Angaben Vergeers beruhten nicht auf gesicherten und überprüften Fakten. Zudem gebe es im südafrikanischen Strafvollzug für Behinderte und andere Menschen, die potenziell gefährdet wären, auch Einzelzellen sowie medizinische Abteilungen.

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