Bombe! Mega-Evakuierung: Hannover atmet auf

Hannover - Wer könnte die Hannoveraner besser verstehen als die Münchner nach den Erfahrungen mit der Schwabinger Bombe? Ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg hat in Niedersachsen Einsatzkräfte und Anwohner in Atem gehalten.
Dann spätes Aufatmen in Hannover: Die Entschärfung eines 250 Kilo schweren Bomben-Blindgängers ist geglückt. Nach rund einer Stunde Arbeit gab der Kampfmittelräumdienst am frühen Mittwochmorgen Entwarnung. "Wir sind alle erleichtert. Es ist gut über die Bühne gegangen", sagte Feuerwehrsprecher Martin Trang.
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31 000 Menschen konnten noch in der Nacht in ihre Wohnungen zurückkehren - es war eine der größten Evakuierungsaktionen wegen einer Bombe nach dem Zweiten Weltkrieg. Rund vier Stunden waren die 850 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Hilfsorganisationen allein mit der Räumung der umliegenden Wohngebäude beschäftigt gewesen.
#hannbombe: Die Debatte auf Twitter
Auch ein Altenheim musste evakuiert werden. Die Menschen wurden in einer großen Mehrzweckhalle, Hotels oder einer Sporthalle untergebracht. Sie wurden vom Roten Kreuz mit Kaffee, Kaltgetränken und kleinen Snacks versorgt.
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"Die Evakuierung verlief äußerst positiv. Die Menschen waren sehr kooperativ", sagte Trang. Um ganz sicher zu gehen, suchte ein Polizeihubschrauber das Gebiet anschließend noch mit einer Wärmebildkamera nach verbliebenen Bewohnern ab.
...und da ist sie nun, die #hannbombe. Die Abschlussmeldung der Feuerwehr findet ihr hier: t.co ^MH pic.twitter.com/r2uTkf6e4t
— Stadt Hannover (@hannover)
20. Mai 2015
Die Bombe war am Vormittag bei Abrissarbeiten auf einem ehemaligen Schulgelände entdeckt worden. Mehr als 70 Jahre lang hatte sie unentdeckt unter dem zuletzt von Gymnasiasten und der Volkshochschule genutzten Gelände in der dicht besiedelten Südstadt gelegen.
Guten Morgen! Schön um 6 Uhr einen Parkplatz in der Südstadt auswählen zu können #hannbombe pic.twitter.com/mVYh89rCa2
— Dominikus H. (@dobeho)
20. Mai 2015
Wegen des Zustands des Blindgängers hatte der Kampfmittelräumdienst eine zügige Entschärfung empfohlen. Zum Schutz hatten die Einsatzkräfte um den Fundort einen Wall aus Schifffahrtscontainern aufgebaut.
Von der bislang größten Evakuierungsaktion in Deutschland seit Kriegsende waren 2011 in Koblenz rund 45 000 Menschen betroffen. In Hannover hatten zuletzt im Januar 2013 in den Stadtteilen Vahrenheide und Sahlkamp 25 000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen. Im Sommer vor zwei Jahren musste dann die komplette Innenstadt von Hannover samt Rotlichtviertel geräumt werden.
Im vergangenen September wurde im Vorort Seelze einer der gefürchteten Wohnblockknacker unschädlich gemacht. Dabei handelt es sich um eine 1,8 Tonnen schwere britische Bombe, die im Umkreis von einem Kilometer Dächer, Türen und Fenster wegsprengte, um den Weg für gewöhnliche Brand- und Sprengbomben freizumachen.
Hannover war im Zweiten Weltkrieg vielfach Ziel alliierter Bomber. Allein bei dem schwersten Bombenangriff auf die Landeshauptstadt in der Nacht zum 9. Oktober 1943 wurden 261 000 Bomben über Hannover abgeworfen, darunter 3000 Sprengbomben. 1245 Menschen kamen ums Leben, 250 000 wurden obdachlos. Das Stadtzentrum und die dicht besiedelte Südstadt wurden größtenteils zerstört.
Ein seltener Anblick der Hildesheimer Straße um diese Uhrzeit #hannbombe t.co pic.twitter.com/7s2QcPva6a
— HAZ (@HAZ)
19. Mai 2015