Auf dem Weg nach Nigeria: Ein Hilfscontainer aus München hängt fest
München - Melanie Facius ist auf dem Sprung zum Arzt. Und die Frage, ob es etwas Ernstes ist, erübrigt sich schnell. Sie schickt ein Foto von einem jungen Patienten mit einem riesigen Geschwür am Hals, fast so groß wie ein zweiter Kopf. Die Münchnerin will dem Mann Hilfe ermöglichen, ist an diesem Tag noch lange mit ihm im Krankenhaus.
Die junge Frau lebt und engagiert sich in Nigeria. Zusammen mit ihrem Mann, der dort seine Wurzeln hat, und den drei Söhnen. Schon seit 18 Jahren ist das Paar zusammen, in allen Ferien sind die beiden früher nach Nigeria gereist. Und 2019 sind sie geblieben.
Wenn Facius spricht, spürt man, dass ihr Herz an diesem Land hängt. An den Menschen. Sie gehört zum Vorstand der "Human"-Stiftung und steckt hinter dem in Nigeria registriertem Verein Better Place Afrika.
Voller Einsatz für die örtliche Schule
Unter anderem soll die marode Amuro Mgbom Community Schule - eine Grund- und weiterführende Schule - wieder zu einem Ort gemacht werden, an dem Kinder gut aufgehoben sind. Und nicht mehrere Klassen in einem Raum gleichzeitig unterrichtet werden müssen oder die Hitze jegliche Energie fürs Lernen raubt. Wie Facius der AZ berichtet, konnte schon das größte Gebäude wiedereröffnen, auch eine Kantine und zwei Toilettenhäuschen sollten diese Woche fertig werden. "Endlich!" Sie schickt weitere Fotos, Videos, Flyer.
Zwei bis drei Mal im Jahr organisieren sie aus München einen Container mit Sachspenden von Privatleuten und Firmen - rund sechs Wochen dauert der Weg über Belgien bis zum westafrikanischen Ziel.

Doch dieses Mal geht nichts vorwärts, seit Tagen hängt ihr Container in Antwerpen fest - es gibt Schwierigkeiten beim Zoll. Dieser hat den Container stichprobenartig gescannt und nicht weitergelassen. "Wir können noch nicht einmal genau sagen, was der Zoll bemängelt", sagt sie der AZ. "Sie müssen keine Gründe angeben."
Jede Verzögerung kostet
Ein Termin vor Ort, zu dem Helfer anreisten, wurde kurzfristig abgesagt. Am heutigen Freitag steht nun der nächste Termin zur Sichtung in Belgien an. Ob es dann endlich weitergeht? Ob eine Strafe gezahlt werden muss? Ob Spenden entsorgt werden müssen? Hoffen und bangen.
Das Problem: Jeder Tag, an dem der Container in Belgien festhängt, die Prüfung, die Anreise von Helfern für die Sichtung, kostet Geld. Mittlerweile beläuft sich die Summe auf rund 7.000 Euro. Deswegen hat die befreundete Ehrenamtliche Minka König aus München in engem Austausch mit Facius auf der Plattform Gofundme eine Spendenaktion gestartet, damit die zusätzlichen Kosten getragen werden können. Rund 2.500 Euro kamen bisher zusammen, wie König der AZ erzählt. Sie ist überwältigt.
Spendengelder müssen her
Aber Facius muss, obwohl sie optimistisch sein will, von noch mehr Geld ausgehen, das der Weg der Spendenlieferung verschlucken wird. Normal nutzten sie keine Spendengelder für die Container, sie könnten dies über den gutlaufenden Verkauf von Olivenöl finanzieren. Nun aber ist die Not groß.
Dabei fiebern die Menschen vor Ort so sehr darauf hin. Etwa auf Radl, eine Rutsche für den Spielplatz, Computer, Schulmaterial, Küchenutensilien für die Kantine, Elektrogeräte und sogar zwei Autos. Auch Pakete für die Patenkinder stecken im Container. "Die Familien und Patenkinder motivieren sich von Container zu Container und freuen sich so sehr auf die Spenden."
Materialspenden werden sehnlichst erwartet
Der Münchnerin zufolge wäre es eine "Tragödie", wenn die Hilfsgüter nicht ankommen würden. In vielerlei Hinsicht. Da wären die Helfer und Spender, die so viel Herzblut dafür geben. Da wären die Kinder und Familien, die so sehnlich darauf warten. Und da wäre auch der große Wert der gespendeten Gegenstände aus Deutschland für das tägliche Leben in Nigeria.
"Alles, was aus Deutschland gebraucht kommt, sei es Kleidung oder ein Topf, hat eine bessere Qualität als alles, was neu ins Land kommt", sagt Facius. Sämtliche Neuware stamme aus China und entspreche niedrigen Standards. Deswegen hoffen sie und ihre Unterstützer in Deutschland, dass es heute noch ein kleines Weihnachtswunder für sie gibt, und die Sachspenden weiterreisen dürfen.
Auf der Plattform Gofundme ist eine Spendenaktion eingerichtet mit mehr Infos und der Möglichkeit zu helfen: www.gofundme.com
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