Anti-Nazi-Spruch geht nach hinten los: Edeka-Betreiber entschuldigt sich für Prospekt-Aktion
Unternehmer Peter Simmel (64) unterhält deutschlandweit 24 Edeka-Filialen unter seinem Namen, darunter auch jeweils eine in München, Glonn, Pullach und Unterhaching. Die restlichen 20 finden sich in Thüringen und Sachsen. Und dort hat sich der 64-Jährige aus Chemnitz mit einer gutgemeinten Aktion mächtig Kritik eingehandelt.
Auf den aktuellen Werbeprospekten ließ Simmel ein politisches Statement drucken. Im großen roten I-Punkt des Schriftzuges "Simmel" war der Anti-Nazi-Spruch "Für Demokratie – Gegen Nazis" zu lesen.
AfD-Politiker will zum Boykott der Edeka-Filialen aufrufen – Angestellte bedroht
Im Fahrwasser der aktuell bundesweit stattfindenden Demonstrationen wollte auch Simmel ein Zeichen gegen rechts setzen, hat dabei aber nicht mit den Reaktionen der Kunden gerechnet, die teilweise in den Sozialen Medien zum Boykott der Simmel-Filialen aufgerufen haben. So auch der AfD-Stadtrat Heiko Gumprecht aus Crimmitschau, der laut der Zwickauer Freien Presse dem Unternehmer in einer E-Mail sogar indirekt mit Boykott drohte. Gumprecht soll in seinem Schreiben an Simmel eine Rückantwort verlangt haben, "damit wir gegebenenfalls unsere Mitgliedschaft, Unterstützer und Wähler entsprechend informieren können, welches Geschäft sie in Zukunft meiden sollten."
Unter einem Facebook-Posting der Filiale in Unterhaching, also einem Gebiet, wo das kritisierte Prospekt gar nicht verteilt wurde, war zu lesen "Boykott aller Simmel-Märkte und Edeka". Neben den Boykott-Aufrufen im Internet sollen Simmel-Angestellte aber auch von Kunden beschimpft und bedroht worden sein.
Nach Kritik und Drohungen: Simmel entschuldigt sich für Anti-Nazi-Spruch
Nach diesem Sturm der Entrüstung, mit dem Simmel sicherlich nicht gerechnet hatte, hat der 64-Jährige nun die Reißleine gezogen und sich öffentlich für seine Aktion entschuldigt. Auf der Webseite, auf welcher der Flyer bereits ohne den kritisierten Schriftzug abgebildet ist, und dem Facebook-Account der Simmel-Filialen nahm der Unternehmer Stellung zu dem Prospekt mit dem Anti-Nazi-Spruch. Unter anderem ist darin zu lesen: "Entschuldigung, es tut mir leid, dass sich mit meinem Begriff "Nazis" Menschen angesprochen fühlten, welche mit unserer jetzigen Regierung nicht einverstanden sind. Deshalb ist man kein Nazi. Auch ich bin nicht mit unserer jetzigen Regierung einverstanden und hoffe auf Neuwahlen, welche unsere freiheitliche Demokratie stärken. Einige haben sich durch die Formulierung angegriffen gefühlt, dafür entschuldige ich mich bei Ihnen."

Neben weiteren Beleidigungen finden sich aber unter dem Statement bei Simmel auf sehr viele Kommentare, die den 64-Jährigen für seine Aktion und seinen Mut loben und dem 64-Jährigen zu verstehen geben, dass es eigentlich keinen Grund gäbe, sich für etwas zu entschuldigen. So sind unter anderem Kommentare wie "Sie hätten überhaupt keinen Grund gehabt, sich für irgendetwas zu entschuldigen, ich finde ihre Aktion sehr sehr gut. Die Heuschrecken der AFD brauchen sie nicht zu fürchten, und jeder der sich irgendwie angesprochen fühlt, sollte mal in sich gehen", "Es braucht viel mehr Menschen wie Sie! Wofür entschuldigen? Bitte bleiben Sie stark und standhaft! Wer sich dadurch angegriffen fühlt, fühlt sich das wohl zu Recht….und leider ist das ja immer die lautere Fraktion. Die besseren Kunden finden Sie aber sicherlich auf der anderen Seite…Danke für Ihren Einsatz" oder "Kann ich so ein Prospekt haben? Es wird als Puzzleteil in die Geschichte eingehen als Zeugnis eines Unternehmers, der schrieb was selbstverständlich ist und dafür angegriffen wurde" zu lesen.
Seine Stellungnahme schließt Simmel mit den Worten "Unsere Demokratie ist nicht perfekt und wir alle müssen uns ständig daran beteiligen, dass es besser wird, aber es gibt für die Menschen, die in einer Demokratie leben keine bessere Staatsform". Und für diese dürfte sich Peter Simmel sicher auch künftig einsetzen, wenn auch vielleicht nicht mehr auf seinen Werbeprospekten.
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