Ärztin aus Oberhaching im Erdbebengebiet: "Phase 2 der Katastrophe"
Zurück und in Sicherheit – nach knapp einer Woche zwischen Trümmern, Trauer und Toten: 42 Helfer der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und des BRH Berufsverbands Rettungshunde aus NRW sind am Montag nach Hause gekommen. Auch 50 THW-Helfer traten die Heimreise an.
Beide Gruppen waren in der türkischen Provinz Hatay im Einsatz. I.S.A.R. Germany konnte vier Menschen aus den Trümmern retten. Darunter war auch eine Frau (40). 50 Stunden schufteten die Helfer, um sie zu befreien. Mit Erfolg! Doch nach der Freude die niederschmetternde Nachricht: Sie starb später im Krankenhaus.
"Dieses Beispiel zeigt die Tragik dieser Katastrophe", sagt Einsatzleiter Steven Bayer laut Mitteilung. Die Organisation hat angekündigt, ihr Engagement in der Erdbebenregion fortsetzen zu wollen. Mit welchen Projekten, werde nun geprüft.
THW befreite 88-Jährige aus den Trümmern
Auch das THW-Team kehrte am Montag nach Deutschland zurück. Die 50 Helfer waren am vergangenen Mittwoch mit vier Hunden sowie 16 Tonnen Ausrüstung in die Türkei gereist. Noch in der Nacht zu Sonntag gelang es ihnen, eine 88 Jahre alte Frau zu befreien. THW-Notfallsanitäter Bernd Stockhorst: "Es ist ein wunderschönes Gefühl, trotz dieser langen Zeit von mehr als 130 Stunden noch jemanden lebend herauszuholen."
Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien: So können Sie helfen
Das Erdbeben in der Türkei und Syrien forderte bereits über 40.000 Todesopfer, unzählige Menschen sind verletzt, verloren zudem ihr gesamtes Hab und Gut. Wer spenden möchte, kann dies unter anderem beim speziellen Spendenkonto der Stadt München tun:
Überweisungen an die Stadtsparkasse München | IBAN DE86 7015 0000 0000 2030 00 | Verwendungszweck "Erdbebenhilfe"
Während die einen zurückkehren, reisen andere ins Krisengebiet. Ganz frisch hat die bayerische Organisation Humedica aus Kaufbeuren ein weiteres Team in die Türkei geschickt, darunter Ärztin Anna Ertl (33) aus Oberhaching.
Warum sie dort für zwei Wochen mithelfen will? Sie sagt der AZ: "Ich war von den Bildern so schwer betroffen und habe das Glück, Ärztin zu sein und dadurch helfen und einen kleinen Unterschied machen zu können." Sie kam am Montag im Einsatzgebiet an, wie sie der AZ am Telefon erzählt. Das Team wird in einer Notunterkunft für 6.000 Menschen nördlich von Gaziantep eingesetzt. "Da wir uns in der Phase zwei der Katastrophe befinden, ist die aktuelle Priorität, die medizinische Basisversorgung sicherzustellen", so Ertl.

Das umfasst ihr zufolge vor allem, akute Wunden und Verletzungen nachzuversorgen, denn diese seien "einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt". Genauso würden akute Infekte der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes sowie der Haut behandelt. Und auch zum Beispiel um Diabetes- oder Bluthochdruck-Patienten kümmern sie sich, die im Chaos des Bebens nicht von Hausärzten versorgt werden können.
Humedica: "Vor allem Riss- und Quetschwunden"
Mit dabei haben die Helfer aus Bayern unter anderem Medikamente für 3.000 Patienten – "das ist wirklich Wahnsinn", sagt die Ärztin selbst. Antibiotika, Schmerzmittel, Verbandsmaterial, Handschuhe, kleine Scheren und Skalpelle, zählt sie auf. Zudem Zelte und Filter für sauberes Wasser, heißt es in einer Mitteilung weiter.
Humedica-Geschäftsführer Johannes Peter teilt zu dem Einsatz mit: "Am häufigsten wird unser Team Riss- und Quetschwunden behandeln sowie Infektionen, die regelmäßig aufgrund der schlechten hygienischen Bedingungen nach Katastrophen auftreten."
Wer auch dann noch "bleiben will, wenn alle anderen wieder weg sind", so kündigte es der Münchner Kabarettist Christian Springer vor Tagen auf seiner Facebook-Seite an, ist sein Verein Orienthelfer. Er will vom Libanon aus Unterstützung für Syrien bewerkstelligen. Am Montag sagte Springer der AZ, dass schon sechs Lieferungen mit Decken ins Erdbebengebiet gebracht werden konnten. Verzögerungen gebe es derzeit bei der Zollabfertigung an der Grenze zu Syrien, da alle der vielen Autos streng kontrolliert würden. Springer ist aber voller Tatendrang – weil er schnellstmöglich noch mehr helfen will.
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