Interview

Abnehm-Trend Hula Hoop: "Der Reifen lehrt die richtige Haltung"

Corinna Loroff (33) aus Dachau hat Hula Hoop für sich entdeckt und hat einen Ratgeber geschrieben. Was fürs Homeoffice gut ist, ob das alte Modell aus dem Keller taugt und was man lassen sollte.
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Corinna Loroff hat zwei kleine Kinder und hat - für alle Lebenslagen - Hula Hoop als geeigneten Sport entdeckt. Sie hat so 18 Kilo abgenommen und ist nun auch Trainerin.
Corinna Loroff hat zwei kleine Kinder und hat - für alle Lebenslagen - Hula Hoop als geeigneten Sport entdeckt. Sie hat so 18 Kilo abgenommen und ist nun auch Trainerin. © Forster & Martin/Südwest Verlag

AZ-Interview mit Corinna Loroff: Die 33-Jährige ist zweifache Mama, Flugbegleiterin und jetzt auch Buchautorin. Sie gibt selbst Kurse (www.thecosmococo.com). Auf Instagram folgen der Dachauerin rund 50.000 Follower (@thecosmococo).

AZ: Frau Loroff, der Hula-Hoop-Reifen ist spätestens seit der Pandemie aus der Versenkung zurück. Sie bringen jetzt sogar ein Buch mit Workouts heraus. Müssen Sie Skeptikern manchmal noch erklären, dass das richtiger Sport ist?
Corinna Loroff: Ja, manche sagen: Ist das denn kein Kindersport? Manche wissen auch gar nicht, dass man mit dem Reifen richtige Workout-Übungen machen kann. Aber das können sie gern einmal 45 Minuten lang ausprobieren und dann reden wir nochmal (lacht).

Wie sind Sie drauf gekommen?
Tatsächlich ist es eine Kindheitserinnerung. Ich habe einmal zum Zeugnis einen Reifen geschenkt bekommen. Den habe ich immer noch. Ich habe das dann irgendwann aus den Augen verloren, aber nach dem zweiten Kind bin ich wieder auf diesen Sport gekommen.

"Regenwetter ist keine Ausrede"

Sie haben damit sogar über 18 Kilo abgenommen.
Wie jeder andere Sport trägt es beim Abnehmen enorm zum Ergebnis bei. Aber wenn man keine Lust auf etwa Joggen hat, wird man sich auf Dauer schwer damit tun. Deswegen finde ich es wichtig, dass man einen Sport findet, der Spaß macht und den man gern und oft durchführt.

Hula Hoop macht also Spaß. Welche Vorteile gibt es noch?
Man ist damit unabhängig und flexibel - Regenwetter ist hier keine Ausrede. Man kann es auch immer und überall machen und den Reifen zum Beispiel in den Urlaub mitnehmen.

Wie bitte?
Den kann man mittlerweile, anders als früher, auseinandernehmen - meist sind es sechs bis acht Teile. Heute passen die in jeden Koffer oder in den Jutebeutel. Ein weiterer Vorteil: Es ist ein günstiger Sport.

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Welche Körperregionen werden damit trainiert?
Eigentlich lässt sich damit der ganze Körper trainieren, vor allem auch, wenn man mit dem Reifen Workouts, wie in meinem Buch beschrieben, macht. Beim reinen Hullern trainiert man vor allem die Rumpfmuskulatur. Wenn man das längere Zeit macht und die Arme permanent auf Spannung hält, spannt man die Brustmuskulatur, die Arme, die Schultern und den Rücken an. Und den Reifen bearbeitet man mit der Bauchmuskulatur.

Wie viele Kalorien verbrennt man dabei im Schnitt?
In einer Stunde kann man schon bis zu 400 Kalorien verbrennen.

Ist das für jeden geeignet, oder für Menschen mit Hüft- oder Knieproblemen eher schwierig?
Es kann jeder machen. Bei speziellen Problemen - ich hatte zuletzt eine Anfrage von einer Person mit Nierenproblemen - rate ich schon zuerst zu einer Absprache mit dem Arzt. Aber ansonsten spricht nichts dagegen. Mein Papa ist 65, hat eine künstliche Hüfte und Knieprobleme - der hullert jetzt auch ganz fleißig.

"Das normale, aufrechte Hullern tut gut"

Sie schreiben in Ihrem Buch, dass es auch gut für Menschen ist, die viel am Schreibtisch sitzen. Was gerade jetzt im Homeoffice sicher noch gravierender geworden ist. Welche Übung empfehlen Sie?
Grundsätzlich ist hier das normale, aufrechte Hullern gut, weil man sich automatisch aufrichten muss. Hullern funktioniert nicht mit einer buckligen Haltung. Es klappt erst gut, wenn man die richtige Haltung eingenommen hat.

Und die wäre?
Lockere Knie, die Schultern nach unten, der Bauch fest. Der Reifen lehrt einen, sich richtig hinzustellen.

Was kann man daheim noch in den Alltag einbauen?
Ein weiteres Beispiel: hullern in Gebetshaltung, dabei übt man auch noch Druck auf den Brustkorb aus. Und ansonsten alle Huller-Übungen, bei denen man die Schultern und den oberen Rücken beansprucht. Das eignet sich alles für die Pause im Homeoffice, genauso aber auch während eines Telefonats. Ich habe auch einige Übungen im Buch, die schön Muskelkater hinterlassen können.

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Welche zum Beispiel?
Der "Busfahrer" etwa. Dabei muss man so viel Kraft aufwenden, um in der ungewohnten Squat-Position zu sitzen. Plus: den Reifen hochhalten, das ist für den ganzen Körper ein gutes Training.

"Ein leichter Reifen beansprucht die Tiefenmuskulatur"

Kann ich mir einfach meinen alten Reifen aus dem Keller holen oder brauche ich ein spezielles Gerät?
Man kann ruhig den nehmen, den man schon hat. Manche sagen, je schwerer der Reifen umso besser - weil es damit umso anstrengender ist. Das unterschreibe ich aber nur bedingt. Beim reinen Hullern beansprucht ein leichter Reifen viel mehr die Tiefenmuskulatur und kann dadurch genauso effektiv sein wie ein schwerer.

Kann man Fehler machen?
Ein großer Fehler ist, dass es oft übertrieben wird. Wenn man schnell den Dreh raus hat, machen es viele am Anfang oft gleich zu lange. Dann kann es schnell blaue Flecken geben. Auf diese sollte man nicht weiter trainieren, die können sich sonst verhärten.

Worauf kommt es noch an?
Wichtig ist auch, in beide Richtungen zu trainieren. Meist hat man eine Vorzugsrichtung, aber das wäre ähnlich, wie wenn man im Fitnessstudio nur den linken Arm trainieren würde.

Glauben Sie, dass der Hula-Hoop-Trend bleibt, wenn man nach der Pandemie wieder mehr andere Möglichkeiten hat?
Ich glaube schon, ja. Ich habe auch schon entsprechende Kurse in Fitnessstudios gesehen. Immer mehr bieten solche Gruppenkurse an. Mir schauen auch zunehmend mehr Menschen auf meinem Instagram-Kanal dabei zu. Interview:


Corinna Loroff: "Fit und schlank mit Hula Hoop" erscheint heute im Südwest Verlag (144 S., 16 €)

Das Buch von Corinna Loroff: Fit und schlank mit Hula Hoop.
Das Buch von Corinna Loroff: Fit und schlank mit Hula Hoop. © Südwest Verlag

Hula Hoop-Übungen zum Nachmachen

Die AZ stellt vier Übungen aus dem Buch von Corinna Loroff vor - vom Einstieg bis zur Übung "Busfahrer", die Muskelkater verursacht:

Langsames Hullern

Langsames Hullern
Langsames Hullern © Forster & Martin/Südwest Verlag
  • Die ideale Einsteiger- und Basisübung, bei der du dich auf die Grundbewegung beschränkst.
  • Du stehst schulterbreit mit leicht gebeugten Knien, wirfst den Reifen ab und hullerst.
  • Entscheidend ist, dass du die Bewegung nicht im gewohnten, flotten Tempo ausführst, sondern den Reifen bewusst etwas langsamer um deine Taille kreisen lässt.
  • Dazu atmest du kontrolliert ein und aus und bereitest dich mental auf das folgende Workout vor.
  • Halte eine Minute durch. Wechsle nach der halben Zeit die Huller-Richtung.

Nackendehnung

Nackendehnung
Nackendehnung © Forster & Martin/Südwest Verlag

Eine besonders sanfte Mobilisationsübung für die Halswirbelsäule. Ohne Hullern.

  • Du stehst hüftbreit mit leicht gebeugten Knien.
  • Den Reifen nimmst du hinter deinen Rücken, wobei ihn deine linke Hand auf etwa 11 Uhr, deine rechte Hand auf etwa 1 Uhr greift. Die Handflächen zeigen nach vorne. Deine Arme sind dadurch etwa im 90-Grad-Winkel gebeugt.
  • In dieser aufrechten Haltung drehst du deinen Kopf langsam und gleichmäßig einige Male von links nach rechts und wieder zurück. Anschließend legst du den Kopf für wenige Sekunden in den Nacken. Zum Schluss beugst du den Kopf nach vorne und neigst das Kinn in Richtung Brust.
  • Achte darauf, dass du deine Schultern locker hängen lässt und den Bauch leicht anspannst, um nicht ins Hohlkreuz zu fallen.
  • Führe alle Bewegungen des Kopfes vorsichtig und kontrolliert aus. Nimm dir eine Minute Zeit.

Busfahrer

Busfahrer
Busfahrer © Forster & Martin/Südwest Verlag

Eine der Lieblingsübungen von Corinna Loroff:

  • Du stehst etwas breiter als schulterbreit und mit deutlich gebeugten Knien in einer leichten Sumo-Squat. Den Reifen hältst du wie ein Lenkrad vor dich, wobei du deine linke Hand auf 9 Uhr, deine rechte auf 3 Uhr platzierst. Die Ellenbogen sind leicht gebeugt.
  • Aus dieser Position "lenkst" du abwechselnd nach links und rechts, indem du den Reifen gegen und mit dem Uhrzeigersinn jeweils um ein Viertel drehst.
  • Achte darauf, dass du währen der gesamten Übung im Rücken gerade bleibst und den Bauch aktiv anspannst.
  • Halte eine Minute durch.
  • Variation: Während der "Links- und Rechtskurven" eine breite Kniebeuge einbauen.

High-Knee-Hullern

Zusatzübung für Fortgeschrittene.

  • Du stehst hüftbreit mit leicht gebeugten Knien, wirfst den Reifen ab und hullerst in flottem Tempo. Der Blick ist gerade nach vorne gerichtet.
  • Sobald der Reifen stabil kreist, beginnst du deine Knie abwechselnd zu einem gleichmäßigen Marsch auf der Stelle zu heben.
  • Wichtig ist, dass du die Knie so hoch abhebst, dass sie gerade noch nicht den Reifen beeinträchtigen.
  • Halte eine Minute durch.
  • Corinna Loroffs Tipp: Bei dieser Übung hilft dir Musik, einen Rhythmus zu finden und zu halten.
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