Quidditch: Harter Sport statt "Harry Potter"-Fantasie
Freiburg - In den "Harry Potter"-Romanen fliegen sie auf Besen durch die Luft. In der Realität bleiben die Quidditch-Spieler auf dem Boden. "Das Spiel ist eine Mischung aus Handball, Völkerball und Rugby", erklärt der Freiburger Adrian Schleeh. An diesem Wochenende tritt er als Nationalspieler und Co-Trainer bei einer Quidditch-Weltmeisterschaft in Frankfurt am Main an. Während der Sport in den USA schon verbreitet ist, ist in Freiburg alles noch "Marke Eigenbau", wie Schleeh erzählt - während er bepackt mit drei Ringgestellen aus Hula-Hoop-Reifen den Trainingsrasen betritt.
"Wir sind ein starkes Team"
Aber der Sport soll bald bekannter werden. Schleeh will aus seiner Mannschaft einen eingetragenen Verein machen. Als Vizepräsident des Deutschen Quidditchbundes (DQB) versucht er, eine Bundesliga aufzubauen. Auf der Seite des DQB sind 26 deutsche Teams gelistet, manche davon sind erst im Aufbau. Zu den gelisteten DQB-Teams gehören beispielsweise die Bonner Rheinos, die im April an einer "EM" in Italien teilnahmen.
Für die bevorstehende WM in Frankfurt am Main gab es schon jetzt mehr als 40 Bewerbungen. "Wir sind ein starkes Team", sagt Schleeh. Deutschland könnte Weltmeister werden. Rund 23 Nationen sind laut dem Internationalen Quidditch Verband bei der WM vertreten.
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Schleeh selbst hat in der Nationalmannschaft die Position des Hüters. Mit einer Körpergröße von knapp zwei Metern ist der Hüter der Torwart für die drei Ringe, durch die drei Jäger pro Team versuchen, einen Ball zu werfen. Zwei Treiber stören dabei, indem sie die Spieler abwerfen. "Abgeworfene Spieler müssen zurück zu den eigenen Ringen, bevor sie weiterspielen dürfen", sagt Schleeh. "Ich erwarte von meinen Spielern, dass sie sprinten."
Ein Spieler, den die Treiber besonders gerne treffen, ist der Sucher - er muss den sogenannten Schnatz fangen. Der kleine goldene fliegende Ball aus der "Harry Potter"-Vorlage ist in Schleehs Team ein Tennisball in einer Socke, den ein neutraler Spieler am Hosenbund trägt. Besonders an Quidditch ist, dass alle Spieler eine Art Besen zwischen den Beinen haben. Das Freiburger Team, die "Black Forest Bowtruckles", benutzt dafür stabile schwarze Schläuche. Bowtruckles sind kleine Fabelwesen aus den "Harry Potter"-Romanen.
Die Fans sind im "Quiever"
"Quidditch macht Spaß, aber es ist ein fordernder Ausdauersport, bei dem man keine Angst vor Körper- oder Bodenkontakt haben darf", sagt Schleeh. Deshalb trainiert er mit seiner Mannschaft auch, wie man richtig fällt. Zuletzt spielten die Freiburger Freundschaftsspiele gegen die "Tübinger Testrale" und die "Heidelberger Hellhorns". Zwischendurch lieferte sich Schleeh in der Nationalmannschaft aber auch Matches gegen Holland und Frankreich.
"Wenn man einmal mit Quidditch angefangen hat, bleibt man dabei", sagt seine Teamkollegin Jenny Krafczyk. Die 28-Jährige wird bei der WM als ehrenamtliche Helferin dabei sein. Sie hat Quidditch schon während ihres Auslandssemesters im britischen Edinburgh gespielt. Seitdem ist sie im "Quiever" – im "Quidditch Fever" (Quidditch-Fieber), sagt sie.
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An der Sportart begeistere ihn die enge Gemeinschaft, erzählt Nationalspieler Schleeh. Er selbst hat seine Freundin und seinen Mitbewohner über den Sport kennengelernt. Außerdem sei Quidditch eine offene Sportart, Männer und Frauen spielen gemeinsam Seite an Seite. "Ich glaube, mit dieser Toleranz sind wir einigen alteingesessenen Sportarten voraus."
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