Zwei Tage nach dem tödlichen Anschlag: So lief die Antisiko-Demo in München
München - "Ich möchte darauf hinweisen, dass mehr Polizei hier ist als üblich", begann Thomas Lechner bei der Auftaktkundgebung des Aktionsbündnisses gegen die NATO-Sicherheitskonferenz (Antisiko).
Lechner sitzt für die Linke im Stadtrat und übernahm die Aufgabe des Versammlungsleiters. Auf der Antisiko demonstrierten Parteien, Gewerkschaften und weitere politische Bewegungen gegen Waffen und für Frieden. Manche dieser Gruppen stehen immer wieder in der Kritik.

"Es wird nach Donnerstag dreimal mehr auf die Sicherheit geachtet und wir haben eine sehr gute Kommunikation mit der Polizei", erklärte Lechner. Danach zählte er die Demoauflagen auf, wie etwa das Verbot von Glasflaschen, das der Vermummung oder das Verwenden von bestimmten Parolen.
Beim Demonstrationszug kommt es zu einem kurzen Zwischenfall
Zwar verlief alles weitestgehend ruhig, gänzlich zufrieden war die Polizei aber dann doch nicht. Bei dem Demonstrationszug kam es zu einem kurzen Zwischenfall. Am Karolinenplatz wurde die Menge angehalten. Kurz darauf folgte eine Durchsage der Polizei: "Der Aufzug wurde wegen des Verstoßes der Auflagen angehalten. Sobald die Auflagen wieder eingehalten werden, kann der Aufzug weitergehen." Wenige Minuten später wurde der Stopp aufgehoben.
Kurz darauf äußerte sich Atran Youkhana von der neuen Partei Mera25, die ebenfalls auf der Demo vertreten war. Er sagte, dass in einem Teil des Zugs wohl Banner zusammengebunden worden waren. Das sei verboten, weil die Polizei jederzeit Zugang zu dem Zug haben müsse. Ob der Demonstrationszug überhaupt wie geplant stattfinden sollte, wurde offenbar diskutiert. Moderatorin Laura Meschede sagte zu Beginn: "Wir haben uns entschieden, den Demonstrationszug heute zu machen. Wir glauben nicht, dass der Zug in Gefahr ist und wir sind in Gedanken an die Verletzten."
Demo-Teilnehmer fühlten sich sicher
Auch bei den meisten Teilnehmern, die sich zur Kundgebung am Stachus und dem anschließenden Demonstrationszug zum Marienplatz einfanden, hielten sich die Sorgen um ihre Sicherheit in Grenzen. "Wir möchten für Frieden einstehen, egal wo auf der Welt. Es kommen hier ganz viele zusammen, die sich den Weltfrieden wünschen. Ich fühle mich sicher auf dieser Demo. Viel mehr Polizei geht glaube ich gar nicht. Es ist traurig für die Betroffenen, aber es macht mir keine Angst, den öffentlichen Raum weiter zu nutzen. Wenn wir den aufgeben, dann haben wir ganz verloren", so der 54-jährige Polizeibeamte Sascha Tribukeit, der aber als Privatperson an der Demo teilnahm.

Die Aufmerksamkeit der Polizisten war nach dem Anschlag am Donnerstag auf Demonstranten sichtbar. Unzählige Beamte reihten sich um den Zug und die Route vom Stachus über den Karolinenplatz, nahe des israelischen Konsulats hin zum Marienplatz war stark gesichert.
Polizei spricht von 1500, Veranstalter von 5000 Teilnehmern
Wie viele Beamte bei der Demo waren, kann man nicht genau feststellen, meinte ein Sprecher der Polizei. Von Donnerstag bis Sonntag seien aber über 5000 Polizisten im Einsatz gewesen. Nach dem Anschlag habe "man die Sicherheitsmaßnahmen dementsprechend angepasst." Die Zahl der Teilnehmer schätzte die Polizei auf "1500 in der Spitze". Die Veranstalter sprachen von "knapp 5000 zu Hochzeiten".
Der griechische Ex-Finanzminister und Gründer der Bewegung Diem25 Yanis Varoufakis meinte nach seiner Rede zur AZ: "Ich muss sagen, es sind weniger Teilnehmer als früher, es hätten mehr sein sollen." Ob der Anschlag Grund für die geschwundene Teilnehmeranzahl ist, darüber wollte Varoufakis nicht spekulieren.