Zuzug, Fluggäste, Radler: Diese Grafiken zeigen, wie Corona München verändert
München - Pendler, Arbeitskräfte, Geburten, Museumsbesucher, Kfz-Anmeldungen: Das sind nur sehr wenige der Gebiete, zu denen im Statistischen Jahrbuch der Stadt jedes Jahr Zahlen und Statistiken veröffentlicht werden.
In insgesamt 13 Kapiteln werden wichtige kommunale Themen Münchens sowie Basisdaten zu den Stadtbezirken, zur Region München und zum Land Bayern aufbereitet. Das ist nicht immer einfache Lektüre, dennoch lohnt ein Blick – vor allem dieses Jahr, das ja nun doch ein besonderes war.
Denn die Corona-Pandemie hat in mehreren Bereichen sichtbar für Anstiege beziehungsweise Einbrüche gesorgt. Die AZ hat sieben Beispiele visualisiert.
Zugezogene

Betrachtet man die Grafik der Zugezogenen in München fällt auf: Vor allem zwischen Februar und August nahm die Anzahl der Neu-Münchner rapide ab. Das mag vor allem am ersten Lockdown im Frühjahr gelegen haben. Aber auch im gesamten Jahresvergleich ist der Zuzug in die Stadt etwas geringer als im Jahr 2019.
Eheschließungen

Das gleiche Bild bietet sich bei den Eheschließungen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es von März bis August 2020 deutlich weniger davon. Man traute sich nicht – oder konnte sich nicht trauen.
Arbeitslosenzahlen

Bei den Arbeitslosenzahlen ist ebenfalls eine Corona-Auswirkung festzustellen. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zu 2019 etwas. 4,9 Prozent beträgt sie (Stand: 30.11.2020) – über einen Prozentpunkt mehr als im Jahr zuvor. Besonders von Mai bis Oktober spürte Münchens Arbeitsmarkt die Pandemie. Verglichen etwa mit Oktober 2019 waren dieses Jahr 18.095 (+ 53,1%) Personen mehr arbeitslos gemeldet.
Tourismus

Hotels, Freizeit- und Kultureinrichtungen waren oder sind (wieder) geschlossen, die Wiesn wurde abgesagt: es war kein leichtes Jahr für Münchens Tourismusbranche. Wenig überraschend sind die Zahlen in diesem Sektor daher auch stark gefallen. Vom ersten bis zum dritten Quartal 2020 registrierte die Stadt gut 2,6 Millionen Gäste und fast sechs Millionen Übernachtungen. Klingt viel, ist aber ein Minus von fast 60 Prozent in beiden Kategorien (- 59,4 bzw. - 56,2)!
Besucherzahlen im Tierpark Hellabrunn

Einen ähnlichen Einbruch sieht man natürlich beim Tierpark Hellabrunn. Münchens Zoo war ja ebenfalls zeitweise komplett geschlossen, danach nur mit strengen Besucherregeln und beschränkter Anzahl geöffnet. Das schlägt sich in den verkauften Tageskarten nieder: Im Sommer wurden etwas über 50.000 Tickets verkauft, in den Jahren zuvor war es in den warmen Monaten das dreifache.
Passagiere am Flughafen

Die Grafik für den Flughafen ist wohl die eindrücklichste dieses Jahrbuchs. Von knapp über drei Millionen Passagieren auf knapp über null. Minus 64,2 Prozent Passagierflüge, minus 69,2 Prozent an Streckenaufkommen im Inland, minus 73,4 Prozent fürs Ausland. Einzig beim Frachtverkehr gab es ein Plus: 23 Prozent mehr dieser Flüge hoben 2020 aus dem Erdinger Moos ab.
Rettungsdiensteinsätze

Zwar auch ein Einbruch, aber in diesem Fall ist es eigentlich positiv. Die Rettungsdiensteinsätze der Münchner Berufsfeuerwehr sanken 2020 um 12,3 Prozent – von 201 pro Tag im Jahr 2019 auf 176 in diesem Jahr. Das lag vor allem daran, dass gerade auch im ersten Lockdown deutlich weniger Verkehr auf den Straßen war. In absoluten Zahlen heißt das: 5.708 Verkehrsunfälle weniger und 354 Verletzte weniger (1. - 3. Quartal).
Radfahrer in der Stadt

Es gibt aber auch Zahlen, die erfreulicherweise gestiegen sind. Wie etwa der Fahrradverkehr in der Stadt. An mehreren Stellen werden in München mit Scannern die täglichen Fahrten gemessen, so etwa an der Erhardtstraße. Dort zeigt sich exemplarisch, wie sich der Radlverkehr gesteigert hat.
Bereits im Januar und Februar lagen die Werte um ein vielfaches über den Werten aus dem Vorjahr. Auch im März 2020 lagen die Werte trotz der Ausgangsbeschränkungen und Schulschließungen über dem Vorjahr. Im April 2020 war eine Zunahme von circa 20 Prozent im Radverkehrsaufkommen an den Dauerzählstellen zu verzeichnen – und das, obwohl kein Schülerverkehr, Ausbildungsverkehr und normaler Berufsverkehr stattgefunden hat.
Lukas Raffl, einer der Radbeauftragten der Stadt, erklärt auf Anfrage: "Es war während der ersten Corona-Welle eine starke Zunahme im Radverkehr in München zu verzeichnen, bedingt durch Verlagerungseffekte vom ÖPNV, deutlich mehr Freizeitverkehr an den Wochenenden und nicht zuletzt durch das trockene und langanhaltende schöne Wetter schon im April." Die Daten an der Erhardtstraße spiegeln das wider. Dort sind 2020 im Schnitt etwa 8,5 Prozent mehr Radler entlanggefahren als dies noch 2019 der Fall war.
Raffl zur AZ: "Der Radverkehr steigt bereits seit Jahren kontinuierlich an. Kein anderes Verkehrsmittel hat in den letzten zehn bis 15 Jahren in München einen derart starken Zuwachs erfahren. Genau diese Effekte sind mit dem Ausbruch der Pandemie noch einmal verstärkt worden. Um Menschenansammlungen zu meiden, sind noch mehr Münchnerinnen und Münchner auf das Rad gestiegen."