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Zurück nach Stadelheim: Münchner Attentäter droht neuer Haftbefehl

Der Auto-Attentäter von München ist nach Straubing verlegt worden, wo er untersucht wurde. Ihm droht ein neuer Haftbefehl. Was eine Kriminologin zur Lage in Deutschland sagt.
John Schneider
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Eine junge Mutter und ihre kleine Tochter erlagen kurz nach dem Anschlag in München ihren schweren Verletzungen. Der mutmaßliche Täter ist mittlerweile in einer psychiatrischen Abteilung eines Gefängnisses untergebracht.
Eine junge Mutter und ihre kleine Tochter erlagen kurz nach dem Anschlag in München ihren schweren Verletzungen. Der mutmaßliche Täter ist mittlerweile in einer psychiatrischen Abteilung eines Gefängnisses untergebracht. © Matthias Balk/dpa

München - Ist der Münchner Auto-Attentäter psychisch krank? Er hat nach AZ-Informationen als Untersuchungshäftling in Stadelheim teilweise wirres Zeug geredet. Deshalb sei er in die psychiatrische Abteilung in die JVA Straubing verlegt worden, wo man ihn diesbezüglich untersuchen wollte, so ein Insider des Falles.

Verdacht auf zweifachen Mord: Ein neuer Haftbefehl für Farhad N.?

Die Untersuchung scheint aber den Verdacht einer psychischen Erkrankung nicht erhärtet zu haben. Farhad N. (24) werde jedenfalls wohl recht bald zurück in die Münchner JVA nach Stadelheim verlegt werden, so der Insider.  

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Ein zweites aktuelles Detail: Der ursprüngliche Haftbefehl gegen Farhad N. wurde kurz nach der Tat am 13. Februar mit dem Verdacht auf versuchten Mord eröffnet. Da aber inzwischen eine 37-jährige Mutter und ihre zweijährige Tochter wegen ihrer bei dem Auto-Attentat auf die Verdi-Demonstration erlittenen Verletzungen verstorben sind, ist aus dem Verdacht auf versuchten Mord, der Verdacht auf zweifachen Mord geworden. Das macht, so die Information des Insiders, einen neuen Haftbefehl notwendig,

Kriminologin Britta Bannenberg verwehrt sich gegen "schrille Migrationsdebatte" 

Wie die Münchner Verdi-Geschäftsführerin Claudia Weber dem Bayerischen Rundfunk sagte, sind noch Verletzte im Krankenhaus: "Wir sind immer noch stark betroffen und trauern auch immer noch und hoffen, dass die Kolleginnen und Kollegen, die noch verletzt sind und noch im Krankenhaus sind, bald wieder gesund werden."

Expertin in Richtung Friedrich Merz: "Ich rate zur Zurückhaltung im Ton"

Die Kriminologin Britta Bannenberg hat Politiker nach den Amoktaten und Anschlägen der vergangenen Monate aufgefordert, verbal abzurüsten. Anstatt die Tat eines Ausländers zum Anlass für eine schrille Migrationsdebatte zu nehmen, wäre es besser, endlich Strukturen für eine bessere polizeiliche Gefährdungseinschätzung möglicher Amoktäter zu schaffen, sagte die Rechtswissenschaftlerin von der Universität Gießen der Deutschen Presse-Agentur.  

Denn viele solcher Taten seien vermeidbar, wenn man die entsprechenden Hinweise und Andeutungen richtig zu deuten wisse. "Ich rate zur Zurückhaltung im Ton", fügte die Gießener Professorin hinzu. Das gelte ausdrücklich auch für den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. Es sei zwar legitim, wenn sich dieser für Fortschritte bei Abschiebungen von Ausreisepflichtigen einsetze.

Britta Bannenberg, Professorin für Kriminologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. (Archivbild)
Britta Bannenberg, Professorin für Kriminologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. (Archivbild) © Sebastian Gollnow/dpa

Mit "populistischen Äußerungen" über Migration in einer Phase, in der die Gesellschaft ohnehin schon großem Stress ausgesetzt sei, habe Merz im Bundestagswahlkampf aber womöglich "Migranten getriggert, die sich hier nicht ganz zu Hause fühlen".

Nachahmungseffekte können zu einer Häufung von Taten führen

Ein weiterer möglicher Auslöser für Amoktaten sei eine sensationsheischende Berichterstattung über Gewalttaten, wobei Nachahmungseffekte nicht auf das eigene Milieu beschränkt seien. "Der Amoktäter lässt sich vom Islamisten anregen, und der Rechte wird vom Islamisten inspiriert", sagte Bannenberg. Allen einzeln handelnden Tätern gehe es um "maximale Aufmerksamkeit".

Oft gibt es in den Monaten vor der Tat Andeutungen

Bannenberg hat eine Reihe von Risikofaktoren identifiziert. Junge Amoktäter seien meist männlich, jünger als 24 Jahre, sozial unauffällig, psychopathologisch auffällig, nicht impulsiv. Häufig deuteten sie Tatpläne im Internet oder im sozialen Umfeld an, wobei direkte Drohungen die Ausnahme seien.

Im Münchner Fall gehen die Ermittler inzwischen von einer islamistischen Motivation des Afghanen aus. Farhad N. mache in der U-Haft einen gefassten Eindruck, so der Insider. Der Auto-Attentäter wisse, was er getan habe und warum, aber die Tragweite seines Handelns sei ihm nicht wirklich bewusst.

 

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29 Kommentare
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  • eule75 am 11.03.2025 15:51 Uhr / Bewertung:

    Und wieder ein Straftäter, der wahrscheinlich lebenslang durchgefüttert wird (inkl. ärztl. Versorgung etc., etc. ), anstatt ihn seiner heimatlichen Justiz zu übrgeben.

  • Chris_1860 am 11.03.2025 19:18 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von eule75

    Das ist leider etwas kurzsichtig betrachtet. Freilich kostet Haft auch Geld, aber wenn man ihn nicht einsperren würde, wäre er mit neuer Identität bald wieder da, um neue Straftaten zu verüben.

  • tma am 11.03.2025 20:51 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von eule75

    So ist die deutsche Gesetzgebung, vor der Abschiebung muss der Delinquent seine Haft abbüßen - ob Ihnen das nun gefällt oder nicht.
    Und warum sollte ihn die "heimatliche Justiz" zur Bestrafung heranziehen für eine in Deutschland begangene, tatsächlich uverzeihliche Straftat?

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