Züge aus Budapest? - München bleibt in Bereitschaft

München - Es sind nur 70 Neuankömmlinge. Routiniert eskortieren die Polizisten sie vom Regionalzug zum Ankunftszentrum in der Schalterhalle. Dort nehmen die freiwilligen Helfer sie in Empfang, die ankommenden Flüchtlinge bekommen das Nötigste zur Versorgung: Essen, Trinken, einen Pullover, manche auch Schuhe, eine Zahnbürste.
Dann werden sie weitergeleitet zum Erstscreening, der medizinischen Erstuntersuchung durch einen privaten Sanitätsdienst, im Auftrag der Stadt. Ziemlich schnell geht das alles – nur ein kleines Mädchen mit buntem Shirt braucht etwas länger, um sich passende Schuhe auszusuchen, aber da drängelt natürlich niemand.
Eine Studentin mit einer Warnweste mit der Aufschrift „Helfer – Mutter + Kind“ kümmert sich um die Kleine und deren Mutter; inzwischen haben die Freiwilligen einen Schichtplan gemacht und Arbeitsgruppen gebildet, damit alles geordnet abläuft. Das Team aus ihnen, Münchner Polizei und Bundespolizei ist inzwischen eingespielt, auch die Regierung von Oberbayern loben sie vor Ort.
Es ist eine Art kleine Übung für die Hunderten weiteren Flüchtlinge, die erwartet werden. Insgesamt nur 240 kommen am Donnerstag hier an – morgens rechnete die Polizei noch mit mindestens 800 weiteren.
Doch der Zug, der aus Budapest ankommen sollte, ist in Ungarn auf der Strecke geblieben. Wenn er denn einmal ankommt, sagt die Polizei, wird er eine Herausforderung. „Wir wären auch glücklicher, wenn wir genaue Zahlen hätten“, sagt ein Sprecher. „Die gibt es aber erst, wenn sie an der deutschen Grenze sind.“ Vielleicht nimmt auch Österreich noch einige der Flüchtlinge, vielleicht auch die Bundespolizei in Rosenheim. Die Münchner Polizei, mit 60 Menschen vor Ort, ist aber optimistisch: „Unsere Organisation steht, wir sind vorbereitet. Jeder Mensch, der hier ankommt, wird versorgt.“
Internationale Reporterteams laufen am Bahnhof herum, für Nachrichtensender in Frankreich oder Norwegen ist die Münchner Nächstenliebe, die sich in den vergangenen Tagen hier am Bahnhof gezeigt hat, einen Bericht wert.
Die Freiwilligen bitten derweil noch einmal darum, keine Sachspenden mehr zum Bahnhof zu bringen. „Es ist irrsinnig lieb und begeisternd“, sagt Colin Turner, „aber unsere Lager sind voll. Wir haben keine Kapazitäten, um die Sachen zu sortieren.“ Wer spenden wolle, möge dies als Geldspende an den Münchner Sozialbetrieb Diakonia tun oder Sachspenden wie Kleidung oder Spielzeug noch eine Weile behalten, bis die Dinge koordiniert verteilt werden können.
Auch Freiwillige sollen bitte nicht mehr spontan vorbeikommen, sondern sich am Infopoint am Bahnhof registrieren lassen oder bei Diakonia (089 / 18 91 48 00) melden.
München ist in Bereitschaft – und damit keine Kraft verloren geht für die Menschen, die noch kommen, muss alles etwas strukturiert werden.