Zu lange zu billig: Müllabfuhr zieht Preise an
München - Seit einem Jahrzehnt sinken die Preise für die Tonnen-Leerung durch den städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM). 2005 kostete eine 120-Liter-Tonne, die meist bei Einfamilienhäusern zum Einsatz kommt, noch 195 Euro. Im Jahr 2015 verlangte die AWM für eine Leerung alle zwei Wochen nur noch 148,76. Ein Gebührenrückgang von mehr als 46 Euro.
Doch nun pfeift ein anderer Wind durch die städtische Abfallwirtschaft. Der Erlös aus dem Verkauf von Altpapier und der Müllverbrennung sinkt, so Helmut Schmidt, Werkleiter der AWM am Montag. Die Preise seien hier marktgebunden und bewegen sich zunehmend nach unten. Zusätzlich seien die Müllverbrennungs-Verträge mit den Landkreisen Miesbach und Starnberg ausgelaufen. Heißt: Die Miesbacher und Starnberger lassen ihren Abfall in Zukunft woanders verbrennen. Außerdem seien die Löhne allein zwischen 2013 und 2015 um etwa zwölf Prozent gestiegen, so Kommunalreferent Axel Markwardt. Dadurch habe der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb bereits in den vergangen Jahren nicht mehr kostendeckend gearbeitet.
Die Folge: Vorausgesetzt der Stadtrat stimmt dem Antrag am Donnerstag zu (wovon auszugehen ist), steigen die Gebühren für die städtische Müllabfuhr – im Schnitt um 4,2 Prozent. Ab 01. Januar 2016 werden dann für eine 120-Liter-Tonne, die alle zwei Wochen geleert wird, pro Jahr 156 Euro fällig. Das sind 7,24 Euro Mehrkosten im Vergleich zum Vorjahr. Bei den großen Tonnen mit 1100 Liter Fassungsvermögen, wie sie meistens vor Mehrfamilienhäusern und Wohnblöcken stehen, erhöht die Stadt die Gebühren von bisher 1695,72 Euro auf 1765,92 Euro bei wöchentlicher Leerung (Erhöhung um 70,20 Euro).
Neues Gesetz: AWM-Wertstoffhöfe nehmen weiter alte Elektrogeräte an
Dass die Preise in den letzten Jahren permanent gesunken sind und jetzt auf einmal signifikant erhöht werden, liegt laut Kommunalreferent Markwardt am kommunalen Abgabengesetz. Das Gesetz besagt, dass die Stadt mit der Entsorgung von Abfall keine Gewinne erzielen darf, und falls doch, muss es an die Bürger in Form einer Kostensenkung zurückgegeben werden. CSU-Fraktionschef Hans Podiuk sieht allerdings einen ganz anderen Grund für die steigenden Gebühren. Die letzte Preissenkung im Jahr 2013 sei ein Wahlgeschenk der rot-grünen Vorgängerregierung gewesen, die nun wieder ausgeglichen werden müsse.
Im Schnitt bedeutet die anstehende Preiserhöhung für jeden Münchner rund 50 Cent mehr Müllkosten im Jahr. Ein kleiner Wehrmutstropfen: Die Gebühren für die Müllabfuhr können nur alle drei Jahre angepasst werden. Die nächste Erhöhung kann also frühestens 2019 kommen.
Im Vergleich zu anderen Städten ist die Münchener Müllabfuhr auch nach dem Januar 2016 noch günstig. In Düsseldorf zum Beispiel fallen für eine 1100-Liter-Restmülltonne 4356,42 Euro an. Da kommt der Münchner mit 1765,92 Euro noch relativ glimpflich davon. Biliger als in München ist's übrigens nur in Berlin (1533,12 Euro).
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