Zschäpe lässt erstmals Richterfragen beantworten

München - Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat im Münchner NSU-Prozess zum ersten Mal spontan Fragen des Gerichts beantworten lassen. Nach dem Betrachten von Urlaubsfotos, die Zschäpe mit den beiden verstorbenen mutmaßlichen Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt beim Camping an der Ostsee zeigen, erkundigte sich der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Mittwoch, wer diese Bilder aufgenommen habe. Er interessiere sich vor allem für die Fotografen der Bilder, auf denen das komplette Trio zu sehen sei.
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Zschäpes Verteidiger Mathias Grasel antwortete nach kurzer Rücksprache mit seiner Mandantin, einige dieser Bilder seien mit Selbstauslöser entstanden. Bei anderen hätten sie Passanten gebeten, auf den Auslöser zu drücken.
Der Prozess am Oberlandesgericht läuft seit drei Jahren. Zschäpe ist für zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge angeklagt. Fast alle Taten waren rassistisch motiviert.
Die Verteidigung des mutmaßlichen Waffenbeschaffers Ralf Wohlleben stellte am Mittwoch neue Beweisanträge, mit denen sie widerlegen will, dass Wohlleben die wichtigste NSU-Mordwaffe vom Typ "Ceska" besorgte. Das wirft ihm die Bundesanwaltschaft vor und hat ihn deshalb wegen Beihilfe zum neunfachen Mord angeklagt.
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Die Wohlleben-Verteidiger wollen dazu mehrere Ermittler als Zeugen laden lassen. Sie sollen festgestellt haben, dass Wohlleben kein Geld besessen habe, um die Waffe zu bezahlen. Die Verteidiger vermuten dagegen, dass der frühere Thüringer Neonazi-Anführer und Geheimdienst-V-Mann Tino Brandt die Waffe finanziert haben könne. Brandts erneute Ladung in den Zeugenstand gilt als wahrscheinlich. Die Bundesanwaltschaft erklärte bereits am Vortag, sie habe keine Bedenken dagegen. Brandt sitzt wegen Kindesmissbrauchs im Gefängnis.
Für Donnerstag hat Zschäpes Verteidigung die Beantwortung weiterer Nachfragen des Gerichts zu ihrer Aussage vom vergangenen Dezember angekündigt.