Zerstört hier Strauß' Ex-Bürochef FDP-Wahlplakate?

Ist der Mann mit der Leiter der Ex-Büroleiter von Franz Josef Strauß? Ja, sagt die FDP. Und stellt Strafanzeige wegen Sachbeschädigung. Wilhelm Knittel selbst sagt: stimmt nicht – und zeigt die FDP an.
von  Felix Müller
Dieser Mann soll Jagd auf Plakate gemacht haben, vermutet die FDP.
Dieser Mann soll Jagd auf Plakate gemacht haben, vermutet die FDP. © FDP

München – Dass mal ein Wahlplakat zerstört wird, kommt vor. Wahrscheinlich sogar im gediegenen Grünwald. So gesehen, ist gar nicht so erstaunlich, was sich am Dienstag um den Bavariafilmplatz abgespielt haben soll. Dass das Zerstören von FDP-Plakaten zum Politikum wird, liegt daran, dass es Fotos des mutmaßlichen Täters gibt. Und vor allem: dass die Frage im Raum steht, ob darauf der einstige engste Mitarbeiter von Franz Josef Strauß zu sehen ist.

Von 1974 bis 1984 war Wilhelm Knittel Büroleiter des Parteichefs, ab 1978 war er Büroleiter in der Staatskanzlei. Knittel ist heute 84 Jahre alt, lebt in Grünwald – und saß dort vor wenigen Jahren noch im Gemeinderat. Im Ort ist er also wohlbekannt – und nun in einen ungeheuerlichen Verdacht geraten.

Plakat-Abreißer in Grünwald inflagranti erwischt

Denn am Montagmorgen beobachtete ein FDP-Mann nach eigenen Angaben aus seinem Büro heraus, wie ein älterer Herr unmittelbar vor seinem Fenster auf eine Leiter stieg, um ein FDP-Plakat zu entfernen. Er fotografierte den Übeltäter.

Der Grünwalder FDP-Chef Michael Ritz stellte rund um den Platz mehrere entfernte und beschädigte Plakate fest – und ging der Frage nach, wer der Täter sein könnte. "Es ist Wilhelm Knittel", sagte er am Mittwoch der AZ. "Zu 100 Prozent." Mehrere Personen, die Knittel persönlich kennen, hätten das bestätigt. Das Motiv? "Knittel ist ein FDP-Hasser", sagt Ritz. Die FDP habe Strafanzeige gestellt.

Der Beschuldigte weist die Vorwürfe zurück

Bei Wilhelm Knittel meldete sich daraufhin die Polizei, das erzählt er selbst der AZ. Aber Knittel weist alle Vorwürfe zurück: "Ich war Staatssekretär", ruft er bestimmt ins Telefon. "Dass ich rumklettere und Plakate zerstöre, das ist doch absurd." Die Polizei habe ihm in einem netten Gespräch auch die Fotos gezeigt. Darauf sei definitiv nicht er zu sehen.

Ein Alibi? Gibt es auch. "Ich habe erst um zehn nach vier am Nachmittag meine Frau zur Physiotherapie gefahren. Davor war ich den ganzen Tag in Pyjama und Bademantel zu Hause." Also auch am Vormittag, zum Tatzeitpunkt.

Knittel hat nun wiederum selbst Anzeige gestellt. Wegen Verleumdung und Beleidigung. Mit ein bisserl Humor kann er die Sache trotzdem sehen. "Schon in meinen Jahren in Bonn wurde ich oft mit Norbert Blüm verwechselt", sagt er. "Vielleicht sollten die mal da nachfragen..."

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