Zentrum für politische Schönheit: Ibiza-Video war keine Aktion - Podiumsgespräch in München

Die Macher haben das Video aus Ruchs Sicht nicht gedreht, um es zu viel Geld zu machen. "Da hat jemand urpolitisch gehandelt, heldenhaft", sagt der Leiter des Zentrums für politische Schönheit.
von  dpa
Aktionskünstler Philipp Ruch.
Aktionskünstler Philipp Ruch. © Bernd von Jutrczenka/dpa

München - Das heimlich gefilmte "Ibiza-Video" mit dem früheren österreichischen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache stammt laut Zentrum für politische Schönheit (ZPS) nicht von den eigenen Aktionskünstlern. "Wir haben das Video nicht gemacht", sagte ZPS-Leiter Philipp Ruch am Donnerstagabend am Rande eines Podiumsgesprächs an den Münchner Kammerspielen.

Wer dahinter stecke, könne er im Moment nicht sagen, es sei aber "ein reines Werk der Fiktion genialster Art". Die Aufnahmen wurden im Juli 2017 auf der spanischen Ferieninsel Ibiza heimlich gemacht, die Spuren führen dabei nach München. Strache, der einige Monate später Vizekanzler wurde, spricht darin mit einer vermeintlich russischen Investorin. Er stellt dabei unter anderem Staatsaufträge für Wahlkampfhilfe zugunsten der rechten FPÖ in Aussicht.

Philipp Ruch: Das ist ein Akt politischer Schönheit"

Als Folge der von "Spiegel" und "Süddeutsche Zeitung" am 17. Mai veröffentlichten Aufnahmen zerbrach die Regierungskoalition aus konservativer ÖVP und rechter FPÖ. Österreich steht nach dem Sturz von Kanzler Sebastian Kurz außerdem vor Neuwahlen. Strache musste von seinen politischen Ämtern zurücktreten.

"Wir haben tiefe Sympathien, für das, was da passiert ist", sagte Ruch. "Das ist ein Akt politischer Schönheit." Die Macher haben aus seiner Sicht das Video nicht gedreht, um es zu viel Geld zu machen. "Da hat jemand urpolitisch gehandelt, heldenhaft", sagte Ruch. Die Auswertung der Aufnahmen durch "Spiegel" und "Süddeutsche" nannte er ein starkes Stück einer freien Presse, "die sich was traut, gut recherchiert und aufbereitet". Strache hatte auf das Skandalvideo mit Strafanzeigen reagiert.

Das Zentrum für Politische Schönheit sorgt immer wieder für Aufsehen. So hatten Aktivisten neben dem Haus des Thüringer AfD-Politikers Björn Höcke das Berliner Holocaust-Mahnmals nachgebaut.

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