Drahtzieher der Ibiza-Affäre: Die Spur führt nach München

Neues zur Ibiza-Affäre: Die reiche Russin ist eine Prostituierte, einer der Hintermänner lebt in München: Das sagt ein Spionage-Profi im Fernsehen über die Macher des Strache-Videos – und hält sie für Dilettanten.
Julia Sextl, Nina Job |
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Medienecho nach der Ibiza-Affäre um Heinz-Christian Strache.
imago/Viennareport Medienecho nach der Ibiza-Affäre um Heinz-Christian Strache.

München/Wien - Kaugummikauend sitzt der Mann im Fernsehstudio. Lässig, mit zurückgegeltem Haar und Dreitagebart, schwingt er auf einem Drehstuhl hin und her und lässt die Bombe platzen: Er habe einen der Männer aus dem Ibiza-Video wiedererkannt.

Das behauptet der Österreicher Sascha Wandl im Sender "oe24.tv". Er ist eigenen Angaben zufolge ein Spionage-Experte – und der Ausbilder des Mannes aus dem Video.

Drahtzieher soll Detektei in München betreiben

Die Spur führt nach München: Ein unbekannter Mann, der in dem Video zu sehen ist, sei Julian H., sagt Wandl. Er habe ihn 2014 kennengelernt. "Er war damals der Lebensgefährte von einer Mitarbeiterin von mir", sagt Wandl. H. habe von ihm in Sachen Spionage ausgebildet werden wollen. Und: H.'s Vater soll "laut Gerüchten angeblich ein internationaler Waffenhändler" sein, der "im Exil in Miami" lebe.

H. ist österreichischer Staatsbürger, 38 Jahre alt und betreibt seit 2015 in München am Altstadtring ein Unternehmen "zur Erbringung von Dienstleistungen für Konzernsicherheit und Sicherheitsberatung". Eine Firma, die Spionagen durchführt, wie Wandl es nennt – also eine Detektei.

Ibiza-Video: Wandl spottet über Vorgehensweise

H.'s Vorgehen beim Ibiza-Video sei allerdings sehr primitiv gewesen. "Das habe ich ihm nicht beigebracht", sagt Wandl spöttisch. Er meint damit die große Namensähnlichkeit von Julian H. zu dessen Ibiza-Decknamen: derselbe Vorname und dazu ein äußerst ähnlicher Nachname – Julian T. –, da hat es bei ihm gleich geschnackelt.

Hintergrund: Der Unbekannte aus dem Ibiza-Video hatte sich als Mittelsmann namens Julian T. ausgegeben. Er sei ein Freund und Begleiter der angeblichen Oligarchen-Nichte, hieß es. Zudem gab er sich als Freund eines Wiener Rechtsanwaltes aus, der wiederum den Kontakt zwischen ihm (und damit zu dem weiblichen Lockvogel) und dem inzwischen gestürzten FPÖ-Mann Johann Gudenus (und damit auch zu Ex-FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache) hergestellt hatte.

So hatte es Gudenus auch dem "Kurier" geschildert: Der Wiener Anwalt, der die Treffen vermittelt hatte, "hat mir bestätigt, dass die Identitäten der Herrschaften echt sind", sagte der FPÖ-Mann. Nach dem Zusammentreffen auf Ibiza hatte es zudem noch weitere Gespräche zwischen Mittelsmann Julian T. und Gudenus gegeben. Laut "SZ" berichtete Julian T. an Gudenus, dass Ibiza nicht so lief wie erhofft. "Sie war relativ angepisst", sagte er über die angebliche Investorin – offenbar, um der FPÖ konkrete Angebote an die Frau zu entlocken.

Wandl: Lockvogel ist "semi professionelle Halb-Prostituierte"

Auch zu der vermeintlichen Oligarchen-Nichte äußerte sich Sascha Wandl gegenüber "oe24.tv": "Das sind semi-professionelle Halb-Prostituierte", die für relativ wenig Geld für solche Einsätze zu mieten seien. Wandl hat aber nicht nur Julian H. erkannt, wie er sagt, er kennt auch den Kontaktmann: Er höchstpersönlich habe H. und den Wiener Anwalt miteinander bekannt gemacht.

Julian H. soll sowohl in Wien als auch in München einen Wohnsitz haben. Dort war er auch am Donnerstag. Laut der Münchner Staatsanwaltschaft hat die österreichische Polizei bislang nicht um Amtshilfe gebeten.

Welches Motiv hinter dem Video steckt, blieb am Donnerstag noch unklar. Laut "Zeit" soll es mehreren Medien für eine siebenstellige Summe zum Kauf angeboten worden sein, diese hätten aber abgelehnt. "Spiegel" und "SZ" hatten zuvor erklärt, kein Geld dafür bezahlt zu haben.

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