Wohnungsmarkt in München: "Lieber kaufen als mieten"

Die Hoffnung, dass sich der Münchner Wohnimmobilienmarkt wieder entspannt, kann man wohl aufgeben. Die Preise schießen ins Unermessliche.
von  Anja Perkuhn
Prozentuale Veränderung der Bevölkerung vom 30.06.2005 zum 30.06.2015 – Stadt- und Landkreise
Prozentuale Veränderung der Bevölkerung vom 30.06.2005 zum 30.06.2015 – Stadt- und Landkreise © ivd

München - Es klingt fast wie eine Pressekonferenz der Schwabinger Sporttaucher, so oft fällt die Formulierung von der ausbleibenden Atempause. Tatsächlich handelt es sich um den Immobilienverband Deutschland Süd (IVD), dessen Marktforschungsinstitut seinen Frühjahrs-Marktbericht vorgelegt hat zu aktuellen Preisen und Trends auf dem bayerischen Kaufimmobilienmarkt.

Das Fazit: "Die Preise für Wohnraum in den bayerischen Groß- und Mittelstädten gehen durch die Decke", sagt Institutsleiter Stephan Kippes. Und das tun sie in allen Regionen und bei jeder Art von Objekt. Das ist keine große Überraschung, diese Entwicklung passiert nicht erst seit einigen Jahren, auch wenn sie in den vergangenen zehn besonders deutlich vorangeschritten ist.

12,6 Milliarden Euro wurden mit Immobilien umgesetzt – in München

Doch die äußeren Umstände begünstigen die Himmelfahrt der Preise für Baugrund, Mieten und Eigentum: Noch nie war die Finanzierung von Wohneigentum so günstig wie derzeit – unter anderem wegen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und der sinkenden Attraktivität der klassischen Anlagemöglichkeiten wie Sparbücher und Festgelder.

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Auf der anderen Seite ist das Angebot an Wohnungen und Häusern extrem ausgedünnt, besonders in München. In der Landeshauptstadt wird nach Verbandsangaben einiges getan, um mehr Wohnraum anbieten zu können – zum Beispiel werden ehemalige Kasernen oder leerstehende Gewerbeflächen in Wohngebiete umgebaut.

Trotzdem: In München hat sich laut IVD der Kaufpreis für ein Einfamilienhaus seit 1995 im Durchschnitt mehr als verdoppelt. Der Anstieg falle in ganz Bayern zwar gemäßigter aus, liege aber bei über 30 Prozent.

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In Deutschland wurden im vergangenen Jahr insgesamt 217 Milliarden Euro an Immobilienumsätzen gemacht, davon 44,9 Milliarden in Bayern – 12,6 Milliarden davon allein in München. "Der Engpassfaktor ist und bleibt die Objektanzahl", sagt Kippes. "Die Anstiege wären noch deutlicher, wenn es mehr Objekte gäbe."

Im Deutschland-Vergleich sind die Preise für bestehende Eigentumswohnungen auch in München am höchsten: Der durchschnittliche Kaufpreis für eine Eigentumswohnung guter Lage beträgt in Deutschland 2850 Euro pro Quadratmeter – in der bayerischen Landeshauptstadt bei 5300 Euro pro Quadratmeter.

Wie schon im Herbst 2015 sind die Preisanstiege für Baugrundstücke im Frühjahr 2016 auf dem Münchner Markt die höchsten: Zum Beispiel sind die Grundstücke für Einfamilienhäuser um 8,8 Prozent teurer geworden, solche für Geschossbau um 8,1 Prozent.

Eine platzende Immobilienblase sehen die Experten nicht

Für eine Eigentumswohnung müssen Münchner im Vergleich zum vergangenen Herbst pro Quadratmeter 300 Euro mehr ausgeben, im Jahresvergleich sogar 450. Im restlichen Oberbayern ist die Situation weniger angespannt, Wohnungskäufer mussten pro Quadratmeter aber durchschnittlich 190 Euro mehr zahlen als im Herbst 2015, im Jahresvergleich etwa 300 Euro. Mit dieser Entwicklung hat auch München zu tun.

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"Einen Knick nach unten sehen wir in der Preisentwicklung nicht kommen", heißt es vom IVD Süd. Eine bald platzende Immobilienblase aber auch nicht, versichert Kippes: "Der Markt wird auf hohem Niveau bleiben, sich zwischendurch bereinigen mit sinkenden Preisen um ein paar Prozent."

Und trotz allem, erklärt IVD-Kollege Jörg Klemmer: "Sie sollten lieber kaufen. Der Kauf auf Tilgung ist momentan immer noch billiger als Mieten."

 

 

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