Eine Bude für 530 Euro? Studenten verzweifeln zunehmend

Wer für das kommende Semester ein bezahlbares Zimmer in München sucht, sollte sich schon jetzt Gedanken machen. Denn der Wohnungsmarkt für Studenten ist so eng wie selten zuvor.
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Was den durchschnittlichen Mietpreis für ein WG-Zimmer angeht, ist  - mal wieder - München der Spitzenreiter.
dpa Was den durchschnittlichen Mietpreis für ein WG-Zimmer angeht, ist - mal wieder - München der Spitzenreiter.

München - Das mit Abstand teuerste Pflaster für Wohnungssuchende in Deutschland - auch für Studenten, die eine WG-Bude brauchen, ist: München.

Zu Beginn des Sommersemesters lag der Standardmietpreis für unmöblierte Zimmer in einer Wohngemeinschaft der Isarstadt mit 530 Euro am höchsten, vor Frankfurt/Main (447 Euro) und Stuttgart (430 Euro). Tendenz: in allen drei Städten steigend.

Experte warnt: Immobilien in München rentieren sich nicht mehr

Die Auswertung des Berliner Empirica-Instituts auf Basis von mehr als 100 000 Warmmieten-Inseraten für WG-Zimmer in 120 deutschen Städten bestätigt einen Trend: Das ganz normale Wohnen wird für viele Studierende fast unerschwinglich - allerdings abhängig vom Uni-Standort.

Denn es geht auch billiger: Die günstigsten WG-Angebote für Zimmer zwischen 10 und 30 Quadratmetern gab es der Studie zufolge in Chemnitz (216 Euro) und Wilhelmshaven (230 Euro) - nicht gerade Traumziele für die akademische Bildung.

Mehr Studenten, weniger Wohnraum

Zugleich verrät die bislang letzte Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) für 2012, dass sich Studierende zu 27 Prozent ein WG-Zimmer wünschen, zu 26 Prozent eine Wohnung alleine und zu 31 Prozent eine Bleibe mit Partner oder Partnerin und eventuell auch mit Kind. Im "Hotel Mama" wollten nur 6 Prozent wohnen bleiben, in einem Studentenwohnheim 9 Prozent unterkommen.

Die Zahl der Studierenden in Deutschland stieg seit Mitte der Nuller-Jahre um 40 Prozent auf fast 2,8 Millionen - inklusive immer mehr Ausländern, die besonders auf günstigen Wohnraum angewiesen sind. "Im selben Zeitraum sind die öffentlich geförderten Wohnheimkapazitäten aber nur um fünf Prozent gewachsen", sagt DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde, der dringend mehr staatlich geförderten Wohnraum für Studenten verlangt.

Zuspitzung vor allem in Großstädte wie München

Aktuelle Studien wie von Empirica oder dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) bestätigen laut Meyer auf der Heyde eine "Zuspitzung" vor allem in Großstädten und an attraktiven Universitätsstandorten. Dort träten Studierende zunehmend in Konkurrenz mit ärmeren Wohnungsuchenden und Flüchtlingen. "Wir kennen Städte mit hoher Flüchtlingsaufnahme, wo die Wartelisten unserer Studentenwerke zuletzt wieder kräftig angewachsen sind."

Meyer auf der Heyde hört gelegentlich das Argument, junge Leute müssten ja nun nicht unbedingt in München oder Hamburg studieren - zwischen Aalen, Wuppertal und Schmalkalden gebe es doch viel Auswahl. "Man kann ja nun nicht die Marktprobleme, die seit Jahren zu erwarten waren, den Studenten anlasten nach dem Motto: Ihr seid zu verwöhnt", entgegnet er dann.

Studenten in München: Wohnsituation am kritischsten

Das DSW kritisiert, dass eine ganze Reihe Bundesländer bei im Bau befindlichen oder geplanten Studentenwohnheimplätzen auf Sparflamme kochen oder gar nichts tun.  "Die armen Länder haben Probleme, da müsste der Bund helfen", fordert Meyer auf der Heyde. Notwendig seien 25 000 zusätzliche preisgünstige, staatlich geförderte Wohnheimplätze als Minimum. Sein Credo: "Wenn die Bundesregierung sich am Ausbau der Studienkapazitäten beteiligt, dann muss sie sich folgerichtig auch an einem Hochschulsozialpakt beteiligen." Erst recht, "wenn nun noch zu erwartende 20 000 studierfähige Flüchtlinge hinzukommen. Die stehen am untersten Ende der Einkommenskala."

Die Regierung zeigt nun immerhin Initiative: Für Neubauten und mehr Sozialwohnungen erhalten die Länder für 2016 bis 2019 jährlich rund eine Milliarde Euro - fast eine Verdoppelung der Bundesmittel. Schwarz-Rot will private Investoren dazu bringen, nicht vorrangig Bürogebäude, Einfamilienhäuser oder Luxuswohnungen zu bauen, sondern kleinere, günstige Wohnungen. Ob dort am Ende aber auch Studenten wohnen?

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