Studenten in München: Wohnsituation am kritischsten
München – Studenten haben einer Studie zufolge immer mehr Probleme bei der Wohnungssuche. Inzwischen gilt der studentische Wohnungsmarkt in 39 der 87 größeren Universitätsstädte als angespannt. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Ranking des Immobilienentwicklers GBI hervor. Untersucht wurden alle Hochschulstandorte mit mehr als 5000 Studenten.
Geprüft und gewichtet wurden jeweils 23 Faktoren von den Miet- und WG-Preisen über Leerstands-Quoten, die Entwicklung der Studierenden- und Erstsemester-Zahlen, die Altersstruktur der Bewohner bis hin zur Attraktivität der Stadt bei in- und ausländischen Studierenden. Daraus ergibt sich der Anspannungsfaktor. Und dieser durchschnittliche Anspannungsfaktor beim studentischen Wohnen erhöht sich laut GBI dieses Jahr von 33,7 auf 34,5 Punkte. Maximal möglich sind 100 Punkte.
Am schwierigsten ist die Suche nach einer passenden Wohnung demnach in München. Die Stadt erreicht mit 80 Punkten den mit Abstand höchsten Wert, nach 79 im Vorjahr. „Es ist bemerkenswert, dass dort trotz der bereits hohen Punktzahl die Wohnungssuche noch schwieriger geworden ist“, betont Dr. Eike Winkler, zuständig für Standortanalysen im Bereich des studentischen Wohnens bei der GBI.
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Die Top 20-Städte im Anspannungs-Ranking:
(theoretische Höchstpunktzahl 100 Punkte; kreisfreie Städte und Kreise als Bewertungszonen)
Platz 1: München 80 Punkte (Vorjahr 79)
2. Frankfurt 71 Punkte (70,5)
3. Hamburg 70 Punkte (73)
4. Stuttgart 66 Punkte (63)
5. Köln 64,5 Punkte (70)
6. Freiburg 63,5 Punkte (58,5)
7. Berlin 62,5 Punkte (62)
8. Heidelberg 60,5 Punkte (60)
9. Tübingen 58 Punkte (52)
10. Darmstadt 57,5 Punkte (58)
11. Konstanz 55 Punkte (58,5)
12. Münster 54 Punkte (51,5)
13. Aachen 53,5 Punkte (48)
14. Karlsruhe 53 Punkte (54,5)
15. Ulm 52,5 Punkte (46,5)
16. Mainz 52 Punkte (49)
17. Düsseldorf 51 Punkte (49)
18. Ingolstadt 51 Punkte (keine Teilnahme, wg. zu geringer Studentenzahl)
19. Bonn 50,5 Punkte (47,5)
20. Erlangen 48,5 Punkte (46,5)
Verschlechtert habe sich die Situation im Vergleich zum Vorjahr unter anderem in traditionellen Unistädten wie Freiburg, Tübingen, Aachen, Gießen oder Marburg. Die Einschätzung stützt sich auf eine Auswertung beispielsweise von Miet- und WG-Preisen, Leerstands-Quoten, Studenten- und Erstsemesterzahlen.
Die Wohnsituation werde auch deswegen schwierig, weil von Studenten zwischen Bachelor und Master eine hohe Ortsflexibilität erwartet werde. Wer keine Wohnung finde, könne nur noch selten bei Eltern oder Verwandten unterkommen, weil diese zu weit weg wohnten.
Trotz der vielerorts angespannten Wohnsituation zögen die Studenten aber weiter in die begehrten Städte wie München und Hamburg. Das zeige die Entwicklung der Erstsemesterzahlen. "Die Schwierigkeit, dort eine angemessene Unterbringung zu finden, schreckt offensichtlich kaum ab", erklärte GBI Forschungsleiter Stefan Brauckmann.
Experten: München fehlen bis zu 100.000 Wohnungen
Viele Studenten seien auch nicht ohne weiteres bereit, in günstigere, aber schlechter gelegene Stadtteile zu ziehen. Für eine entsprechende Lage mit Kneipen und Kulturangeboten machten sie lieber Kompromisse bei Ausstattung und Größe der Wohnung.
Was sind die Gründe für die kritische Situation in München?
Für besonders hohen Druck auf den Wohnungsmarkt für Studierende in München sorgen folgende Faktoren:
Bei der Miete:
Das Mietniveau ist mit 13,40€ pro Quadratmeter weiter angestiegen (2014: 12,70€/m²), und damit wird weiter erheblicher Druck auf den Wohnungsmarkt für Studierende ausgeübt. Durchschnittlich kostet der Quadratmeter in den Hochschulstädten sieben Euro.
Bei den WG-Kosten:
Die Kosten für ein WG-Zimmer sind noch einmal gestiegen: 521€ (2014: 490€, 2013: 499€). Und die Nachfragenden sind auch bereit, diese Preise zu zahlen. Der Mittelwert über alle untersuchten Hochschulstädte liegt für die verlangten WG-Preise bei 304 Euro.
Bei den Wanderungsbewegungen:
2013 sind 20.275 junge Leute (18- bis 29 Jährige) mehr in die Stadt gezogen als weggezogen: das Wanderungssaldo in der Gruppe der 18-29 Jährigen lag damit etwas niedriger als zuvor (2012: 21.611). Anteilig an der Gesamtbevölkerung waren das 1,4%.
Zum Immobilienmarkt:
Die Leerstandsquote bei Immobilien ist mit 2,3% niedriger als im Bundesdurchschnitt (4,5%).
Zu der Studierendenzahl (inklusive Ausländeranteil):
Die Studierendenzahl liegt über 100.000 und steigt kontinuierlich. Damit ist München der zweitgrößte Hochschulstandort nach Berlin. Durchschnittlich haben die 87 untersuchten Universitätsstädte 25.663 Studierende.
Die Erstsemester-Zahlen sind weiterhin sehr hoch (Wintersemester 13/14: 19.814), so dass ein großer Druck für den Wohnungsmarkt für Studierende entsteht. Der Mittelwert der Erstsemester-Zahlen betrachtet über alle 87 untersuchten Hochschulstädte liegt bei 4.222.
Der Anteil ausländischer Studierender ist weiter gestiegen auf 15,8% (Wintersemester 12/13: 14,8% und 11/12: 14,5%), und liegt 4,2% über dem Bundesdurchschnitt von 11,6%.
Zu der Universität:
München ist Standort von zwei Exzellenz-Universitäten und zwei Unikliniken. Damit erzeugt die Stadt eine starke überregionale und nachhaltige Nachfrage von Studierenden.
Sonstiges:
Auch die Zahl der Berufsschüler in der Stadt ist mit 56.209 (2013) hoch und sorgt für zusätzlichen Druck auf den Markt für Kleinwohnungen.