Wohnungs-Betrug: Ein Kaufangebot, das eine Falle ist

Im Internet wird eine Wohnung in der Westendstraße günstig zum Kauf angeboten worden. Das Inserat ist gefälscht – mit echten Daten und Bildern. Die neue Masche der Immobilien-Betrüger.  
von  Christian Pfaffinger
Im Internet gibt es Kaufwohnungen im Angebot, die gar keine sind: Mit fiesen Maschen werden Wohnungssuchende abgezockt.
Im Internet gibt es Kaufwohnungen im Angebot, die gar keine sind: Mit fiesen Maschen werden Wohnungssuchende abgezockt. © dpa/imago

Im Internet wird eine Wohnung in der Westendstraße günstig zum Kauf angeboten worden. Das Inserat ist gefälscht – mit echten Daten und Bildern. Die neue Masche der Immobilien-Betrüger.

München – Es ist ein verlockendes Angebot: eine gepflegte 3-Zimmer-Wohnung in der Westendstraße in Laim, gut 77 Quadratmeter groß, im Dachgeschoss, mit Stellplatz in einer Tiefgarage. Und das Ganze für 215 000 Euro. Im hiesigen Wohnwahnsinnsmarkt ein Schnäppchen.

Aber ein gefährliches. Denn was wie ein gutes Angebot klingt, ist in Wahrheit ein dreister Versuch von Abzocke. Betrüger haben sich diese neue Masche ausgedacht, um auf Immobilien-Portalen im Internet Mieter und Käufer in eine Falle zu locken. Ein Münchner Makler hat der AZ von der fiesen Abzocke berichtet, die nur durch einen sehr kuriosen Zufall aufgeflogen ist.

Der Immobilienmakler Helmut Brandstetter hat die Wohnung vor kurzem online angeboten. Die Eigentümerin suchte einen neuen Mieter, der Makler stellte ein Inserat bei der Plattform immobilienscout24.de ein. Die Wohnung sollte 1200 Euro warm kosten und bald beziehbar sein. Schnell melden sich die ersten Interessenten.

Helmut Brandstetter vereinbart Besichtigungen. An einem der Termine ist er etwas zu früh dran und wartet vor dem Haus. Da kommt statt der erwarteten Interessentin ein Ehepaar auf ihn zu.

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„Wollen Sie auch die Wohnung da oben anschauen?“, fragt die Frau. Helmut Brandstetter sagt, dass er der Makler ist. „Das ist ja ein Zufall“, erwidert sie, „wir wollten nur mal vorbeischauen, uns gefällt die Wohnung sehr. Wir würden sie gerne kaufen.“

Bei einer Besichtigung fliegt der Betrug nur durch Zufall auf

Da wird der Makler stutzig. „Die steht nicht zum Verkauf“, sagt er, „sie wird vermietet.“ Das Ehepaar schaut verdutzt. Sie zeigen ihm eine Anzeige von Immoscout, die exakt so aussieht wie die von ihm eingestellte. Bloß, dass die Wohnung in der Anzeige nicht zur Miete angeboten wird, sondern zum Kauf. 215 000 Euro soll sie kosten. Und als Anbieter steht nicht er in der Anzeige, sondern eine Frau Silvia Muller.

Der Makler erkennt den Betrug: „Da hat jemand mein Inserat kopiert und aus der Miet- eine Kaufwohnung gemacht.“ Er klärt das Ehepaar auf. Die Beiden sind enttäuscht, ebenso wie andere Interessenten, die an diesem Tag noch zur Besichtigung der vermeintlichen Kaufwohnung vorbeikommen. Aber sie haben Glück: In die Geld-Falle sind sie nicht getappt. Denn mit dem falschen Inserat versuchen Betrüger, Suchende auf dem Wohnungsmarkt abzuzocken.

Wie die Masche der Betrüger funktioniert, findet Helmut Brandstetter heraus, indem er auf das falsche Inserat antwortet. „Ich habe auf Immoscout eine Nachricht an Frau Silvia Muller geschrieben und um einen Besichtigungstermin gebeten“, sagt er. „Daraufhin kam eine dubiose Mail zurück.“

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In der Mail schreibt Silvia Muller, die sich jetzt Silvia Stroyberg nennt, in schlechtem Deutsch, dass sie die Wohnung vor zwei Jahren gekauft habe, jetzt aber beruflich in Polen sei und die Wohnung daher verkaufe.

Sie könne sich nicht persönlich um den Verkauf kümmern. Das mache ein Makler der Agentur „Property European Ltd.“. Also schreibt Helmut Brandstetter auch an diesen Kontakt. Zurück kommt eine Mail in englischer Sprache, in der Brandstetter versprochen wird, dass er der nächste potenzielle Käufer sei. Er müsse nur seine Kontaktdaten hinterlassen und 2580 Euro als Anzahlung überweisen, dann bekomme er den Schlüssel zur Besichtigung.

Die AZ versucht, mit „Property European“ Kontakt aufzunehmen, doch die Telefonnummern sind falsch. Die Webseite der Firma ist auf einen vermeintlichen Gutsherren in Frankreich angemeldet – auch diese Kontaktdaten sind gefälscht. Wer tatsächlich hinter der Masche steckt, wird auf diesem Weg verschleiert.

Käufer sollen also mit einem Schnäppchen-Angebot gelockt werden, damit sie dann Geld überweisen, damit die Wohnung für sie reserviert wird. Am Schluss stehen die Opfer dann ohne die Wohnung da und sind viel Geld los.

Helmut Brandstetter meldet den Betrug bei Immoscout. Dort kennt man die Masche schon und warnt vor den Betrugsfällen. Das falsche Angebot wird sofort gelöscht. Wie viele bis dahin auf die Abzocke reingefallen sind, ist unklar.

Das Unternehmen weist darauf hin, dass Angebote mit Hilfe technischer Filter als auch händisch überprüft werden. Pro Woche würden etwa 500 Objekte bundesweit von der Qualitätssicherung deaktiviert, also etwa 2000 pro Monat. Ungefähr 150 000 neue Objekte würden jeden Monat bei ImmobilienScout24 eingestellt.

Der Münchner Makler Helmut Brandstetter ist durch den Betrug vorsichtig geworden: „Ich durchforste die Anzeigen mittlerweile nach gefälschten Kopien meiner Angebote“, sagt er. Er will verhindern, dass Betrüger nochmal seine Anzeigen missbrauchen, um Wohnungssuchende abzuzocken.

Wie Sie Betrug erkennen:

 

Es gibt einige Hinweise darauf, dass ein Angebot von Betrügern stammten könnte:

  • Das Angebot ist (viel) zu günstig für die Lage oder den geschätzten Wert der Immobilie.
  • Das Exposé ist nicht stimmig, Bilder passen nicht zum Text oder Beschreibungen ergeben keinen Sinn.
  • Die Kontaktdaten des Anbieters sind unvollständig oder die E-Mailadresse enthält seltsame Zahlen- und Buchstabenkombinationen.
  • Bei der Kontaktaufnahme werden Ausreden vorgebracht, etwa, dass eine Besichtigung nicht möglich sei, weil der Vermieter im Ausland lebe.
  • Dienstleistungen sollen nur gegen Bezahlung per Vorkasse erfolgen.

Um nicht selbst Opfer von Abzockern zu werden, sollten Sie folgendes beachten:

  • Niemals Geld überweisen, bevor man die Wohnung besichtigt hat.
  • Nicht für Dienstleitungen zahlen: Kostenpflichtige Besichtigungen und Wohnungslisten sind Betrug.
  • Kontodaten nie per Mail oder Telefon herausgeben, auch wenn man dazu aufgefordert wird.
  • Für Besichtigungen nicht auf anderen Webseiten als den Immo-Portalen registrieren – das kann eine Rechnung nach sich ziehen.
  • Keine Zahlungsabwicklung über einen Treuhandservice – Immo-Portale erlauben das oft gar nicht.
  • Verdächtige Anzeigen beim Anbieter melden.

 

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