Eigenbedarf! Familie mit fünf Kindern sucht Wohnung
München - In und um München eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist schwer. Mit fünf Kindern ist es praktisch unmöglich. Obwohl der Familienvater festangestellt ist, schütteln Vermieter den Kopf. „Sobald sie von den Mädchen hören, winken sie ab. Das macht mich sehr traurig“, sagt der 38-Jährige, dessen Hoffnungen jetzt auf der immowelt.de-Initiative „Verändere Deine Stadt“ ruhen. „Vielleicht finden wir ja auf diesem Weg einen Vermieter mit Herz.“
Alles zu Wohnen in München
Mahmud Najm hat eine Vollzeitstelle und einen Nebenjob, die deutsche Staatsbürgerschaft und eine einwandfreie Schufa: Der gebürtige Iraker ist ein zuverlässiger Mieter. Das bestätigt auch seine bisherige Vermieterin. Die lebt derzeit in einer Ein-Zimmer-Wohnung in München selbst zur Miete und muss wegen Eigenbedarfs raus. Da die alleinlebende Frau gerne in ihre eigene Drei-Zimmer-Wohnung in Feldmoching ziehen möchte, hat sie der Familie Najm gekündigt – vor cdrei Jahren. Seither suchen die Eltern vergeblich. „Keiner will eine Familie mit fünf Kindern haben, aber irgendwo müssen wir doch wohnen können. Es ist ein Albtraum“, sagt der Vater.
Große Ansprüche stellt das Paar nicht an das neue Zuhause: Derzeit lebt die siebenköpfige Familie auf 76 Quadratmetern. Das ist zwar eng, doch trotzdem haben sich die Najms gut eingerichtet: Nesthäkchen Dalal (2) schläft noch bei den Eltern, die vierjährige Hiba teilt sich im Kinderzimmer das Bett mit ihrer großen Schwester Nur. „Sie kam eh nachts immer zu mir ins Bett. Das macht mir nichts aus und Platz für ein viertes Bett ist hier sowieso nicht. Wir brauchen doch auch einen Schreibtisch, um dort zu lernen und unsere Hausaufgaben zu machen“, erzählt die 15-Jährige.
Das Mädchen kam mit zwei Schwestern und der Mutter erst vor sechs Jahren aus Mossul, der zweitgrößten Stadt des Iraks, nach München. Hier ist ihr Vater bereits seit dem Jahr 2000 als Lasterfahrer festangestellt und hat sich zusätzlich eine kleine Autovermittlung aufgebaut. Der Umzug sei seinen Mädchen sehr schwer gefallen. „Aber ich konnte nicht mehr ohne meine Familie sein“, sagt Mahmud Najm und drückt seine jüngste Tochter.
Inzwischen haben sich die Kinder gut in München eingelebt, besuchen Schulen und Kindergärten und wollen nicht mehr zurück nach Mossul, wo Terrorgruppen Angst und Schrecken verbreiten. Die Schwestern würden zwar gerne in Feldmoching bleiben, weil sie dort ihre zweite Heimat und viele Freunde gefunden haben, „aber wir ziehen natürlich auch ins Umland: Hauptsache, eine S-Bahn-Station ist in der Nähe“, sagt Vater Mahmud Najm. „Wir wollen einfach nur einen Platz, wo wir endgültig ankommen können.“ Über „Verändere Deine Stadt“ hofft er, den Albtraum beenden zu können. Für das neue Zuhause haben seine beiden größten Töchter einen Wunsch: „Wir hätten gern ein Zimmer für uns, in dem wir lernen können. Wir wollenunseren Realschulabschluss schaffen und Papa stolz machen.“
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