Wohnen statt Trabrennbahn? Die bange Zukunft der Daglfinger Traber

Weil der Pachtvertrag für das Gelände in Daglfing ausläuft, muss der Trabrennverein möglicherweise umziehen. Die Mitglieder wollen jedoch in München bleiben.
Anna-Maria Salmen |
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Das riesige Gelände der Trabrennbahn Daglfing im Überblick. Wie lange hier noch Pferde traben, ist völlig ungewiss.
Das riesige Gelände der Trabrennbahn Daglfing im Überblick. Wie lange hier noch Pferde traben, ist völlig ungewiss. © Imago

Daglfing - Auf den ersten Blick ist kaum zu glauben, dass die alte Schwarz-Weiß-Aufnahme aus dem Jahr 1915 tatsächlich den Münchner Osten rund um Daglfing zeigen soll. Keine Spur ist da zu sehen von den heutigen Wohnvierteln, vom Baumarkt oder vom Blumenladen. Nur Äcker und Felder erstrecken sich, so weit das Auge reicht.

Und doch weist eine Landmarke unverkennbar darauf hin, dass die Luftaufnahme über Daglfing entstanden ist: Mitten zwischen den Feldern sticht das helle Oval der Trabrennbahn hervor. Die Sportstätte war schon dort, bevor die Siedlung zu dem wurde, was sie heute ist. Eine echte Münchner Institution – die bald Neubauten weichen muss?

Daglfinger Anfangsjahre: ein Trabrennen im Jahr 1918.
Daglfinger Anfangsjahre: ein Trabrennen im Jahr 1918. © Imago

Gibt es bald das Aus für die Trabrennbahn in Daglfing?

Bereits seit 1902 fiebern hier Zuschauer mit Fahrern, wenn sie hinter ihren Pferden in Sulkys, wie die Gefährte genannt werden, über den Sand preschen. Die Rennbahn ist eine echte Münchner Institution, die aus der Stadt eigentlich nicht mehr wegzudenken ist. Und doch könnte genau das passieren.

Denn das Gelände gehört dem Münchner Trabrenn- und Zuchtverein (MTZV) längst nicht mehr. Schon im Jahr 2005 hat der überschuldete Verein das Areal für 11,5 Millionen Euro an den niederbayerischen Unternehmer Günther Karl verkauft.

Rennbahngelände in Daglfing ist potentieller Baugrund

"Aktuell gibt es keine konkreten Planungen, wie das Gelände langfristig genutzt werden soll", teilt die Karl-Gruppe am Mittwoch auf AZ-Anfrage mit. Denkbar ist jedoch, dass das Areal in der Zukunft überbaut wird: Langfristig hat die Stadt ohnehin vor, dort ein neues Wohngebiet zu entwickeln. Aktuell nutzt der MTZV das Gelände über einen Pachtvertrag mit Unternehmer Karl. Dieser läuft jedoch spätestens 2026 aus. Wie es danach mit den Trabern weitergeht, ist momentan noch völlig ungewiss.

Mitglieder des Vereins haben daher kürzlich auf einer Mitgliederversammlung über verschiedene Alternativen für die Zukunft beraten. Auch ein Umzug nach Mühldorf oder sogar ins eine rund eineinhalbstündige Autofahrt entfernte Straubing war dabei im Gespräch. An beiden Standorten würde es bereits entsprechende Anlagen geben, die der Münchner Verein eventuell für eigene Rennen nutzen könnte.

Ein Umzug der Traber ist im Gespräch

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Umzug der Daglfinger Traber im Raum steht. Denn die Einigung, die der Verein vor einigen Jahren mit Günther Karl beim Verkauf des Grundstücks abgeschlossen hat, verpflichtet den Unternehmer dazu, eine Ersatzbahn zu bauen. Das Grundstück dafür müsste allerdings der Verein stellen.

Die Rennbahn 2011.
Die Rennbahn 2011. © Imago

Im Herbst 2016 schien es bereits zum Greifen nahe, dass diese Pläne auf dem ehemaligen Fliegerhorst in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck verwirklicht werden. Die Gemeinde hatte bereits die entsprechenden Genehmigungen erteilt. Doch das Vorhaben zerschlug sich wenig später: Die Traber wollten lieber im Münchner Osten bleiben.

Das ist auch heute offensichtlich noch der Fall: Wie die "SZ" berichtet, haben sich die Mitglieder in ihrer Versammlung klar für einen Standort in München oder zumindest in der näheren Umgebung ausgesprochen. Einen Umzug nach Straubing oder Mühldorf sehen sie demnach kritisch, diese Alternativen scheinen vom Tisch.

Galgenfrist in Daglfing bis 2029

Unternehmer Karl soll dem Verein zudem schriftlich zugesichert haben, das Gelände doch noch bis 2029 nutzen zu können. Eine Galgenfrist. Aus den Sitzungsunterlagen der Mitgliederversammlung, die der AZ vorliegen, geht vor allem eine Option hervor, die den Trabern einen Verbleib im Münchner Osten ermöglichen könnte: Sie könnten eventuell nur einige Hundert Meter weiter nach Osten ziehen und in die ebenfalls traditionsreiche Galopprennbahn in Riem integriert werden.

Den Unterlagen zufolge gab es bereits Gespräche mit der Stadtverwaltung, die einem Pferdesportzentrum im Osten Münchens grundsätzlich offen gegenüberstehen soll. Neben den beiden Rennbahnen könnten dann auch Spring- und Dressurreiter, Kutschenfahrer und Polospieler dort eine gemeinsame Heimat finden. Noch ist allerdings völlig unklar, ob der Galopprennverein sich eine solche Kooperation überhaupt vorstellen könnte.

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Daglfinger wollen ihre Trabrennbahn behalten

In Daglfing hofft man in jedem Fall, dass die Trabrennbahn den Menschen vor Ort erhalten bleibt. "Pferdesport gehört seit über 100 Jahren zu Daglfing", sagt Bezirksausschusschef Florian Ring (CSU). "Das ganze Dorf ist um die Rennbahn herum entstanden."

Für die Wohngegend bringe die Veranstaltungsstätte viele Vorteile mit sich: An Renntagen sei etwas geboten, die Bahn bringe Jung und Alt zusammen. "Man kommt ins Gespräch", sagt Ring. Die riesige Freifläche erhalte zudem viel innerstädtisches Grün.

Auch aus pädagogischer Sicht hält Ring die Rennbahn für wertvoll. Kinder könnten die Tiere und auch die damit verbundene Arbeit kennenlernen - ansonsten gebe es dafür in der Stadt schließlich kaum Berührungspunkte.

Ring gibt die Hoffnung nicht auf, dass eine Lösung gefunden wird, die den Trabern doch noch einen langfristigen Verbleib in Daglfing ermöglichen würde: "Wenn alle guten Willens sind, könnte man sich bestimmt einigen."

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7 Kommentare
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  • Max Merkel am 25.07.2023 16:21 Uhr / Bewertung:

    Man könnte dort einen schönen Park mit viel Baumbestand anlegen. Klar, geht ja gar nicht denn Deutschland muß die Welt retten und braucht viele Wohnungen!!!

  • Dimpfe am 24.07.2023 19:45 Uhr / Bewertung:

    Wenn Pferde rennen wollen, dann galopieren sie. Ihnen "Trab" als "rennen" anzuerziehen, ist Tierquälerei. Somit kann die Trabrennbahn aus dem letztem Jahrhundert gerne weg.

  • Der Münchner am 24.07.2023 17:39 Uhr / Bewertung:

    Hurra, sehr hohe Wohntürme für die Neumünchner aus fernen Länder bauen
    und dann alle ab nach Daglfing!

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