Wo die Radler in München mehr Platz kriegen

Die Stadtbaurätin muss die Pläne für die Umsetzung des Radentscheids nennen. Und präsentiert auch zehn neue konkrete Maßnahmen.
von  Emily Engels
An der Ungererstraße sollen die Radwege noch breiter werden, schlägt die Stadtverwaltung vor.
An der Ungererstraße sollen die Radwege noch breiter werden, schlägt die Stadtverwaltung vor. © Daniel von Loeper

München - Der Stadtrat war sich in der jüngsten Vollversammlung einig. Er stimmte für eine Forderung der CSU-Fraktion: Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) soll die geheime Liste mit Plänen zur Umsetzung des Bürgerbegehrens "Radentscheid" offenlegen.

Jetzt gibt es von Merk einen Entwurf für eine neue Beschlussvorlage, über die der Stadtrat am Mittwoch im Planungsausschuss abstimmen soll. Der Entwurf, der der AZ schon jetzt vorliegt, wird derzeit noch in den verschiedenen Referaten abgestimmt und ist noch nicht öffentlich zugänglich.

Abstimmung am Mittwoch - Details können sich noch ändern

Details könnten sich bis Mittwoch also noch ändern. Im Anhang jedoch schon jetzt: Die (ab sofort nicht mehr) geheime Radl-Liste, wie die AZ sie vor einigen Wochen bereits veröffentlicht hatte!

Merk bezeichnet sie als "Maßnahmenliste", die als "interne Arbeitsgrundlage" gedient habe. In der Liste seien "Vorschläge aus Bezirksausschuss- und Stadtratsanträgen und Bürgerversammlungsempfehlungen zusammengefasst".

Schon bei der Veröffentlichung in der AZ sei die Liste nicht mehr ganz aktuell gewesen. Merk erklärt in ihrer Vorlage an den Stadtrat: "Die Magnus-Straße war nie Teil der Maßnahmenliste, wurde aber dem Stadtrat im Rahmen der ersten zehn konkreten Maßnahmen vorgeschlagen."

Bei denen – zehn Straßen pro Quartal – soll es auch bleiben. Auch im zweiten Maßnahmenbündel finden sich einige – aber nicht alle Straßen von der kompletten Maßnahmenliste, die die AZ veröffentlicht hatte, wieder.

Die neuen Vorschläge

  • Stiglmaierplatz: Hier sind bereits Radwege vorhanden, die allerdings nicht den gewünschten Richtlinien des Radlbegehrens (Mindestbreite 2,30 Meter) entsprechen. Die Verknüpfung von schon bestehenden Radwegen (etwa in der Brienner Straße) soll genauso geprüft werden wie der Umgang mit dem Trambahnverkehr. Für die Radwege könnte ein Auto-Fahrstreifen entfallen, Merk kann sich aber auch eine "Neuordnung des Seitenraums" vorstellen.
  • Lothstraße zwischen Dachauer Straße und Georgenstraße: Auch hier sind die aktuellen Radwege noch zu schmal beziehungsweise lediglich ohne Benutzungspflicht auf dem Gehweg markiert. Um Platz zu gewinnen, will das Planungsreferat Parkplätze streichen und die "überbreite Fahrbahn" anpassen.
  • Winzererstraße zwischen Lothstraße und Schwere-Reiter-Straße: Diese Maßnahme lehnt sich an die vorherige in der Lothstraße an. Auch hier gibt es lediglich schmale, auf dem Gehweg markierte Radlstreifen. Auf der Straße will das Planungsreferat Fläche gewinnen, indem es die bestehenden Senkrechtparkplätze in Längsparkplätze umwandelt.
  • Gebsattelstraße zwischen Mariahilfplatz und Regerstraße: Hier prüft das Planungsreferat ein- sowie beidseitigen Parkplatzentfall in Kombination mit einer Verschmälerung der überbreiten Fahrbahn. Insgesamt gibt es auf der Straße aktuell 90 Pkw-Stellplätze.
  • Marsstraße zwischen Pappenheim- und Arnulfstraße: Teilweise sind die Radwege hier noch auf dem Gehweg markiert, teilweise sind sie nicht richtlinienkonform. Das Planungsreferat empfiehlt: Pro Seite soll ein Pkw-Fahrstreifen weg. Übrig bleiben würde dann einer pro Fahrtrichtung.
  • Querung Stadelheimer Straße: Aktuell gibt es hier keine durchgängige Radverbindung vom Süden nach Norden. Merk will einen Zweirichtungs-Radweg. Dafür müssten sieben Parkplätze weg.

Vorschläge aus der Radl-Liste

  • Ungererstraße zwischen Münchner Freiheit und Frankfurter Ring: Auch hier sind die bestehenden Radwege noch nicht breit genug. "An Engstellen ist eine Verbreiterung des Radweges nur mit Fahrspurenentfall möglich", schreibt das Planungsreferat. Werden die Pläne umgesetzt, wird es pro Fahrtrichtung für Autos nur noch eine Fahrspur geben.
  • Pilgersheimer Straße zwischen Freibadstraße und Edlinger Platz: Die bestehenden Radlwege sind nicht richtlinienkonform. Da die Pkw-Fahrspuren überbreit sind, schlägt Merk eine Verschmälerung vor. Dann hätten auch die Radler auf neuen, breiteren Spuren Platz.
  • Rosenheimer Straße zwischen Rosenheimer Platz und Gasteig (stadteinwärts): Die aktuellen Radwege sind zu schmal – zumindest stadteinwärts. Deshalb soll hier eine Auto-Fahrspur wegfallen. Für den angrenzenden Abschnitt der Rosenheimer Straße zwischen Rosenheimer Platz und Orleansstraße soll noch ein gesonderter Vorschlag im Laufe des Jahres kommen.
  • Martin-Luther-Straße: Der Radweg an der westlichen Straßenseite ist aktuell mit 1,80 Metern Breite zu schmal. Er soll auf Kosten einer Pkw-Fahrspur verbreitert werden. An der östlichen Seite der Straße gibt es noch gar keinen Radlstreifen. Auch hier muss deshalb eine Autospur weg.

Merk: "Es darf zu keiner Verschlechterung des ÖPNV kommen"

Die zehn Radl-Pläne, die Merk in ihrem Entwurf nennt, werden am Mittwoch im Planungsausschuss intensiv besprochen. Stimmt der Stadtrat für die Vorschläge, folgt die detaillierte Entwurfsplanung, bei der auch die Bezirksausschüsse mit eingebunden werden sollen.

Merk warnt in der Vorlage: "Insbesondere darf es durch diese Maßnahmen zu keiner Verschlechterung des ÖPNV und zu möglichst keinen Baumfällungen kommen." Vermieden werden soll auch die Verlagerung des Autoverkehrs auf die Wohngebiete.

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