Neue Radlstreifen: Das ist die geheime Liste der Stadt!
München - Etwa 2.000 Parkplätze und zahlreiche Auto-Fahrstreifen sollen für breitere, sicherere Radlwege weichen – bisher sind es zehn konkrete Maßnahmen, die der Stadtrat bereits beschlossen hat. Stellplätze entfallen etwa in der Domagkstraße (150) oder in der Ridlerstraße (250) und Fahrstreifen in der Lindwurmstraße oder der Brienner Straße.
40 Straßen in der Stadt sind betroffen
Bei welchen weiteren Straßen Radler sich freuen dürfen und Autofahrer sich sorgen müssen, war bisher noch nicht öffentlich bekannt. Der AZ liegt die geheime Liste, die bisher nur verwaltungsintern bekannt war, jetzt vor.
Fest steht: Erst nach der Kommunalwahl im März sind an vielen Straßen sehr große, an anderen kleinere Veränderungen zu Gunsten des Radverkehrs geplant.

Zwei Straßen, an denen Ärger schon jetzt vorgezeichnet ist, sind die Humboldtstraße zwischen Claude-Lorrain- und Pilgersheimer Straße sowie die Ohlmüllerstraße. Auf beiden Abschnitten sollen beidseitig die Parkplätze entfallen. In der Humboldtstraße wird unter anderem auch ein Getränkemarkt, der seine Kunden beliefert, betroffen sein. Auch in der Ohlmüllerstraße befinden sich viele kleinere Geschäfte, die beliefert werden müssen. Parkplätze – und somit auch Raum für Lieferfahrzeuge –, der für Radlstreifen wegfällt, waren schon in der Fraunhoferstraße ein Grund für Händler und Anwohner, auf die Barrikaden zu gehen.
Verwaltung rechnet mit großen Auswirkungen
Auch die voraussichtlichen Auswirkungen der Streichungen von Parkplätzen und Fahrstreifen auf den Auto- sowie den Busverkehr sind in der bislang geheimen Liste der Stadtverwaltung aufgeführt.
Hohe Auswirkungen auf den fließenden Verkehr soll unter anderem der Wegfall der Fahrstreifen in der Wasserburger Landstraße haben. Hier gibt es zwar schon Radstreifen, die seien aber nicht "richtlinienkonform", steht in der Liste.
Denn gemäß den Forderungen des Radentscheids, für den vergangenen Sommer 160.000 Münchner unterschrieben haben, müssen Radwege in der Stadt mindestens 1,30 Meter breit sein. Um diese Breite in der Wasserburger Landstraße einzuhalten, müssen allerdings Fahrstreifen entfallen. Sollte das tatsächlich passieren, würde nicht nur der Auto-, sondern auch der Busverkehr (Linie 193) leiden.
Ebenfalls hohe Auswirkungen auf den Verkehr sollen die geplanten Maßnahmen in der Martin-Luther-Straße haben. Hier sollen nicht nur die Fahrstreifen, sondern auch Stellplätze entfallen. Bisher gibt es hier noch keine durchgängigen Radlstreifen.
195 Parkplätze sollen in der Kirchseeoner Straße entfallen
Bei Straßen, in denen Parkplätze gestrichen werden sollen, schätzt die Verwaltung die Auswirkungen häufig als "hoch", teils sogar als "sehr hoch" ein. Etwa in der Kirchseeoner Straße. Hier sollen neben Fahrstreifen zwischen dem Mittleren Ring und der Führichstraße auch immerhin 195 Parkplätze entfallen.
Die Einschränkungen, mit denen die Stadtverwaltung hier rechnet, seien "sehr hoch", steht in der Liste.
Ebenfalls alle Parkplätze sollen in der Balanstraße und zumindest einseitig in der Nymphenburger Straße (200 Stellplätze) entfallen – die Auswirkungen auf den ruhenden Verkehr schätzt die Stadt auch hier als "sehr hoch" ein.
Besonders viele Parkplätze sollen auch an der Westendstraße (von der Elsenheimer Straße bis Autobahnbrücke) gestrichen werden. Hier sind die Radwege derzeit noch nicht richtlinienkonform – 280 Stellplätze sollen deshalb weg. Weitere Straßen, an denen der Wegfall von Parkplätzen ebenfalls hohe Auswirkungen haben werden, sind die Lochhausener Straße (160 Parkplätze) und die Ottobrunner Straße (140 Stellplätze).
Stadtrat muss über Großteil der Straßen noch abstimmen
Besonders hohe Auswirkungen auf die Buslinien 58, 68 und X98 würden die Maßnahmen in der Paul-Heyse-Straße durch den Fahrstreifenentfall haben. Ebenso in der Kreillerstraße. Als mittelgroß schätzt die Verwaltung Einschränkungen für Busse in der Pilgersheimerstraße und um die Ichostraße ein. Bei Letzterer wären besonders viele Linien betroffen: die 54, 58, 59, 68, 145 und 213. Ebenfalls viele Buslinien würden an der Drygalski Allee ausgebremst: 63, 132, 134 und 151.
Über einen Großteil der Straßen muss der Stadtrat noch abstimmen – über die meisten freilich erst nach der Wahl.
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