Wirt Florian Falterer: Im Kopf bin ich am Arbeiten
Ich wünsche mir seit Jahren eine Pausetaste und jetzt ist sie plötzlich da – mit einer ungeahnten Tragik und Bedrohung. Im Kopf bin ich sowieso immer am Arbeiten, das hat sich auch jetzt nicht verändert. Aber statt der körperlichen Arbeit und hinter dem Tresen, sitze ich so oft wie selten am Schreibtisch.
Ich bin bisweilen etwas chaotisch, da musste einiges sortiert werden, aber auch Anträge auf Kurzarbeit und Soforthilfe gestellt werden, ich habe die Abschlagszahlungen der Stadtwerke auf Null gestellt, viel mit Mitarbeitern und Gastro-Kollegen telefoniert und mit Anwälten gesprochen. Mit meiner Rechtsberatung bin ich bald auf Du, das hat schon was von einem Kaffeekränzchen, wenn ich da mal wieder anrufe.
Florian Falterer: "Stundungen helfen mir nicht"
Bei meinem Vermieter vom Riffraff warte ich noch auf ein Umschwenken in Richtung Solidargedanke und auch die Versicherung kommt ihrer Pflicht nicht nach, deshalb ist diese Miete noch meine größte Sorge und der Laden ist definitiv in Gefahr. Stundungen helfen mir nicht, da schiebe ich einen Schuldenberg vor mir her, der sich kaum abtragen lässt. Der Laden ist darauf ausgelegt, dass er voll sein muss.

Wenn er geschlossen ist, reicht mein Atem nur noch für etwa zwei Monate. Beim Crönlein bin ich vorsichtig optimistisch, dass wir im Sommer die Besucher vom Kronepark versorgen können, aber auch da ist es auf Kante genäht – wie bei den meisten Gastronomen. Für mich ist das eine Achterbahnfahrt zwischen Wie-lange-noch und Wird-schon. Auch, weil von außen so viel Gutes an mich herangetragen wird.
Florian Falterer: Homeschooling für Sohn manchmal im Riffraff
Simone Wittmann (Die Grünen) vom Giesinger Bezirksausschuss ist mit ihrer Aktion Lokalsupport Giesing nach vorne geprescht, da unterstützen die Menschen, denen das Viertel was bedeutet, ihre Kneipen und Lokale per "Trinkgeld" über das Internet. Die aktive Fanszene von Sechzig pusht diese Initiative auch und wir als Giesinger Gastronomen sind dadurch noch enger zusammengewachsen.
Stand heute sind wir deshalb nicht von einer Schließung bedroht, aber dauerhaft werden diese Spenden kaum reichen. Ich ziehe es zwar durch, dass ich nur einmal die Woche raus zum Einkaufen gehe, aber mein Homeoffice und auch das Homeschooling für meinen Sohn haben wir schon manchmal ins Riffraff verlegt. Da können wir auch mal über den Beamer einen englischen Film anschauen. Ich finde es natürlich schön, jetzt so viel Zeit für meine Familie zu haben, das gemeinsame Kochen und den neuen Rhythmus, den wir haben. Ich schaue mich aber schon um, was ich mache, wenn der Schreibtisch leer ist. Ich habe in den Neunzigern Biogärtner gelernt, vielleicht helfe ich bald mal bei Freunden in ihren Gärtnereien etwas aus.
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