"Wir finden Lockerungen gut": Wie Münchner über die neuen Ladenschlusszeiten denken
München – In Berlin ist es ganz normal, dass man werktags rund um die Uhr einkaufen kann. In München hingegen machen die Geschäfte spätestens um 20 Uhr dicht.
Jetzt hat die bayerische Staatsregierung ein Ladenschlussgesetz beschlossen. Allerdings wird es nichts daran ändern, dass viele nach der Arbeit schnell zum Supermarkt hetzen. Denn der Ladenschluss um 20 Uhr bleibt.
Bisherige Regelung: Ein verkaufsoffener Abend pro Jahr
Ein paar Änderungen gibt es doch. Das neue Gesetz erlaubt, dass München bis zu acht verkaufsoffene Nächte pro Jahr organisiert. An diesen Abenden dürfen Geschäfte bis Mitternacht öffnen. Einen Anlass braucht es für die Einkaufsnächte nicht. Bisher war pro Jahr nur ein langer Einkaufsabend möglich.
Darüber hinaus dürfen Geschäfte zusätzlich individuell bis zu viermal im Jahr bis 24 Uhr öffnen. Kleinstsupermärkte ohne Personal, also bloß mit Automaten, dürfen immer und rund um die Uhr aufhaben. Außerdem ermöglicht das Gesetz, dass Geschäfte an sogenannten Tourismusorten an 40 Sonn- und Feiertagen aufhaben. Wo genau Tourismusverkauf stattfinden soll, darf München selbst entscheiden.
Grüne wollen Angestellte schützen: "Arbeitnehmer haben ein Recht auf freie Sonn- und Feiertage"
Die Grünen im Münchner Stadtrat kündigen an, dass sie die neuen Spielräume intelligent nutzen wollen. Aber dass an allen gesetzlich möglichen 40 Sonn- und Feiertagen Souvenirgeschäfte künftig auf haben, wollen die Grünen nicht. "Denn Arbeitnehmer haben ihr gutes Recht auf freie Sonn- und Feiertage", heißt es in einer Mitteilung. Welche Abende und Wochenenden sich für Events eignen, solle nun das KVR mit den Händlern festlegen.
CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl geht das neue Gesetz nicht weit genug. Er hätte sich noch mehr Spielraum bei den Öffnungszeiten gewünscht und sagt: "Werktags sollten Läden bis 22 Uhr öffnen dürfen, wenn sie das möchten." Schließlich seien die Lebensmodelle der Menschen flexibler geworden.
„Besser als nichts“, resümiert Wolfgang Fischer von Citypartner, der die Interessen der Innenstadt vertritt. Er erwartet nun, dass sich die Münchner Politik mit den Händlern auf Lösungen einigt.
Das sagen Münchner am Marienplatz zu den neuen Lockerungen bei Ladenschlusszeiten

Angelika L. (66):
„Ich brauche das nicht. Als Rentnerin kann ich auch morgens einkaufen gehen. Klar, vielleicht brauchen das manche Leute, die viel arbeiten müssen und zu wenig Freizeit haben. Für die Mitarbeiter ist es eine Zumutung. Und der Innenstadt nützt es nichts, hier ist es ab 20 Uhr sowieso leer. Früher haben die Läden um 18 Uhr geschlossen, da sind wir doch auch nicht verhungert.“

Fabienne W. (31) und Sarah S. (25):
„Wir finden Lockerungen gut! Einkaufen nur bis um 20 Uhr, da reicht die Zeit oft nicht, vor allem wenn man lange arbeitet, etwa in der Klinik. Es muss aber gerecht sein für die Angestellten. Es sollte nicht verpflichtend sein, dann auch bis um 24 Uhr arbeiten zu müssen. Und dass es eine Ausnahme bleibt, finden wir auch gut!“

Aaron M. (25):
„Supermarkt fände ich schon gut, aber andere Läden brauch’ ich nicht nach 20 Uhr. Ich gehe sowieso selten shoppen. Manchmal verchecke ich es, pünktlich einkaufen zu gehen. Dann hilft nur noch Essen bestellen – oder Nudeln mit Soße, die hab ich immer da. Vielleicht kann man auch ein Event aus dem Verkaufstag machen. Das würde bestimmt Kunden anlocken.“

Mareike S. (29):
„Ich habe mal im Supermarkt gearbeitet. Mir hat es gereicht bis 21 Uhr, denn nach Ladenschluss muss ja noch aufgeräumt werden. Damals hat bei mir schon Personal gefehlt, nur mit Ach und Krach konnte die Schichten besetzt werden. Aus Verkaufssicht kann ich es schon verstehen. Aber ich hoffe, die Mitarbeiter bekommen dann wenigstens einen Nachtzuschlag.“
- Themen:
- Marienplatz
- München
- Münchner Stadtrat