Wiesn 2014: Soviel Bier wurde wirklich getrunken

Nach ersten Schätzungen tranken die Wiesn-Besucher 2014 insgesamt 6,5 Millionen Maß. Jetzt, ein halbes Jahr nach dem Ende des Festes, kommen die wahren Zahlen ans Licht.
von  dpa/az
Nicht 6,5 Millionen Maß Bier, wie anfangs vermutet, sondern 7,7 Millionen, wurden während der Wiesn 2014 getrunken.
Nicht 6,5 Millionen Maß Bier, wie anfangs vermutet, sondern 7,7 Millionen, wurden während der Wiesn 2014 getrunken. © dpa

Nach ersten Schätzungen tranken die Wiesn-Besucher 2014 insgesamt 6,5 Millionen Maß. Jetzt, ein halbes Jahr nach dem Ende des Festes, kommen die wahren Zahlen ans Licht. Die Gäste haben eine gute Million Maß mehr getrunken.

München - Nur ein Glas getrunken - und plötzlich ist die Flasche leer. Der Alkoholeffekt ist Trinkern in kleiner Runde längst bekannt. Jetzt stellt sich heraus: Es gibt ihn auch auf dem Oktoberfest. Dort wird mit schöner Regelmäßigkeit mehr gezecht als zunächst angenommen. Die erste vorläufige Bilanz am letzten Festtag lag jedenfalls in den vergangenen Jahren stets zu niedrig - tatsächlich wurden aber hunderttausende Liter Bier mehr getrunken.

Am Dienstag stellte Wiesnchef und Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU) im Wirtschaftsausschuss den Abschlussbericht für das Oktoberfest 2014 vor. Ein halbes Jahr nach dem Fest kommt damit heraus: Die 6,3 Millionen Besucher tranken nicht wie zum Wiesn-Ende gemeldet 6,5 Millionen Maß Bier, sondern 7,7 Millionen Maß.

Das Phänomen ist keineswegs neu. Im Jahr 2013 wurden zum Ende der Wiesn 6,7 Millionen Maß Bier gemeldet, in der endgültigen Bilanz waren es dann aber 7,7 Millionen Maß. Damit wankt auch die bisher geltende Faustregel: Eine Maß Bier pro Besucher.

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"Für die Zahlen, die bei der Abschluss-PK am letzten Oktoberfest-Sonntag veröffentlicht werden, liegen die Schätzungen, Beobachtungen und Prognosen, also ein reines Meinungsbild der Festwirte über den Konsum zugrunde, keine harten Zahlen", erklärte Wiesnchef Schmid. Außerdem fehlen die Zahlen des letzten Wochenendes. Denn schon am Freitag oder Samstag will das Wirtschaftsreferat von den Wirten Zahlen haben, um sie am letzten Sonntag zu veröffentlichen.

"Das ist ja klar: Man müsste am Freitagabend schon wissen, wie viel bis Sonntagabend getrunken ist", sagt Wirtesprecher Toni Roiderer. Damit sei Ungenauigkeit vorprogrammiert. "Man muss sich halt Zeit lassen - und die Zahlen etwas später abrufen."

Die Stadt kann ihre Hände also in Unschuld waschen. Sie gibt nur weiter, was die Wirte melden. Und die haben zum Endspurt der Wiesn anderes zu tun, als jede einzelne Maß zu zählen. Nicht in allen Zelten wird der Ausschank elektronisch gesteuert, so dass der Absatz ständig genau ablesbar wäre. Erst der Schlussbericht fasst die schriftlichen Meldungen der Festwirte zusammen, wenn sie nach dem Fest in Ruhe Bilanz gezogen haben.

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Ein wundersamer Effekt bleibt ungeklärt: Die Differenz zwischen der vorläufigen und der offiziellen Bilanz hat in den vergangenen Jahren ständig zugenommen. 2011 waren zunächst 7,5 Millionen Maß gemeldet worden, am Ende waren es 7,9 Millionen. Die Differenz lag bei nur 0,2 Millionen Liter. Im Jahr darauf waren es 6,9 Millionen Maß im vorläufigen Schlussbericht und 7,4 Millionen in der endgültigen Bilanz, Unterschied 0,5 Millionen Maß. Und im vergangenen Jahr stieg die Diskrepanz auf 1,2 Millionen Maß.

Ein Lichtblick: Zumindest die Brauereien können richtig schätzen - jedenfalls ist das Monate zuvor gebraute Wiesnbier noch nie ausgegangen. Und für Toni Roiderer ist zumindest eine Behörde über den Bierkonsum vollständig im Bilde: "Das Finanzamt weiß genau, wie viel wir eingekauft und wie viel wir verkauft haben."

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