Wieder Ausverkauf in München: Der Freistaat Bayern verscherbelt die Filetstücke

Ein neuer interaktiver Stadtplan zeigt, wo der Freistaat Grundstücke in München versilbert hat. Bezahlbare Wohnungen sind so verschwunden und Filetstücke an private Investoren gegangen.
Eva von Steinburg
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Dieses Filetstück hat der Freistaat an Apple verkauft: Das Areal an der Seidlstraße, in dem einst mal der Club Meinburk untergebracht war.
Dieses Filetstück hat der Freistaat an Apple verkauft: Das Areal an der Seidlstraße, in dem einst mal der Club Meinburk untergebracht war. © picture alliance/dpa

München - Ein Wohnblock in Feldmoching und ein Altbau in Haidhausen. Ein Palais in der Brienner Straße und frühere Sozialwohnungen am Stadtrand – über 200 Häuser, Wohnblöcke und ganze Straßenzüge hat der Freistaat Bayern in den letzten 25 Jahren in München privatisiert. Das Ausmaß wird erst richtig sichtbar, wenn man die Fälle bündelt.

Auf einer interaktiven Online-Karte zeigt das Junge Forum Münchner Grundstücke und Gemeindeeigentum, das der Freistaat privatisiert hat. Die blauen Marken stehen für ganze Quartiere oder auch für einzelne Immobilien. Per Klick gibt es zu den Objekten weitere Infos, zudem die Quelle.

Grundstücke in München im Privatbesitz: Der Skandal der Freistaats-Privatisierung

"Wir machen den Skandal sichtbar. Denn diese Grundstücke gehören im Grunde uns allen - sie sind Allgemeingut. Doch der Freistaat verkauft sie an privat – auf alle Ewigkeit!", kritisiert Florina Vilgertshofer, vom Jungen Forum im Verein Münchner Forum. Über umfangreiche Recherchen haben Mitstreiter im Jungen Forum Hunderte Adressen in der Stadt gesammelt.

Der größte Teil der Einträge betrifft die 33.000 GBW-Wohnungen in Bayern, die der Freistaat 2013 an die Augsburger Immobilienfirma Patrizia für 2,45 Milliarden Euro verkauft hat. Deren Mieter leiden heute unter teils drastischen Mieterhöhungen. "In München sind durch den Verkauf dieser GBW-Mietwohnungen mehr als 8000 bezahlbare Wohnungen verloren", resümiert Florina Vilgertshofer.

 

Überall, wo ein blauer Punkt zu sehen ist, hat der Freistaat verkauft.
Überall, wo ein blauer Punkt zu sehen ist, hat der Freistaat verkauft. © Junges Forum

Der jüngste Skandal nach Ansicht des Jungen Forums: Im Februar 2023 verkaufte der Freistaat ein echtes Münchner Filetstück an Apple - für das große Grundstück an der Seidlstraße kassierte der Staat 250 Millionen Euro. "Obwohl Apple sich positiv dazu geäußert hatte, dass auch ein Kauf in Erbpacht möglich sei. In 100 Jahren hätte man sich dafür dann eine andere Nutzung überlegen können", erklärt Florina Vilgertshofer, die ehrenamtlich als Lokalpolitikerin für die Grünen im Bezirksausschuss Maxvorstadt sitzt.

München wie ein Schweizer Käse: Die Privatisierung von Immobilien und Grundstücken

"Die Privatisierung durchlöchert München wie einen Schweizer Käse", erklären die Mitglieder des Jungen Forums. "Einmal privatisiert, sind die Immobilien und Grundstücke erstmal verloren für bezahlbaren Wohnraum, Platz für Kunst und Kultur oder das kleinteilige Münchner Gewerbe", bedauert Florina Vilgertshofer. Im Bayerischen Landtag arbeitet sie als Kulturreferentin für die Grünen.

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Das Junge Forum besteht aus zehn engagierten Münchnern im Alter zwischen Ende 20 und Anfang 30. Die Gruppe ruft die Bürger jetzt zum Mitmachen auf: Münchner können Objekte melden, die der Freistaat (oder ein Unternehmen, an dem der Freistaat mehrheitlich beteiligt ist) an Investoren verkauft hat – um die München-Karte zu aktualisieren. Der Hinweis geht an: www.junges-forum@muenchner-forum.de.

Die Privatisierungs-Karte zum Ausverkauf ist online abzurufen unter der Website: www.der-grosse-ausverkauf.de

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54 Kommentare
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  • Luggerl am 23.12.2023 01:41 Uhr / Bewertung:

    250 Mio von Apple für das eine Grundstück mit hässlichem Baubestand ist doch super. Gut bezahlte Arbeitsplätze werden da geschaffen. Diese AN brauchen dann keine Sozialwohnungen.
    Apple wird sicher architektonisch was schönes hinbauen. Somit also auch ein Stück Kulturraum zwinkern

  • AK1 am 22.12.2023 21:04 Uhr / Bewertung:

    Wo ist jetzt der Skandal? Darf der Freistaat keine Grundstücke verkaufen? Wenn der Preis zu niedrig wäre, gäbe es einen Grund für Kritik aber pauschal Verkäufe zu verteufeln ist schon höchst seltsam.

  • Burns am 22.12.2023 10:52 Uhr / Bewertung:

    Die Stadt München hat dazu gelernt und verkauft seit vielen Jahren keine Wohnungen mehr oder gibt Grundstücke an die Genossenschaften, der Freistaat macht leider weiter, wie bisher. Das ist schon schwach und zeigt, wie wenig Interesse Söder an den echten Nöten der Bevölkerung hat.

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