Wie ist die Situation in den Münchner Alten- und Pflegeheimen?

Altenheim-Träger fordern nach den Impfungen wieder mehr soziales Leben für die Bewohner.
Irene Kleber |
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Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier.
Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier. © Caritas

München - Die Pflichten-Liste ist nur noch schwer zu vermitteln in den Münchner Alten- und Pflegeheimen. Der Großteil der Seniorinnen und Senioren dort (rund 90 Prozent) ist gegen Corona geimpft - trotzdem sieht ihr Alltag im Heim aus wie zu Zeiten, als die Inzidenzzahl hoch war und es noch keine Impfungen gab.

Zum Beispiel: Wer sein Zimmer verlässt, um im Wohnbereich (mit etwa zehn oder zwölf Senioren) zum Gemeinschaftsraum zu gehen, muss FFP2-Maske tragen. Im Spielezimmer oder in der Leseecke dürfen die Bewohner nach wie vor nicht zusammensitzen, sondern müssen Abstand halten. Genau wie an den Esstischen im Speiseraum - Gespräche führen geht da schwer.

Träger-Verbände fordern soziales Leben in Altenheimen

"Viele Senioren im Heim haben seit zwölf Monaten hinter den Masken kein Lächeln mehr gesehen", so erklärt das eine Sprecherin der Caritas.

Die drei Träger-Verbände Caritas, Diakonie und Barmherzige Schwestern wollen das jetzt nicht mehr mitmachen - und fordern, dass wieder ein soziales Leben in den Altenheimen erlaubt wird - und zwar ab sofort. Die Ministerpräsidentenkonferenz, die sich am Mittwoch erneut trifft, soll bei ihren Beschlüssen die Altenheime nicht vergessen.

"Wir brauchen eine Rückkehr in eine normale Wohnsituation", sagt Caritas-Vizedirektorin Gabriele Stark-Angermeier. "Bei uns wohnen die Menschen in den Häusern. Wenn in einer Wohnung alle durchgeimpft sind, würde man sicherlich niemanden anhalten, FFP2-Masken zu tragen, Abstand zu halten oder keine Besuche zu empfangen."

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Die Senioren litten sehr unter den Corona-Beschränkungen und den zum Teil wochenlangen Quarantänen in den Zimmern, erklärt auch Doris Schneider, Geschäftsführerin der 27 Caritas-Altenheime in München und Oberbayern, "wir haben geimpfte Häuser und keine Lockerungen. Das macht keinen Sinn." Claus Peter Scheucher von den Barmherzigen Schwestern dringt auch darauf, die Arbeit der Pfleger wieder zu erleichtern. Es sei für sie "eine Zumutung, jetzt noch acht Stunden am Stück eine FFP2-Maske tragen zu müssen."

Ungeklärt ist auch, wie - und vor allem, wie schnell - die Neu-Einzügler und neuen Pfleger in Altenheimen geimpft werden sollen, sagt Gabriele Stark-Angermeier. Im Schnitt wird ein Drittel aller Plätze eines Heims jedes Jahr mit Neubewohnern besetzt. Die Regel, dass ein Bewohner pro Tag nur einen Besucher empfangen darf, will die Caritas ebenfalls aufgehoben haben.

Ein letzter Kritikpunkt dürfte sich erübrigt haben: Die Pflicht für Altenheim-Pfleger, sich mindestens drei Mal die Woche auf Corona testen zu lassen, hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) am Dienstag vorläufig außer Kraft gesetzt - das gilt ab Donnerstag. Eine Pflegedienstleiterin hatte einen Eilantrag gestellt, nachdem in ihrem Heim fast alle Bewohner geimpft worden waren. Besucher müssen aber weiter einen negativen Test vorlegen.

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6 Kommentare
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  • am 04.03.2021 01:04 Uhr / Bewertung:

    Eine Pflegerin klagt gegen den Corona-Test 3 Mal die Woche? Ich würde den Beruf wechseln. Ganz ehrlich. Wer steckt die Senioren An? Die Pflegekräfte, wer sonst. Durchs Fenster kommen die Vieren jedenfalls nicht. Und die Besucher sitzen seit einem Jahr hinter Glas. - Aber die Grundhaltung in diesen staatsfinanzierten Bereich ist auch klar. Die Pflegekräfte sind 'Helden'.

  • Der wahre tscharlie am 03.03.2021 16:26 Uhr / Bewertung:

    "Der Großteil der Seniorinnen und Senioren dort (rund 90 Prozent) ist gegen Corona geimpft ...."
    und weiter:
    "Wer sein Zimmer verlässt, um im Wohnbereich (mit etwa zehn oder zwölf Senioren) zum Gemeinschaftsraum zu gehen, muss FFP2-Maske tragen. Im Spielezimmer oder in der Leseecke dürfen die Bewohner nach wie vor nicht zusammensitzen, sondern müssen Abstand halten. Genau wie an den Esstischen im Speiseraum "

    Nun fragt sich bestimmt ein gewisser Teil der Bevölkerung, warum soll ich mich impfen lassen, wenn sich danach sowieso nichts ändert.
    Man fragt sich langsam, nach welcher "Strategie" die Politik agiert.

  • am 04.03.2021 11:06 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Das Eigenartige bei den Abstands-Regel in den Heimen ist, dass diese, scheinbar, doch auch noch völlig wirkungslos sind. Bei Ausbrüchen in Heimen hat es immer gleich ein duzend Senioren auf Einmal erwischt. So lesen sich die Presse-Berichte zumindest immer wenn es passiert. Wie kommt das? Wer überträgt in den Heimen die Vieren trotz Abstandsregeln? - Um die Hygiene und den Infektionsschutz war es in den 1980er Jahren schon nicht gut bestellt. In meiner Zivildienst-Zeit hatten wir einen Ausbruch mir Multirestentem Staphlokokkus Areus (MRSA) - Ein Eitriger Hautpilz eigentlich solange er nicht in offene Wunden kommt. 30 Pfleger und Senioren hatten ihn, zu gleichen Teilen nämlich. Ich auch. Eingeschleppt wurde das Zeug aus einem Städt. Krankernhaus. Da liegen die Echten Probleme, die man seit Jahrzehnten kennt und nicht beseitigt. Aber beim Abstand und anderen 'Schikanen' greift man hart durch. Die Hygiene-Aufsicht in den Heimen und Einrichtungen existiert nur in der Theorie. Seit Langem.

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