Westend-Entführer: Profiler jagen den Erpresser

Spezialisten erstellen ein Psychogramm des Geiselgangsters. Denn es gibt kaum Hinweise – trotz Belohnung und neuer Fahndungsfotos.  
von  Ralph Hub
Wer hat den Entführer der Bankiersgattin gesehen? Der Unbekannte hatte sich eine Wohnung in der Bergmannstraße gemietet.
Wer hat den Entführer der Bankiersgattin gesehen? Der Unbekannte hatte sich eine Wohnung in der Bergmannstraße gemietet. © az

Spezialisten erstellen ein Psychogramm des Geiselgangsters. Denn es gibt kaum Hinweise – trotz Belohnung und neuer Fahndungsfotos.

München -  Sie gehören zu den erfolgreichsten Verbrecherjägern der Republik. Jetzt sind die Münchner Profiler am Fall des Millionen-Erpressers dran. Fallanalytiker gehen streng systematisch vor: Erst Fakten ermitteln, dann die Wahrnehmungen sortieren, am Ende eine Hypothese erstellen. So finden die Spezialisten heraus, wie Täter ticken.

Vor gut einer Woche hat der flüchtige Erpresser die Frau eines Managers der Stadtsparkasse in seine Gewalt gebracht. Er forderte von der Familie aus Ottobrunn rund 2,5 Millionen Euro. Auf einem Lidl-Parkplatz im Westend gelang der 46-Jährigen die Flucht.

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Eine Querstraße weiter, in der Bergmannstraße, hatte der Täter vor etwa fünf Wochen eine Wohnung angemietet. Die eigentlichen Bewohner, eine junge Familie, sind im Urlaub. Das Mietshaus wird saniert. „Sie wollten Lärm und Dreck entfliehen und waren froh, einen Untermieter gefunden zu haben“, erzählt eine Nachbarin.

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In dem Haus gehen Handwerker ein und aus. Viele fremde Gesichter, unter denen der Entführer nicht auffiel. „Dabei konnten wir vom Baugerüst direkt in die Wohnung sehen“, sagt ein Arbeiter. Ob sich der Täter auf der Flucht in der Wohnung zeitweise versteckt hat, ist unklar. Er hatte an dem Tag jedenfalls genug Zeit, den Schlüssel abzugeben und den Vermietern mitzuteilen, dass er die Wohnung nicht mehr brauche.

Die Polizei hat die Zimmer genau untersucht. Sogar den Hausmüll holte man ab, um zu sehen, ob sich darin Hinweise auf den Täter finden. 10 000 Euro Belohnung sind auf den Mann inzwischen ausgesetzt. Rund 35 Hinweise gingen bis Donnerstag ein. Polizeisprecher Thomas Baumann: „Eine heiße Spur ist bisher leider nicht dabei.“

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