Werden einfach ein bis zwei Stockwerke draufgesetzt?
München - Auf den Äckern im Münchner Nordosten, zwischen den Gleisen der Flughafenlinie S 8 und den dortigen Kiesgruben, befindet sich das letzte wirklich nennenswerte Entwicklungsgebiet der Stadt. Auf 600 Hektar sollen dort bis 2030 ein paar tausend Wohnungen entstehen. Dann ist München aber endgültig zugebaut. Im Rathaus macht man sich deshalb schon länger Gedanken, wie man in München noch weiteren Wohnraum schaffen könnte. Ein Ende des Zuzugs ist nicht absehbar. Und wer wegen eines Jobs nach München kommt, der braucht schließlich irgendwo auch ein Dach über dem Kopf.
Als eine erste Maßnahme hat der Stadtrat kürzlich das Programm „Wohnen für alle“ verabschiedet. Doch das alleine wird nicht reichen.
Die darin vorgesehenen Wohnbauten sind eher einfacher Natur: kleine Apartments, gemeinsame Küchen, insgesamt ein eher niedriger Standard. Für Singles, Studenten und Auszubildende ist das vielleicht das Richtige. Aber das Programm löst bei Weitem nicht alle Probleme. Für die SPD ist deshalb schon länger klar: Es muss weiter in die Höhe gehen. München sei schließlich eine Metropole, eine Weltstadt. Als solche, so betont es Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) immer wieder gerne, müsse man es verschmerzen, wenn auch am Stadtrand mal über die Höhe eines Einfamilienhauses hinaus gebaut wird. In der CSU war man da bislang grundlegend anderer Ansicht. Dort trat man bislang gerne als Bewahrer eines Münchens auf, das nicht umsonst den Titel Millionendorf trägt. Doch so langsam kommt auch bei den Schwarzen Bewegung in die Debatte. Für die Stadtratsfraktion ist es mittlerweile durchaus denkbar, etwas weiter in den Himmel zu bauen. Natürlich nicht überall. Eine Wolkenkratzer-Silhouette am Stadtrand ist für die CSU nach wie vor ein Tabu. Neuaubing, Trudering oder Solln sollen strikt hochhausfreie Gebiete bleiben. Aber im Einzugsgebiet der U-Bahn, so Fraktionschef Hans Podiuk, ließe sich schon darüber reden, auf die Bestandsbauten ein bis zwei Stockwerke draufzusetzen.
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Stadtbaurätin Merk stört sich nicht an der Zahnlückenoptik
Wächst München also in der Innenstadt bald ein paar Meter in die Höhe? Bevor es so weit kommt, müssten natürlich Gespräche mit den Eigentümern geführt werden, gibt Podiuk zu bedenken. Nicht bei jedem Haus werde das gewünscht sein, auch nicht bei jedem möglich. Aber sollte auch nur jedes zweite Haus aufgestockt werden, so könnte damit auch schon eine beträchtliche Zahl neuer Wohnungen geschaffen werden.
Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) hält die Idee grundsätzlich für gut. Auch an der Zahnlückenoptik, die entstehen könnte, wenn ein Haus aufgestockt, das daneben nicht und das daneben wieder schon, stört sie sich nicht. Eine solche Ungleichmäßigkeit könnte sogar ganz reizvoll sein für das Stadtbild, schätzt Merk. Mal sehen, ob es wirklich so weit kommt. Der Vorschlag mit der Aufstockung wird ja schließlich auch nicht ganz zum ersten Mal gemacht – und bis 2030 wird ja nun auch erstmal der Münchner Nordosten zugebaut.
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