Wenn heute Kommunalwahl wäre: So würde München wählen

Wer nach der Wahl die stärkste Kraft im Rathaus wird, ist völlig offen. Ausschlaggebend könnten jene Wähler werden, die sich erst kurzfristig entscheiden. Der nächste Teil des AZ-Trends zur Kommunalwahl.
Emily Engels
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Kandidieren für das Amt des Münchner Oberbürgermeisters: Katrin Habenschaden von den Grünen (l.), der amtierende OB Dieter Reiter von der SPD und CSU-Kandidatin Kristina Frank.
Sven Hoppe/dpa, Petra Schramek, AZ-Montage Kandidieren für das Amt des Münchner Oberbürgermeisters: Katrin Habenschaden von den Grünen (l.), der amtierende OB Dieter Reiter von der SPD und CSU-Kandidatin Kristina Frank.

München - Die Zeiten haben sich geändert seit der letzten Kommunalwahl 2014. Damals feierten die Grünen 16,6 Prozent als einen Riesen-Erfolg, CSU (32,5) und SPD (30,8) lagen jeweils noch über 30 Prozent. Doch inzwischen sind die Grünen in München zur Volkspartei geworden, haben sich bei der Landtagswahl gar zur stärksten Kraft der Stadt aufgeschwungen. Und was passiert bei der Stadtratswahl?

15 Prozent sind noch unentschlossen

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Drei Mittelgroße, viele ganz Kleine: So beantworten die Münchner die Sonntagsfrage. Achtung, es gibt keine 5-Prozent-Hürde! Auch mit weniger als zwei Prozent kann man ins Rathaus einziehen. (Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken.) Grafik: anf

Die Zahlen aus dem repräsentativen München-Trend der AZ zumindest legen nahe, dass die Öko-Partei auch dort mit den einstigen Großen gleichziehen könnte. Stärkste Kraft ist sie aktuell aber nicht. Die Zahlen deuten auf einen engen Dreikampf bis zum Schluss hin. Entscheidend dürften die Unentschlossenen sein. Immerhin 15 Prozent wissen noch nicht, wem sie ihre Stimme geben. Den Parteien sei also geraten, den Wahlkampf ernst und anzunehmen.

Gut möglich, dass es am Ende für gar kein Zweierbündnis reicht - und sich OB Dieter Reiter (so er wie erwartet wiedergewählt wird) überlegen muss, ob er ein Bündnis mit CSU und Grünen schmieden will - oder mit einem der beiden und einem weiteren, kleinen Partner. Und wenn die CSU ihren Vorsprung noch ausbaut und deutlich stärkste Kraft wird? Die AZ hat die CSU-OB-Kandidatin gefragt, welches Bündnis sie anstrebt – mit der SPD oder den Grünen? Kristina Frank lässt das demonstrativ offen. Man habe gut mit der SPD regiert, betont sie. Sagt aber auch: "Gleichzeitig sehe ich in meiner Person Berührungspunkte mit den Grünen." Als Beispiel nennt Frank ökologische Themen, zirkuläre Abfallwirtschaft oder regionale, saisonale Bio-Ernährung.

Interessant ist, in welchen Bereichen die Münchner den Parteien zutrauen, Probleme zu lösen. Während die CSU bei der Sicherheit (60,9 Prozent!) und der Verkehrspolitik (31,4 Prozent) deutlich vorne liegt, kann die SPD sich in ihren klassischen Feldern Kinderbetreuung und bezahlbares Wohnen behaupten. Überraschend: Die Grünen, die in München auf einer Erfolgswelle schwimmen, schneiden bei der Problemlösungskompetenz (mit Ausnahme der Verkehrspolitik) ziemlich schwach ab.

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Große schwarze und große rote Balken: Den Grünen wird überraschend wenig Problemlösungskompetenz zugetraut. (Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken.) Grafik: anf

Die Grünen haben ein Senioren-Problem

Die AZ hat auch erheben lassen, wie die verschiedenen Altersgruppen wählen wollen. Demnach hat die SPD noch viele ältere Wähler. 43,18 Prozent ihrer Stimmen holt sie bei den Über-65-Jährigen. Zum Vergleich: Bei den 17- bis 34-Jährigen sind es nur 17,05 Prozent. OB Dieter Reiter (SPD) wundert nicht, dass er bei Senioren punktet. "Ich denke, die Seniorinnen und Senioren haben selbst miterlebt, dass die SPD jahrzehntelang gute Politik für München gemacht hat", sagt er der AZ. "Der Erfolg unserer Stadt, der hervorragende Arbeitsmarkt, die hohe Lebensqualität und unser guter sozialer Zusammenhalt kommen ja nicht von ungefähr, sondern sind Ergebnis jahrzehntelanger erfolgreicher SPD-Politik im Rathaus." Und die Jungen? Reiter hofft, auch sie noch überzeugen zu können. "Wir haben junge Familien finanziell entlastet, indem wir die Kindergartengebühren gestrichen haben. Wir haben das bundesweit größte Schulbauprojekt aufgelegt", betont er.

Während die CSU bei den Altersgruppen 50-64 Jahre beziehungsweise 65 Jahre und älter jeweils 30 Prozent erreicht (bei der Altersgruppe 18 bis 30 Jahre sind es lediglich 19,8 Prozent), ergibt sich bei den Grünen ein völlig anderes Bild als bei der SPD. Die Grünen ergattern bei den 18- bis 34-Jährigen 23,6 Prozent ihrer Stimmen, bei den 34- bis 49-Jährigen gar 38,2 Prozent. Aber: Die Ökos haben ein Senioren-Problem! Nur 14,6 Prozent ihrer Unterstützer sind 65 oder älter.

Aufgeben möchte Grünen-OB-Kandidatin Katrin Habenschaden die Älteren aber nicht. "Seniorenpolitik ist sehr vielfältig", sagt sie der AZ. "Altersarmut, Einsamkeit, zu wenig Pflegepersonal, Probleme mit der Wohnsituation – wir müssen uns mehr anstrengen, um die Lebenssituation älterer Menschen zu verbessern." Habenschaden sagt: "Seniorenpolitik ist wichtiger Bestandteil unseres grünen Programms für die Kommunalwahl." Jetzt muss das nur noch bei den Senioren ankommen ...

<img alt="" src="/media.media.d5b508c3-5fdd-45f0-89d8-38e91c3df59b.normalized.jpg" style="height:100%; width:100%" /> München? (Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken.) Grafik: anf

AZ-Trend vor der Wahl

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