Wenige Fehltage: Die Münchner Gesundheitslüge

München – Gsund samma. Mit einem großen ABER...
Der neueste Gesundheitsreport der Barmer Ersatzkasse, bei der eine Million Bayern versichert sind, zeigt: Die Bewohner keiner anderen Region sind so selten krank, wie die in München und Umland.
Die Ergebnisse der Studie finden Sie hier
München, die gesündeste Stadt in Deutschland? Das ist nur die halbe Wahrheit. Ein Münchner Arzt erklärt die wahren Gründe für die wenigen Krankschreibungen.
AZ: Dr. Hoeltz, Sie als Orthopäde mit jahrzehntelanger Erfahrung und eigener Praxis im Münchner Osten müssen es wissen: Sind Bayern – und besonders Münchner – härter im Nehmen als andere? Oder warum sind die seltener krankgeschrieben?
STEPHAN HOELTZ: Eine Hauptursache dafür sind sicher die hohen Lebenshaltungskosten in unserer Stadt. Die Leute können es sich einfach nicht mehr leisten, nicht zu arbeiten. Deshalb gibt es auch immer weniger langzeitkranke Münchner, also Patienten, die länger als sechs Wochen krankgeschrieben sind und dann nicht mehr ihren vollen Lohn vom Arbeitgeber bekommen.
Spielt auch die Angst vor dem Jobverlust eine Rolle?
Natürlich spüren auch wir Ärzte, dass der wirtschaftliche Überlebensdruck immer stärker wird. Es kommt schon vor, dass Patienten trotz anderslautender ärztlicher Empfehlung ins Büro gehen oder sogar körperliche Arbeit ausüben. Dieser Raubbau am eigenen Körper macht uns Sorgen.
Die Hauptursachen für Krankschreibungen?
Nach wie vor Rückenschmerzen, also Probleme mit der Wirbelsäule, meist hervorgerufen durch Bewegungsmangel. Der Klassiker seit Jahren.
Gibt es auch positive Gründe für die wenigen Krankschreibungen in München?
Ja, durchaus. Da viele Menschen hier relativ wohlhabend sind, können sie sich zum Beispiel eine gute und vor allem gesunde Ernährung leisten. Auch treiben die Münchner meiner Erfahrung nach mehr Sport als Menschen anderswo, was vielleicht daran liegt, dass dem Münchner und der Münchnerin ihr gutes Aussehen wichtig ist.