Weitere Nazi-Drohbriefe an Kindergärten in München aufgetaucht

München - Immer mehr Drohbriefe tauchen im Münchner Süden auf. 31 wertet der Staatsschutz beim Polizeipräsidium München inzwischen aus.
Der Inhalt sind völlig wirre rassistische, antisemitische und menschenverachtende Parolen. Sogar in Kindergärten landeten mit Hakenkreuzen versehene Drohbriefe in Postkästen.
Drohbriefe: 16 Kindergärten und Tagesstätten betroffen
Insgesamt 16 Kindergärten und Tagesstätten im südlichen Landkreis München sind betroffen. Zwölf weitere gingen an Behörden, kirchliche Einrichtungen und Ämter, auch zwei Rechtsanwälte und eine Lokalzeitung bekamen Drohbriefe. Zuletzt konzentrierte sich der Täter vor allem auf Kindergärten in Unterhaching. Buben und Mädchen mit ausländischen Wurzeln bezeichnete er als "biologischem Müll", als "Dreck aus dem Nahen Osten", den man "abschieben oder erschießen müsse".
Er wolle vergiftete Süßigkeiten auslegen oder mit einem Lastwagen einen Anschlag auf Kindergartenausflüge verüben, schrieb der Unbekannte (AZ berichtete). Eltern waren in großer Sorge. Inzwischen hat sich die Aufregung etwas beruhigt. Die Polizei fährt verstärkt in der Umgebung von Kindergärten und Tagesstätten Streife.
Manche Eltern sind verärgert, dass sie nicht früher von den Drohungen erfuhren. Letzten Freitag informierte die Polizei die Kindergärten in der gesamten Umgebung. Übers Wochenende machten Gerüchte die Runde. Die meisten Eltern wurden erst Anfang der Woche informiert. Einige sind sauer, dass Veranstaltungen trotz der Drohungen stattfanden. So übernachteten in einem Kindergarten Buben und Mädchen. Sie unternahmen sogar eine Nachtwanderung.
Drohbriefe: Absender ein "Irrer"
Die Leitung verließ sich auf die Einschätzung der Polizei, wonach die Drohszenarien nicht ernst zu nehmen seien. Der Absender sei ein "Irrer" heißt es, der Inhalt der Briefe sei teils "völlig wirr". Der Täter schrieb auch an Behörden und Ämter. Die Drohungen richteten sich zum Teil gegen ganz bestimmte Personen. So wurde gefordert, bestimmte Mitarbeiter zu entlassen oder zu verhaften. Der Absender stellte zwei Mal ein Ultimatum, beide verstrichen, ohne das etwas passierte. Die ersten Drohbriefe gingen, wie gestern bekannt wurde, bereits im Februar 2017 bei Ämtern und Behörden im Landkreis ein. Ein weitererer folgte im letzten Dezember. Die meisten wurden seit dem 4. Juli 2018 verschickt.
Aufbau und Wortwahl legen nahe, dass die Briefe von einer Person geschrieben wurden, heißt es bei der Polizei. Alle wurden mit der Post verschickt. Die letzten gingen an Kindereinrichtungen in Unterhaching.
Das K 44, zuständig für rechtsmotivierte Straftaten, ermittelt. Die Briefe werden im Labor nach DNS und Fingerabdrücken untersucht. Polizeisprecher Sven Müller: "Wir ermitteln intensiv."