Weißes Pulver vor der Staatskanzlei: Bauern demonstrieren gegen EU

500 Milchbauern demonstrieren vor der Münchner Staatskanzlei auf ungewöhnliche Art gegen die Preispolitik der EU – und schießen Milchpulver in die Luft.
Otto Zellmer |
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Die Landwirte demonstrieren gegen den Milchpulver-Haufen – und setzen in den Koalitionsverhandlungen ihre Hoffnungen auf Horst Seehofer.
dpa 3 Die Landwirte demonstrieren gegen den Milchpulver-Haufen – und setzen in den Koalitionsverhandlungen ihre Hoffnungen auf Horst Seehofer.
Die Landwirte demonstrieren gegen den Milchpulver-Haufen – und setzen in den Koalitionsverhandlungen ihre Hoffnungen auf Horst Seehofer.
dpa 3 Die Landwirte demonstrieren gegen den Milchpulver-Haufen – und setzen in den Koalitionsverhandlungen ihre Hoffnungen auf Horst Seehofer.
In dieser Halle in Wilhelmshaven lagern 5700 Tonnen Milchpulver.
dpa 3 In dieser Halle in Wilhelmshaven lagern 5700 Tonnen Milchpulver.

München - Die Staatskanzlei in München war gestern die letzte Station der Deutschland-Tour der Milchviehhalter – und die Bauern haben ihrem Ärger über Milchpulver-Berge noch einmal richtig Luft gemacht. Rund 500 Landwirte kamen, 200 Schlepper fuhren vor. Außergewöhnlich und spektakulär: Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) versprühte dabei massig Milchpulver.

Der Hintergrund: Die EU häuft aktuell den größten Milchpulver-Haufen seit über 20 Jahren an. Das Ziel: Menge aus dem Markt nehmen und so die Preise stabilisieren. Europaweit sind rund 360.000 Tonnen Pulver auf Lager.

"Milch-(Ver-)Pulver-Tour" will auf Probleme der Bauern aufmerksam machen

Das schmeckt den Bauern gar nicht. Der BDM beklagt, dass die Milchpulverberge wie eine Preisbremse für die Erzeuger wirkten und eine Markterholung verzögerten. Der Verband fordert, die Übermengen einzudämmen statt Pulver einzulagern. Die Bauern hatten seit August mit Aktionen unter dem Motto "Milch-(Ver-)Pulver-Tour" in mehreren Bundesländern auf das Problem aufmerksam gemacht.

2016 fiel der EU-Durchschnittspreis für die von den Bauern angelieferte Rohmilch auf einen Tiefstand von etwa 25 Cent pro Kilogramm, aktuell steht er rund zehn Cent höher. Da die Preise unter dem von Brüssel festgesetzten Eingriffsniveau lagen, kaufte die EU-Kommission. Die Milch wird in Form lange haltbaren Magermilchpulvers gelagert, Vollmilchpulver würde wegen des höheren Fettgehalts ranzig werden.

Exemplarisch besichtigen lassen sich die Auswirkungen der Milchpreis-Krise in Wilhelmshaven. Dort steht auf dem Gelände des Tiefwasserhafens eine hundert mal hundert Meter große Halle. Drinnen stapeln sich turmhoch Säcke mit Magermilchpulver – rund 5.700 Tonnen. Das entspricht ungefähr der Milchleistung von 7.000 Kühen.

Die Ursachen der Preiskrise

Die Preiskrise hatte mehrere Ursachen. Die EU schaffte 2015 die Milchquote ab. Während die Erzeugung stieg, sank die Nachfrage nach Milchprodukten. Allein in Bayern gaben von November 2015 bis November 2016 gut 1.600 Landwirte die Milchproduktion auf.

Im Kampf gegen den Milchpulverberg setzt der BDM nun auf die Hilfe von CSU-Chef Horst Seehofer. Bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin solle der Ministerpräsident darauf hinwirken, dass ein System installiert wird, mit dem frühzeitig auf Krisen reagiert und weniger produziert werden könne, sagt der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber.

Lesen Sie auch: Mehr Schutz für Kühe und Schafe - Bauern demonstrieren gegen Wolfs-Reviere

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