Wegen Warnstreik: Lufthansa streicht am Mittwoch fast alle Flüge

Am Mittwoch bleiben fast alle Lufthansa-Flüge am Boden, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilt.
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Maschinen der Lufthansa stehen auf dem Flughafen "Franz Josef Strauß" in München.
Maschinen der Lufthansa stehen auf dem Flughafen "Franz Josef Strauß" in München. © Nicolas Armer/dpa

Frankfurt/Main - Die Lufthansa streicht wegen des Verdi-Warnstreiks am Mittwoch nahezu das komplette Flugprogramm an ihren deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München. Dies teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die Gewerkschaft hat die rund 20.000 Bodenbeschäftigten zu flächendeckenden Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um Druck in den laufenden Gehaltsverhandlungen aufzubauen.

In München streicht die Lufthansa 345 Flüge, 15 davon bereits am Dienstag. Davon betroffen sind laut Lufthansa 42.000 Fluggäste. Wer von einem gestrichenen Flug betroffen ist, werde heute informiert und nach Möglichkeit auf alternative Flüge umgebucht. Dafür seien die Kapazitäten aber begrenzt. Weitere Flugabsagen gibt es auch am Donnerstag und Freitag. Passagiere ohne Umbuchungen sollten nicht zu den Flughäfen kommen, weil dort «nur wenige oder gar keine» Serviceschalter geöffnet sein werden, warnte das Unternehmen.

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Lufthansa-Passagiere beschweren sich im Netz

Im Netz beschwerten sich Passagiere über kurzfristige Absagen von Interkontinentalflügen in die USA oder nach Hongkong. Das sind in aller Regel die letzten Flüge, die Lufthansa im Streikfall streicht. Lufthansa warnte Umsteiger davor, ohne Anschlussflug an die deutschen Drehkreuze zu fliegen. Es bestehe die Gefahr, dass die Gäste dort für mehrere Stunden oder Tage nicht weiterreisen könnten.

Der ganztägige Ausstand soll am Mittwochmorgen um 03.45 Uhr beginnen, wie Verdi bekanntgegeben hat. Aufgerufen sind ganz unterschiedliche Beschäftigtengruppen wie das Schalterpersonal, Flugzeugtechniker oder die Fahrer der riesigen Schlepper, die Flugzeuge am Flughafen auf die richtigen Positionen schieben. Ohne diese Dienstleistungen können die Jets ebenso wenig abheben wie ohne Piloten oder Kabinenpersonal.

Lufthansa: "frühe Eskalation"

Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann spricht von einer "frühen Eskalation nach nur zwei Verhandlungstagen", die enorme Schäden anrichte. Das Paket, das die Lufthansa der Gewerkschaft angeboten hat, beinhalte "sehr substantiellen Vergütungssteigerungen im Zeitraum der nächsten 12 Monate".

Neben München ist auch der Flughafen Frankfurt von den Maßnahmen betroffen: Dort werden 678 Flüge gestrichen, davon 32 am Dienstag. Dort sind laut Angaben von Lufthansa 92.000 Fluggäste betroffen. Auch die Flughäfen Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Bremen, Hannover, Stuttgart und Köln werden in Mitleidenschaft gezogen. Der Lufthansa-Konzern unterhält dort meist kleinere Einheiten, die ihre Dienstleistungen auch anderen Airlines anbieten. In Bayern ist am Freitag der letzte Schultag vor den Sommerferien.

Der erste Streik bei Lufthansa nach dem Corona-Schock kommt vor dem Hintergrund eines teilweise chaotisch verlaufenen Neustarts der Branche. Personalengpässe und eine starke Urlaubsnachfrage haben schon ohne Streiks zu erheblichen Abfertigungsproblemen in diesem Sommer geführt. Verdi macht dafür vor allem Missmanagement bei Flughäfen und Airlines verantwortlich. Der Lufthansa-Airline-Chef Jens Ritter sieht hingegen die erreichten Fortschritte durch die Streikankündigung in Frage gestellt. Der Ausstand werde Kunden und Personal über den Streiktag hinaus belasten, sagte Ritter auf der Plattform LinkedIn.

Lufthansa hat nach eigenen Angaben bei einer Laufzeit von 18 Monaten eine zweistufige pauschale Gehaltserhöhung um zusammen 250 Euro angeboten, zu der ab Juli kommenden Jahres noch eine gewinnabhängige Steigerung um 2 Prozent käme. Bei einem monatlichen Grundgehalt von 3000 Euro ergäbe sich daraus eine Steigerung von 9 bis 11 Prozent, rechnete das Unternehmen vor. Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle bezeichnete das Beispiel als «schöngerechnet». Für andere Gehaltsbereiche betrage die Steigerung nur rund vier Prozent und bringe damit für die Beschäftigten Reallohnverluste, sagte sie «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten» (Dienstag). Die Gewerkschaft fordert bei 12 Monaten Laufzeit 9,5 Prozent mehr Geld in den Lohntabellen, mindestens aber 350 Euro.

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  • eule75 am 26.07.2022 17:49 Uhr / Bewertung:

    Kaum hat sich die LH finanziell etwas erholt, ruft Verdi zum Streik auf. Diese wiederholten Streiks haben Aktionären, Personal, Passagieren etc. sehr geschadet. Nicht zu fassen, und die Regierung schaut zu!

  • Der wahre tscharlie am 26.07.2022 22:22 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von eule75

    Vielleicht kann ich ja mit ein paar Hintergrundinfos aushelfen.

    Die Lufthansa wurde mit milliardenschweren Staatshilfen gestützt, heißt, unser aller Steuergelder.
    Interessanterweise betreibt die LH 92 Tochtergesellschaften in sogenannten Steueroasen, u.a.Malta.Darüber hatten "SZ" und "Monitor" schon berichtet. Das "Netzwerk Steuergerechtigkeit" hatte damals eine Untersuchung in Auftrag gegeben und kam zu folgendem Eergebnis. Zitat:

    "Die Airline habe in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt auffällig wenig Unternehmenssteuern gezahlt, heißt es im Fazit. Es sei sehr wahrscheinlich, dass sie Gewinne in Schattenfinanzzentren verschiebt, also in Steueroasen. Durch Tochtergesellschaften wie der mit den zwei Mitarbeitern auf Malta. Denn davon hat die Lufthansa insgesamt 92. "

    Mein "Mitleid" mit irgendwelchen Aktionären hält sich also gewaltig in Grenzen.
    Meine Sympathie für die Streikenden ist dagegen um so größer.

  • eule75 am 27.07.2022 16:34 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Futsch gegangene Altersvorsorge - ist das auch egal?

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