Wegen Söders 365-Euro-Ticket: MVV-Tarifreform droht zu scheitern

München - Der großen MVV-Tarifreform droht das Aus. Und wenn man so will, ist Ministerpräsident Markus Söder (CSU) daran schuld. Söder hatte kürzlich ein 365-Euro-Ticket fürs gesamte MVV-Gebiet angekündigt. Zwar erst für die Zeit um das Jahr 2030. Diese Idee finden die Landräte im Münchner Umland aber deutlich attraktiver als die jetzigen Reformpläne.
Der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU), zugleich auch Sprecher der MVV-Verbundlandkreise, hat am Dienstag deshalb einen langen Brief an Söder und an Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) geschickt. Darin bedankt er sich ausführlich dafür, dass der Freistaat nun offenbar bereit sei, viel mehr Geld als früher in den öffentlichen Nahverkehr zu stecken.
MVV-Verbundlandkreise: "Neues Preissystem jetzt unsinnig"
Durch die geplante Reform der MVV-Tarife würden zwar etwa zwei Drittel aller Fahrgäste profitieren, gibt Niedergesäß zu. Es sei allerdings unsinnig, jetzt ein neues Preissystem zu etablieren, nur um dieses ein paar Jahre später dann wieder umzuwerfen. "Ein zweifacher Systemwechsel innerhalb weniger Jahre ist für die Fahrgäste nicht zumutbar", sagt Niedergesäß.
Die Landräte aus dem Umland sehen deshalb "kurzfristigen Gesprächsbedarf“. Es seien deutliche Korrekturen am Reformpaket notwendig. Denn mit der Aussicht auf ein 365-Euro-Ticket seien die jetzt geplanten Änderungen "so nicht mehr umsetzbar“, heißt es in einer Stellungnahme.
Die MVV-Reform sollte Mitte 2019 greifen
Eigentlich hätte die MVV-Reform zum kleinen Fahrplanwechsel Mitte 2019 greifen sollen. Wegen eines drastischen Tarifsprungs an der Grenze zwischen Stadt und Umland hatte es in den Münchner Vororten aber auch in den vergangenen Wochen schon rumort.
Münchens OB Dieter Reiter (SPD) hält an der Reform indes fest. Er sei durchaus gesprächsbereit, ließ er wissen. "Aber für vage Gedankenspiele des Ministerpräsidenten zu einem 365-Euro-Ticket sollte man die jetzige Reform nicht einfach aufgeben.“