Wegen der Pendler: Der MVV will bis in die Berge wachsen!

Bis nach Bad Tölz und Miesbach soll es schon bald gehen, kündigt MVV-Chef Bernd Rosenbusch an. Mit der AZ spricht er über seine Pläne für die Zukunft.
Sophie Anfang |
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Bergpanorama in der Nähe von Bad Tölz. Der MVV soll bald auch weiter entfernte Ziele ansteuern.
Paul Winterer/dpa 3 Bergpanorama in der Nähe von Bad Tölz. Der MVV soll bald auch weiter entfernte Ziele ansteuern.
"Als Mensch war ich tief entsetzt", MVG-Chef Ingo Wortmann über das Angebot des Mitarbeiters.
imago/AZ 3 "Als Mensch war ich tief entsetzt", MVG-Chef Ingo Wortmann über das Angebot des Mitarbeiters.
Die CSU hat vor einigen Wochen Flugtaxis am Münchner Hauptbahnhof ins Spiel gebracht.
AZ-Montage 3 Die CSU hat vor einigen Wochen Flugtaxis am Münchner Hauptbahnhof ins Spiel gebracht.

München - Der MVV-Chef ist mit dem Auto da. Zum Pressetermin am Ammersee wäre er gerne mit der S-Bahn gekommen, sagt Bernd Rosenbusch. Doch von hier komme er nicht sinnvoll heim nach Feldafing. "Daran müssen wir arbeiten", sagt er.

Attraktive Bus-Querverbindungen im Umland sind eines seiner Lieblingsprojekte. In der AZ spricht Rosenbusch über den Umlands-Verkehr der Zukunft und seine Wünsche an die Politik. Außerdem kündigt er Verbesserungen für die Fahrgäste an.

Verbunderweiterung als größter Wunsch

Den MVV zu vergrößern hält Rosenbusch politisch für den zentralsten Punkt für den ÖPNV in der Region. Wird er gefragt, was sein größer Wunsch für die Zukunft ist, sagt er spontan: "Eine Verbunderweiterung."

Fragt man ihn, was das beste Mittel sei, CO2 zu reduzieren, sagt er: "Den Verbund erweitern." Er glaubt, dass dann sehr viel mehr Menschen auf die Öffentlichen umsteigen – und arbeitet konkret an der MVV-Erweiterung.

Bad Tölz und Miesbach bis Ende 2023 im MVV?

Bergpanorama in der Nähe von Bad Tölz. Der MVV soll bald auch weiter entfernte Ziele ansteuern.
Bergpanorama in der Nähe von Bad Tölz. Der MVV soll bald auch weiter entfernte Ziele ansteuern. © Paul Winterer/dpa

Rosenbusch sagt zur AZ, er gehe davon aus, dass Bad Tölz und Miesbach Ende 2022, "spätestens Ende 2023" in den MVV aufgenommen werden. Er betont: "Das wäre auch für die Münchner ein großer Vorteil. Die Städter können dann mit ihrem MVV-Ticket in die Berge fahren." In zwei Wochen will er dem Freistaat ein Angebot vorlegen, um dann in einem Projekt für Miesbach, Bad Tölz und Landsberg am Lech untersuchen zu lassen, welche Folgen es hätte, wenn sie in den MVV aufgenommen würden.

Dann starten zum Beispiel umfangreiche Fahrgastbefragungen. In Gesprächen ist Rosenbusch auch mit Landshut (Stadt und Landkreis), Mühldorf und Rosenheim (Stadt und Landkreis). Ein weiterer Beitrittskandidat aus seiner Sicht: Garmisch-Partenkirchen. Rosenbusch glaubt, dass alle Landkreise zustimmen werden. Je digitaler die Angebote der Öffentlichen organisiert würden, desto schwieriger werde es für die Landkreise, die nicht in einem Verbund sind.

Umland-Busse

Zwischen den S-Bahn-Ästen braucht es bessere Verbindungen, ist Rosenbusch überzeugt. "Es geht voran", sagt er. "Das wäre doch vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen, dass sich da jetzt der Freistaat engagiert."

Ihm schweben sechs, sieben Linien vor, von denen einige schon konkret geworden sind, etwa eine Verbindung Fürstenfeldbruck–Starnberg–Wolfratshausen, eine von Wolfratshausen nach Deisenhofen und eine von Fürstenfeldbruck nach Dachau.

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Zehn-Minuten-Takt

MVG-Chef Ingo Wortmann hat für die Stadt München das Ziel ausgerufen, eine "Zehn-Minuten-Stadt" zu werden. Das heißt: Egal wo man ist, innerhalb von zehn Minuten soll immer die MVG da sein.

Rosenbusch geht noch weiter, er will auch die Takte im Umland viel dichter machen. "Wenigstens einen Halb-Stunden-Takt brauchen wir überall", sagt er. Wenn sich das mit dem klassischen Bus nicht lohne, müsse es eben Bedarfsverkehr geben. "Sie rufen an – und dann kommt der Kleinbus", so stellt er sich das vor.

"Als Mensch war ich tief entsetzt", MVG-Chef Ingo Wortmann über das Angebot des Mitarbeiters.
"Als Mensch war ich tief entsetzt", MVG-Chef Ingo Wortmann über das Angebot des Mitarbeiters. © imago/AZ

Ticket der Zukunft

Beim Einsteigen einen Button am Handy drücken und am Ende der Fahrt wieder, dann wird automatisch der günstigste Fahrpreis abgebucht: Rosenbusch nennt das "Ein- und Auschecken" und stellt sich so das ÖPNV-Ticket der Zukunft vor. Angekündigt hat er es schon länger. Jetzt geht es zumindest bald in die Testphase. Im März 2020 sollen 10.000 Tester mit ihrer App das Prinzip ausprobieren dürfen.

Carsharing

 

Rosenbusch kritisiert schon länger, dass die Carsharing-Anbieter sich auf die Innenstadt konzentrieren, wo es ohnehin viele Verkehrsangebote gibt – und so die Menge an Verkehr eher verstärkt als vermindert werde.

Die Bundespolitik müsse regulieren und die Anbieter dazu zwingen, auch in Außenbezirke zu gehen, fordert Rosenbusch. Lokal hingegen müssten die Landkreise Geld zuschießen. In Starnberg etwa sei man schon sehr weit. "Wenn es sich marktwirtschaftlich nicht lohnt, muss das Carsharing eben gefördert werden", sagt der MVV-Chef.

Pünktlichere S-Bahn

Die S-Bahn wird bald zuverlässiger, davon ist Rosenbusch, der sie vor Monaten noch als "grottig" bezeichnet hat, überzeugt. Der Grund: Das neue Stellwerk am Ostbahnhof, das Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kürzlich angekündigt hat. "Das ist ein großer Qualitätsschritt, es wird viel weniger Verspätungen geben", sagt Rosenbusch. Das Stellwerk soll 2023 fertig sein.

Flugtaxis

Die CSU hat vor einigen Wochen Flugtaxis am Münchner Hauptbahnhof ins Spiel gebracht.
Die CSU hat vor einigen Wochen Flugtaxis am Münchner Hauptbahnhof ins Spiel gebracht. © AZ-Montage

Flugtaxis als Verkehrsmittel der Zukunft? Rosenbusch glaubt nicht so recht daran. "Ein paar wenige sehr Reiche werden damit fliegen", sagt er. "Das wird kein öffentlicher Verkehr sein, sondern ein Exklusivverkehr."

Rosenbusch glaubt in der Stadt eher an den Verkehr auf der Schiene. Je mehr Raum in der Stadt den Autos weggenommen werde, desto attraktiver würden U-Bahn, S-Bahn und Tram, ist er überzeugt. Und auf dem Land muss es dann eben der Bus sein. Damit nicht sogar ein MVV-Chef von Feldafing nach Herrsching mit dem eigenen Auto fahren muss.

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