Bayernweiter Warntag: Darum sind beim Warntag in München keine Sirenen zu hören
München - Am Donnerstag (13. März) um Punkt 11 Uhr ist es so weit: Sirenen in ganz Bayern werden beim landesweiten Warntag getestet – die Menschen hören einen einminütigen auf- und abschwellenden Heulton.
Doch in München bleibt es ruhig, kein einziges Sirenenheulen ist in der Landeshauptstadt zu hören. Warum?
Probealarm in Bayern: In München gibt es keine Sirenen mehr
Der Grund für die Münchner Stille beim Warntag ist recht banal: In der Stadt gibt es schlicht keine Sirenen mehr. Bereits im Rahmen vorheriger bundes- und bayernweiter Warntage fragte die AZ bei der Münchner Feuerwehr nach – ein Sprecher erklärte damals daraufhin, dass die Anlagen in der Stadt bereits vor etlichen Jahren abgebaut wurden.
Das hat vor allem zwei Gründe: Die Sirenenanlagen müssten regelmäßig gewartet werden, damit sie im Ernstfall auch wirklich funktionieren und die Bevölkerung vor Gefahren warnen. Durch Wartungen entstehen Kosten. Kosten, auf die die Stadt mittlerweile verzichtet, weil sie stattdessen primär auf die Katwarn- und NINA-App fürs Smartphone setzt.
Ein weiterer Grund für die fehlenden Sirenen in München: Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde keine Gefährdungslage durch kriegerische Auseinandersetzungen mehr gesehen – die Anlagen wurden daraufhin nach und nach abgebaut. Da war der seit mittlerweile zweieinhalb Jahre anhaltende russische Angriffskrieg in der Ukraine noch in weiter Ferne.
Keine Sirenen: Wie in München im Ernstfall gewarnt wird
Statt mit Sirenen wird in München überwiegend mit dem Modularen Warnsystem, kurz MoWaS, gewarnt. "Das System kann über das Cell Broadcast, eine Art SMS, die an jedes Handy geschickt wird, und natürlich Warnapps wie Katwarn und NINA alarmieren", erklärte ein Sprecher der Münchner Berufsfeuerwehr im Vorfeld des bayernweiten Warntags im vergangenen März auf AZ-Anfrage.
Cell Broadcast einfach erklärt
Bei dem Cell-Broadcast-System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind – daher auch der Name "Cell Broadcast".
Anlass für die Einführung von Cell Broadcast war die Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. In anderen EU-Staaten wird Cell Broadcast längst genutzt.
Bei Cell Broadcast muss keine App installiert werden, wie dies bei NINA oder Katwarn der Fall ist. Alle Menschen werden mit der Technologie trotzdem nicht erreicht. Zum einen haben schätzungsweise vier Prozent der Bundesbürger kein Handy. Zum anderen sind Vodafone zufolge etwa ein Viertel der Handys technisch dazu nicht in der Lage.
Bei dem Warnsystem schrillt auch dann ein Handy laut, wenn es auf stumm geschaltet ist. Ist es hingegen im Flugmodus – etwa wenn jemand schläft und nicht gestört werden will –, so bleibt es stumm und bekommt auch keine Nachricht, da es in dieser Zeit nicht im Netz ist.
Nach Auskunft der drei deutschen Handynetzbetreiber steht das System mittlerweile aber bundesweit zur Verfügung. Man habe die Technologie laut Vodafone in allen 26.500 Mobilfunkstationen implementiert und sei bereit. Auch die Deutsche Telekom und Telefónica mit seiner Marke O2 meldeten Vollzug. Seit 23. Februar 2023 ist das System offiziell im Regelbetrieb.
Bayernweiter Warntag am 14. März 2024: Innenministerium löst MoWaS aus
Beim letzten bayernweiten Warntag am 14. März 2024 löste das Innenministerium zentral für den gesamten Freistaat die an das MoWaS angeschlossenen Warnmittel aus. Neben einer Alarmierung über das Cell-Broadcast-System und die Warn-Apps, können auch Hinweise in Funk und Fernsehen über das Modulare Warnsystem erfolgen. Parallel dazu haben aber die einzelnen kommunalen Stellen noch die Möglichkeit, Warnmittel auszulösen, die nicht direkt an das MoWaS angeschlossen sind.
Dazu gehören unter anderem Warnhinweise auf Infotafeln, beispielsweise an S- und U-Bahnhöfen. Daneben gibt es noch weitere Hinweistafeln, die in der gesamten Stadt verteilt sind – Betreiber Ströer teilte im Rahmen des bayernweiten Warntags damals auf AZ-Anfrage mit: "Die Warnmeldungen werden morgen auch auf unseren digitalen Medien in München ausgespielt." Zudem warnt die Münchner Feuerwehr auch über ihre Social-Media-Kanäle.
Ganz störungsfrei ist der Warntag im März 2024 in Bayern allerdings nicht verlaufen. Vereinzelt sei es zu Verzögerungen gekommen. Manche Menschen berichteten in den sozialen Medien, dass ihre Handys nur vibriert hätten und kein lauter Warnton erklungen sei. Dies lag nach Angaben des Innenministeriums daran, dass bewusst nur eine Warnung der Stufe 2 ausgelöst worden sei.
Feuerwehr fährt teilweise auch mit Lautsprecherwagen durch die Straßen
Im absoluten Ernstfall, also wenn es mal keinen Probealarm geben sollte, werden die Münchner übrigens auch trotz fehlender Sirenen etwas hören: Dann nämlich, wenn die Feuerwehr mit Lautsprecherwagen durch die Straßen fährt und auch die Münchnerinnen und Münchner ohne Smartphone-App auf etwaige Gefahren hinweist. "Hier gibt es vordefinierte Routen für die Fahrzeuge, die dann natürlich immer den gleichen Text abspielen", so der Feuerwehrsprecher.
Der eine oder andere wird sich möglicherweise noch an die Anfangszeiten des strikten Corona-Lockdowns erinnern, denn auch damals fuhr die Feuerwehr mit Lautsprecherwagen durch die Stadt.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel stammt aus dem AZ-Archiv und wurde für den bayernweiten Warntag am 13. März an diversen Stellen entsprechend angepasst.