Kommentar

Wahlkampf um die Lindwurmstraße in München: Die CSU schwingt den ewigen Ideologie-Hammer

AZ-Lokalchef Felix Müller über grüne und schwarze Verkehrspolitik in München.
Felix Müller
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Die Lindwurmstraße in München ist besonders von Autos dominiert – noch. (Archivbild)
Die Lindwurmstraße in München ist besonders von Autos dominiert – noch. (Archivbild) © imago/Reinhard Kurzendörfer

Mei, der Sendlinger Berg. Eine Kirche, alte Häuser mit Türmchen, ein Dorfplatz. Die CSU mag dieses Idyll also gegen den "IDEOLOGISCHEN TOTAL-UMBAU" schützen, wie es auf ihren Plakaten heißt. Wollen die bösen Ideologen die Kirche abreißen, das Türmchen zumauern, die Bäume fällen? Eigentlich nicht. Hier muss einfach nur – wie an vielen Ecken der Stadt – Platz umverteilt werden. Die Radler brauchen mehr, die Fußgänger, Gastronomie, Nachbarn. Und weil der Raum knapp ist, wird er dem Autoverkehr genommen werden müssen.

Dieses Vorhaben ernsthaft zu bekämpfen, indem man den Verlust einer Idylle beklagt – und auf den politischen Gegner mit dem ewigen Hammer des Ideologie-Vorwurfs eindrischt – auf die Idee muss man wirklich erstmal kommen.

Teile der CSU haben sich dermaßen in diese Strategie verbissen, dass man es wohl nur noch als kontraproduktiv-populistisch bezeichnen kann. Denn was ist es, wenn nicht ideologisch im langweiligsten Sinne, keine ernsthafte Debatte um eine Straße wie die Lindwurmstraße führen zu wollen – sondern einfach auf dem Status quo einer Verkehrs- und Stadtplanung zu beharren, der vielleicht in die 70er gepasst hat, aber sicher nicht ins Jahr 2023?

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Für die Debatte muss man sich auch mal trauen, Ideen zu verteidigen

Dass die CSU mit Plakaten wie diesem punkten könnte, liegt aber auch an einer Schwäche der Grünen. Sie hätten oft gute Argumente. Aber: Warum hängen an der Lindwurmstraße keine Plakate, an denen man den Sendlingern erklärt, dass es aktuell die Chance gäbe, Platz von den Autokolonnen zurückzugewinnen?

Die Lindwurmstraße ist inzwischen sogar Thema im Landtagswahlkampf. Der CSU-Kandidat plakatiert gegen die Pläne.
Die Lindwurmstraße ist inzwischen sogar Thema im Landtagswahlkampf. Der CSU-Kandidat plakatiert gegen die Pläne. © Hannes Magerstädt

Warum, um noch ein anderes Beispiel zu nennen, hat die CSU gegen Dieselfahrverbote das Bild etabliert, dass der arme Dieselfahrer aus dem Hasenbergl nicht mehr zur Arbeit zu kommen droht – aber niemand von der armen Rentnerin mit dem Schlafzimmer zur Landshuter Allee spricht, die unter den Abgasen leidet? Für eine angemessene verkehrspolitische Debatte muss man sich auch mal trauen, die Ideen zu verteidigen. Und sich nicht nur wehrlos beschimpfen lassen.

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  • Geradeaus-Denker am 03.10.2023 07:30 Uhr / Bewertung:

    Wow. Herr Müller, ich bin wirklich beeindruckt. Endlich jemand, der das Idiologi-Scild dahin hängt, wo es hingehört: zu den Autofetischisten.
    Warum niemand anders dort plakatiert? Weil es um eine Landtagswahl geht. Dabei sollten Landtagsthemen im Vordergrund stehen. Dies sind Bildung, innere Sicherheit und Raumordnung. Weil die CSU-Regierung da nichts vorzuweisen hat, plakatiert sie münchner Themen, wie U-Bahn, Wohnraum oder Bundesthemen, wie Steuern. Da sind wenigstens die Anderen schuld.
    Kann man so machen. Hoffentlich funktioniert es nicht!

  • Mobilist am 03.10.2023 00:32 Uhr / Bewertung:

    Wir verblendet muss man sein bei einem Radweg Idiologie zu entdecken.

  • Giasinger Bua am 02.10.2023 17:34 Uhr / Bewertung:

    Ach Herr Müller, wenn man links eine Augenklappe trägt, sieht man natürlich nur die „rechte“ Idiologie….

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